2. Ringversuch 2024: Creme mit Triamcinolonacetonid
Triamcinolonacetonid ist ein Fluor-halogeniertes Glucocorticoid und gilt als der am häufigsten verordnete Wirkstoff zur Herstellung von Rezepturarzneimitteln. Die Substanz gehört zu den mittelstark wirksamen Glucocorticoiden der Wirkstärkeklasse II und wird in Zubereitungen zum Auftragen auf die Haut in Konzentrationen zwischen 0,025 % und 0,1 % eingesetzt. Die obere Richtkonzentration liegt bei 0,2 %.
Wie alle anderen Glucocorticoide auch wirkt Triamcinolonacetonid auf der Haut antiphlogistisch, antiallergisch und juckreizlindernd und wird daher zur Therapie zahlreicher Hauterkrankungen verschrieben.
Gut zu wissen: Triamcinolon oder Triamcinolonacetonid?
Glucocorticoide binden an intrazelluläre Glucocorticoid-Rezeptoren in der obersten Hautschicht. Dazu müssen die Substanzen in die Hautschicht eindringen und einen Depoteffekt bilden. Das ist nur bei einer ausreichenden Lipophilie des Wirkstoffs möglich. Denn: Lipophile Wirkstoffe können besser in die Haut eindringen und damit eher dermal wirksam sein.
Triamcinolonacetonid als lipophile Esterverbindung zeigt deshalb eine deutlich bessere Wirkung auf der Haut als die weniger lipophile Alkoholverbindung Triamcinolon. Wird Triamcinolon in einer dermalen Zubereitung verschrieben, muss die Apotheke daher zur Klärung der Problematik Rücksprache mit dem Arzt halten. Bei gleichbleibender Wirkstoffkonzentration sollte dann Triamcinolon gegen Triamcinolonacetonid ausgetauscht werden.
Triamcinolonacetonid: mikronisiert und unlöslich in wässrigen Flüssigkeiten
Triamcinolonacetonid ist als mikronisierte Rezeptursubstanz und in Form vorgefertigter Rezepturkonzentrate erhältlich. Die Substanz ist in Wasser praktisch unlöslich und liegt daher in Dermatika überwiegend suspendiert vor.
In wasserhaltigen Zubereitungen liegt das pH-Optimum bei pH 4. Eine Einstellung des pH-Wertes mit einem Puffer ist nicht nötig, da Triamcinolonacetonid als relativ stabil gilt und einen breiten rezeptierbaren pH-Bereich zwischen pH 2 bis 9 aufweist.
Welche Dermatika-Grundlagen sind möglich?
Triamcinolonacetonid kann mit verschiedenen Dermatika-Grundlagen verarbeitet werden. Zur Herstellung einer lipophilen Creme sind Wollwachsalkoholcreme DAB und Kühlcreme DAB geeignet. Als hydrophile Grundlagen können Basiscreme DAC, Anionische hydrophile Creme DAB und Anionische hydrophile Creme SR DAC eingesetzt werden.
Das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) hat dazu die Stabilität ausgewählter Triamcinolonacetonid-Zubereitungen untersucht. Die hergestellten Arzneimittel wurden 3 Monate bei 25 °C und 60 % relativer Feuchte sowie zusätzlich im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C gelagert. Ausgewählte Zubereitungen wurden für weitere 6 Monate bei nicht kontrollierter Raumtemperatur aufbewahrt.
In allen untersuchten Grundlagen konnte für Triamcinolonacetonid über 3 Monate eine gute Stabilität gezeigt werden. Der jeweilige Wirkstoffgehalt lag zwischen 90 % und 110 % vom Ausgangswert.
Unterschiede hinsichtlich der Lagerung bei Raumtemperatur oder im Kühlschrank konnten nicht festgestellt werden.
