Herstellung von Dermatika mit Statinen: So geht's
Eine aktuell durchgeführte Studie hat gezeigt, dass eine topische Therapie mit Lovastatin zu einer deutlichen Verbesserung bei einer seltenen Hauterkrankung führen kann. Bei dieser Dermatose handelt es sich um die sogenannte disseminierte superfizielle aktinische Porokeratose (DSAP).
Was versteht man unter einer Porokeratose?
Die Hauterkrankung Porokeratose führt zu einer Verhornungsstörung auf der Haut, dabei entstehen kleine, runde, rosa-bräunliche Papeln und Plaques mit scharf begrenzten verhornten Randwällen. Diese sind meist dunkler gefärbt als die Hautknötchen selbst. Überwiegend treten die Hautveränderungen an sonnenexponierten Hautstellen auf, überwiegend an Armen und Beinen, teilweise auch im Gesicht an Stirn und Wangen.
Am häufigsten erkranken hellhäutige Frauen an Porokeratose, die Krankheit tritt meist im Erwachsenenalter zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr das erste Mal auf. Die Verhornungsstörungen werden von den meisten Betroffenen als ästhetisch äußerst störend und belastend empfunden.
Sie stellen aber nicht nur ein kosmetisches Problem dar, denn die veränderten Hautstellen können zu einem Plattenepithelkarzinom entarten. Dieser bösartige Tumor ist nach dem Basalzellkarzinom der zweithäufigste Hauttumor und wird zusammen mit diesem auch als weißer Hautkrebs bezeichnet.
Bei Porokeratose: Wie wirken Statine?
Bisher sind die Möglichkeiten zur Therapie der Porokeratose begrenzt und oft nicht sehr erfolgreich. Sehr wahrscheinlich werden die Hautveränderungen durch eine Anhäufung von toxischen Stoffwechselprodukten bei der Biosynthese von Cholesterin ausgelöst, diese führen dann zu einer überaktiven lokalen Immunantwort.
Die Wirkstoffgruppe der Statine hemmt nun mit der HMG-CoA-Reduktase ein Enzym in diesem Stoffwechselweg und kann so die Anhäufung toxischer Metabolite verhindern. Zur topischen Therapie wurden bisher die beiden Wirkstoffe Lovastatin und Simvastatin eingesetzt.
Zur Erinnerung: Orale Anwendung von Statinen
Lovastatin und Simvastatin sind in Form von Tabletten verschiedener Stärke auf dem deutschen Markt verfügbar. Die Wirkstoffe werden zur Therapie erhöhter Cholesterin- und Triglyceridwerte sowie zur Verhinderung einer Arteriosklerose an den Koronararterien eingesetzt.
Bei Lovastatin und Simvastatin handelt es sich jeweils um Prodrugs, die nach Umwandlung in ihre aktive Form die HMG-CoA-Reduktase hemmen und damit auch die endogene Biosynthese von Cholesterin. Sowohl bei oraler als auch bei topischer Applikation blockieren die Statine also das gleiche Enzym.
Welche Rezepturarzneimittel werden benötigt?
Von Ärzten werden Zubereitungen mit Lovastatin-Cholesterol und Simvastatin-Cholesterol verordnet. Neben dem eigentlichen Wirkstoff wird damit Cholesterol als Bestandteil des Stratum corneum, also der Hornschicht, von außen zugeführt.
Gut zu wissen: Cholesterin oder Cholesterol?
Bei Cholesterin und Cholesterol handelt es sich um synonyme Bezeichnungen für die gleiche Substanz. Die körpereigene Verbindung wird meist als Cholesterin bezeichnet, während die Rezeptursubstanz zur Herstellung von Arzneimitteln unter dem Namen Cholesterol zu finden ist.
Fertigarzneimittel zur topischen Applikation gibt es nicht, daher besteht Bedarf für die Herstellung entsprechender Rezepturarzneimittel in der Apotheke. Beide Wirkstoffe sind nicht als Rezeptursubstanz erhältlich, daher werden zur Herstellung von Dermatika Tabletten verarbeitet.
Rezepturbeispiel für eine Creme mit Lovastatin
Zur Therapie der Porokeratose können Zubereitungen mit Lovastatin 2 % und Cholesterol 2 % hergestellt werden. Als Grundlage eignet sich die Basiscreme DAC. Ein entsprechender Rezepturvorschlag mit Simvastatin ist in den Rezepturhinweisen des DAC/NRF zu finden, eine Zubereitung mit Lovastatin kann aber analog hergestellt werden.
