Arbeitsbereiche für PTA in der Industrie: PTA in der Konfektionierung
„Frau Kostin, wir brauchen eine Material-Freigabe!“ So könnte ein typischer Arbeitstag von Eugenie Kostin bei der Deutschen Homöopathie-Union (DHU) in Karlsruhe beginnen. Sie ist dort als Pharmazeutische Fachaufsicht in der Konfektionierung tätig. Doch bevor Frau Kostin bei der DHU Fuß fassen konnte, waren ein paar Schritte notwendig.
Weiterbildung mit dem Ziel Industrie
Eugenie Kostin hat 2007 ihre Ausbildung zur pharmazeutisch-technischen Assistentin abgeschlossen. Schon damals hatte sie ihr Interesse an der Pharmaindustrie entdeckt. Nach der Ausbildung arbeitete sie dennoch zunächst als PTA in einer öffentlichen Apotheke.
Um sich persönlich weiterzuentwickeln und weil sie immer noch fest davon überzeugt war, dass die pharmazeutische Industrie der ideale Arbeitsbereich für sie ist, begann sie gleich nach Abschluss ihrer Ausbildung eine Weiterbildung zur „Fachkraft für Entwicklung und Herstellung von Arzneimitteln, Dokumentationen, Verfahrenstechnik, Prüfmethoden, Qualitätsrichtlinien und Zulassung (IHK)“.
Als sie 2009 das IHK-Zertifikat in der Tasche hatte, bewarb sie sich 2011 auf ein Stellenangebot in der Produktion der Deutschen Homöopathie-Union in Karlsruhe. Der erste Bewerbungsversuch war nicht erfolgreich – die Stelle bekam ein anderer Bewerber. Doch einige Monate später klingelte das Telefon und man bot ihr die Stelle als Pharmazeutische Fachaufsicht in der Konfektionierung an, die sie gerne annahm. Manchmal klappt es mit dem „Traumjob“, wie Frau Kostin ihre Stelle selbst bezeichnet, eben erst im zweiten Anlauf. Seitdem hat sich ihr Arbeitsalltag im Gegensatz zu dem in der öffentlichen Apotheke komplett verändert.
Konfektionierung und Freigabe
Ist ein homöopathisches Arzneimittel hergestellt, muss es abgefüllt und etikettiert werden. Dies geschieht in der sogenannten Konfektionierung. Die Konfektionierung ist dabei der Bereich in einem Pharmaunternehmen, in dem die Bulkware (größere Menge eines zuvor hergestellten, unverpackten Arzneimittels) abgefüllt, gekennzeichnet, verpackt und freigegeben wird. Sie ist also der letzte Schritt auf dem Weg zum Fertigarzneimittel.
Eine der Hauptaufgaben von Eugenie Kostin in der Konfektionierung ist die Freigabe der Abfülllinien. Meist beginnt eine solche Freigabe mit dem Anruf aus der Produktion. Frau Kostin muss dann zunächst die sogenannte „Linie“, an der das Homöopathikum abgefüllt und etikettiert wird, überprüfen. Zum einen darf kein Vorgängerprodukt mehr in der Linie sein, zum andern muss alles gemäß Hygieneplan gereinigt worden sein.
Auch muss sie überprüfen, ob die entsprechenden Packmittel in ausreichender Anzahl vorhanden sind. Dafür nutzt sie die sogenannte Materialbereitstellungsliste. Diese wird für jeden Auftrag erstellt. Anhand dieser Liste kann sie überprüfen, welche Angaben auf dem Packmittel stehen müssen. Zusätzlich zur Vier-Augen-Kontrolle (Mitarbeiter plus pharmazeutische Fachaufsicht) wird jedes Packmittel auch gescannt. So ist die größtmögliche Sicherheit gewährleistet.
Auch organisatorische Aufgaben
Ist die Charge abgefüllt, etikettiert und verpackt, muss Eugenie Kostin die ordnungsgemäße und vollständige Dokumentation der Konfektionierung überprüfen und bestätigen. Erst dann ist alles für die anschließende Endfreigabe vorbereitet. Sie prüft noch einmal, ob die richtig etikettierten Fläschchen auch in den richtigen Umkartons sind und ob alle Aufdrucke stimmen. Neben den Material-Freigaben hat Frau Kostin noch weitere, auch organisatorische Aufgaben. Beispielsweise schreibt sie Arbeitsanweisungen, die im Rahmen des Qualitätssicherungssystems erstellt werden. Außerdem ist sie auch für die Materialdisposition zuständig.
„Vermissen Sie die Kunden?“
Auf die Frage, ob ihr denn der Beratungsalltag – die Kunden – in der Apotheke nicht fehle, sagt Eugenie Kostin, dass sie davor große Angst gehabt habe, ihr das aber erstaunlicherweise nicht fehle. Sie hat neben den organisatorischen Aufgaben auch eine gewisse Personalverantwortung, das heißt, sie unterstützt bei der Personalplanung und ist erste Ansprechpartnerin bei Problemen. „Hier sind mehr als 80 Mitarbeiter, jeder ist anders. Das ist so ähnlich wie mit den Kunden in der Apotheke: Da musste man auch individuell auf jeden eingehen.“ Die Kolleginnen und Kollegen sind also ihr „Kundenersatz“.
Und wie ist es, in einem so großen Industrieunternehmen zu arbeiten im Gegensatz zur öffentlichen Apotheke? „Klar sind wir hier viele – aber es ist kein anonymes Arbeiten, sondern fast schon familiär.“ Sie arbeitet in einem Schichtsystem mit Gleitzeit und könnte sich keinen abwechslungsreicheren Job mehr vorstellen!