Empfehlungen zur Aufbrauchsfrist für ausgewählte Triamcinolonacetonid-ZubereitungenQuelle: ZL-Untersuchung: Wie stabil ist Triamcinolonacetonid?, Pharmazeutische Zeitung, 19/2015. :
Rezeptur | Aufbrauchsfrist |
---|---|
0,025 % / 0,05 % / 0,1 % Triamcinolonacetonid in Basiscreme DAC (NRF 11.38.) | Tube 1 Jahr, Spenderdose 6 Monate |
0,1 % Triamcinolonacetonid in Anionischer hydrophiler Creme DAB (konserviert mit Sorbinsäure) | 3 Monate (Tube und Spenderdose) |
0,1 % Triamcinolonacetonid in Anionischer hydrophiler Creme mit Propylenglycol nach DAB | 9 Monate (Tube und Spenderdose) |
0,1 % Triamcinolonacetonid in Anionischer hydrophiler Creme mit Sorbinsäure und Kaliumsorbat nach DAB | 9 Monate (Tube und Spenderdose) |
0,1 % Triamcinolonacetonid in Kühlcreme DAB | 4 Wochen (als Richtwert für unkonservierte lipophile Cremes) |
0,1 % Triamcinolonacetonid in Anionischer hydrophiler Creme SR DAC | 3 Monate (Tube und Spenderdose) |
Ringversuch: Welche Zubereitung soll hergestellt werden?
Im aktuellen Ringversuch soll Triamcinolonacetonid mit Anionischer hydrophiler Creme DAB verarbeitet werden. Dabei handelt es sich konkret um folgende Rezeptur:
Triamcinolonacetonid 0,1 % in Anionischer hydrophiler Creme DAB:
Triamcinolonacetonid | 0,1 g |
Mittelkettige Triglyceride | nach Bedarf |
Anionische hydrophile Creme DAB | zu 100,0 g |
Zur Herstellung wählt die Apotheke selbst ein geeignetes Verfahren aus. Klassischerweise kann eine Zubereitung mit Fantaschale und Pistill erfolgen, aber auch eine Verarbeitung mit automatischen Rührsystemen ist möglich.
Zunächst wird der mikrofein gepulverte Arzneistoff auf einer Wägeunterlage auf der Analysenwaage abgewogen, dabei ist möglicherweise ein Einwaagekorrekturfaktor zu berücksichtigen. Diese Korrektur muss vorgenommen werden, wenn die verwendete Rezeptursubstanz laut Prüfzertifikat einen Mindergehalt von mehr als 2 % aufweist.
Nachdem der Wirkstoff in die Fantaschale überführt wurde, ist als Inprozesskontrolle eine Rückwägung der Wägeunterlage zu empfehlen. Der dabei angezeigte Wert darf nicht höher als 1 % der Wirkstoffmasse sein: Im Rezepturbeispiel sind das 0,001 g bzw. 1 mg.
Vor Zugabe der Grundlage sollte der Feststoff mit Mittelkettigen Triglyceriden sorgfältig zu einer weißen Suspension angerieben werden. Bei Wirkstoffmengen von 0,1 g empfiehlt das NRF ein Anreiben in zwei Anteilen mit dem insgesamt Vierfachen jeweils unter Abschaben.
Gut zu wissen: Zur Herstellung kann auch ein Rezepturkonzentrat verwendet werden
Statt mithilfe der Rezeptursubstanz kann die Creme auch durch Abwiegen einer Triamcinolonacetonid-Verreibung 10 % mit Reisstärke (Firma Fagron) hergestellt werden. Abgewogen werden dann 1,0 g Pulververreibung. Auch diese Verreibung wird vor Zugabe der Grundlage zunächst mit Mittelkettigen Triglyceriden angerieben.
Bei der Kennzeichnung ist zu beachten, dass auf dem Etikett der tatsächliche Wirkstoffgehalt von 0,1 g Triamcinolonacetonid angegeben werden muss. Der weitere Hilfsstoff Reisstärke wird bei den sonstigen Bestandteilen genannt.