Lovastatin 2 % – Cholesterol 2 % – Basiscreme DAC:
Lovastatin Tabletten 40 mg | 50 Stück (entspricht 2 g Lovastatin) |
Cholesterol | 2,0 g |
Gereinigtes Wasser | 16,0 g |
Propylenglycol | 4,0 g |
Basiscreme DAC | zu 100,0 g |
Zur Herstellung werden zunächst die Fertigarzneimittel-Tabletten in einer Fantaschale mit einem Pistill grob zerkleinert und anschließend mit dem Gereinigten Wasser zu einer Suspension verrührt. Danach kann die Flüssigkeit Propylenglycol und anschließend das Cholesterol-Pulver eingerührt werden. Zur Verarbeitung sollte das Cholesterol ausreichend fein vorliegen, ansonsten muss die Rezeptursubstanz vorher zerkleinert werden.
Am Ende wird die Basiscreme DAC mit dem Ansatz so lange verrührt, bis die Suspension komplett in der Grundlage emulgiert ist.
Haltbarkeit der Lovastatin-Creme
Die verwendete Grundlage Basiscreme DAC enthält Propylenglycol in 20%iger Konzentration und ist dadurch vor mikrobiellem Befall geschützt. Die zusätzlich zugegebene Menge an Gereinigtem Wasser wird durch weiteren Zusatz von Propylenglycol nachkonserviert.
Als Aufbrauchsfrist für die Lovastatin-Creme können daher drei Monate festgesetzt werden.
Creme mit Simvastatin kann auch hergestellt werden
Ein weiterer Rezepturvorschlag mit Simvastatin stammt aus der Universitätsklinik Freiburg und ist ebenfalls in den Rezepturhinweisen des DAC/NRF zu finden. Als Grundlage wird das industrielle Halbfertigprodukt Unguentum Cordes® verwendet.
Simvastatin 2 % – Cholesterol 2 % – Konserviertes Wasser – Unguentum Cordes®:
Simvastatin Tabletten 80 mg | 25 Stück (entspricht 2 g Simvastatin) |
Cholesterol | 2,0 g |
Konserviertes Wasser DAC (NRF S.6.) | aa ad 100,0 g |
Unguentum Cordes® |
Die Rezepturgrundlage Unguentum Cordes® enthält zunächst kein Wasser, durch Zusatz von 50 bis 60 % Wasser kann daraus eine O/W-Creme erhalten werden. Damit eine stabile Emulsion entsteht, muss das Wasser unter Anwendung von Wärme eingearbeitet werden.
Zunächst werden die Fertigarzneimittel-Tabletten in einer Fantaschale mit dem Konservierten Wasser übergossen und dann so lange mit dem Pistill verrührt, bis die Tabletten zerfallen sind und suspendiert vorliegen. Danach wird in einer Metallschale die Grundlage zusammen mit Cholesterol aufgeschmolzen.
Die zuvor erhaltene Suspension wird auf rund 40 °C erwärmt und in die geschmolzene Grundlage eingerührt. Unter häufigem Abschaben wird der Ansatz bis zum Erkalten gerührt und verdunstetes Wasser mit Konserviertem Wasser DAC ergänzt.
Aufbrauchsfrist der Simvastatin-Creme ebenfalls drei Monate
Durch das Konservierte Wasser ist die Creme mikrobiologisch stabil. Durchgeführte Untersuchungen zur Stabilität in der Apotheke des Uniklinikums Freiburg haben gezeigt, dass der Gehalt an Simvastatin und Cholesterol nach drei Monaten bei über 90 % lag.
Während der Lagerung kann sich die Creme leicht gelblich verfärben, dabei handelt es sich aber nicht um unzulässige Zersetzungsreaktionen. Quellen:
- https://www.gd-online.de/german/veranstalt/images2023/2023_24.GD_.JT_2023_ABSTRACTS_Teil_6_G_Ojak.pdf
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2023/daz-19-2023/lovastatin-cremen-gegen-porokeratose
- https://jamanetwork.com/journals/jamadermatology/article-abstract/2802464
- DAC/NRF-Rezepturhinweis Simvastatin (27.06.2024)