Um mögliche Pulveragglomerate gut zu erkennen, ist zur Herstellung eine Fantaschale aus Edelstahl zu verwenden. Ist die Anreibung agglomeratfrei, kann die Grundlage unter häufigem Abschaben eingerührt werden. Am Ende der Herstellung soll eine gleichmäßige, weiße Creme erhalten werden.
Anionische hydrophile Creme DAB als Grundlage
Die einzusetzende Anionische hydrophile Creme DAB zählt zu den hydrophilen O/W-Grundlagen und enthält mit 70 Prozent einen hohen Anteil an Wasser. Die auch als Unguentum emulsificans aquosum bezeichnete Creme wird durch Zugabe von Gereinigtem Wasser zur Hydrophilen Salbe DAB erhalten.
Anionische hydrophile Creme DAB:
Hydrophile Salbe DAB | 30,0 g |
Gereinigtes Wasser | 70,0 g |
Die Wasser aufnehmende Hydrophile Salbe DAB besteht aus 30 Teilen Emulgierendem Cetylstearylalkohol (Typ A), 30 Teilen Dickflüssigem Paraffin und 35 Teilen Weißem Vaselin.
Gemäß DAB-Vorschrift ist die Anionische hydrophile Creme mit 0,1 % Sorbinsäure konserviert und ist in dieser Zusammensetzung auch vorgefertigt erhältlich. Zur Herstellung der Rezeptur nach Ringversuch sollte diese Grundlage eingesetzt werden.
Andere handelsübliche Cremegrundlagen der gleichen Zusammensetzung werden auch konserviert mit Propylenglycol oder 0,05 % Sorbinsäure und 0,067 % Kaliumsorbat angeboten – diese dürfen jedoch nicht die Bezeichnung nach DAB tragen.
Abpacken und Kennzeichnen der fertigen Triamcinolonacetonid-Creme
Die fertige Creme kann in eine Aluminiumtube oder Spenderdose abgefüllt werden. Das Gefäß wird vorschriftsmäßig nach § 14 Apothekenbetriebsordnung beschriftet.
Alle eingesetzten Hilfsstoffe der Grundlage müssen dabei mit dem Namen angegeben werden. Eine ausschließliche Angabe der offizinellen Grundlage Anionische hydrophile Creme DAB wäre nicht ausreichend.
Da das Anreibemittel Mittelkettige Triglyceride nicht Bestandteil der Grundlage ist, muss es ebenfalls extra aufgeführt werden.
Als Aufbrauchsfrist können 3 Monate empfohlen werden.
Herstellung mittels elektrischer Rührsysteme
Die Creme mit Triamcinolonacetonid kann in der Apotheke auch mit automatischen Rührsystemen zubereitet werden. Bei den Topitec-Rührsystemen erfolgt die Einwaage der einzelnen Substanzen nach dem Sandwich-Verfahren.
Dazu wird die Hälfte der Anionischen hydrophilen Creme DAB in die Topitec-Kruke eingewogen und glatt gestrichen. Danach wird der Wirkstoff oder die Triamcinolonacetonid-Verreibung 1:10 ringförmig zum Krukenrand versetzt dazugegeben. Anschließend kann die restliche Grundlage eingewogen werden. Vor dem Mischen muss darauf geachtet werden, dass das gesamte Pulver mit Grundlage bedeckt ist.
Für einen luftarmen Mischvorgang sollte der Hubboden möglichst tief auf die eingewogenen Bestandteile geschoben werden. Am Ende der Herstellung wird die Spenderdose mit der fertigen Creme am Boden geöffnet, am Mischwerkzeug dürfen dann keine Agglomerate mehr zu erkennen sein.
Zusätzlich wird zur Inprozessprüfung eine kleine Menge an Creme – höchstens 1 % der Ansatzmenge – entnommen und auf einer Glasplatte ausgestrichen oder zwischen zwei Objektträgern verteilt. Die Probe kann dann auf dunklem Untergrund oder vor einer hellen Lichtquelle auf möglicherweise vorhandene Pulveragglomerate beurteilt werden. Quellen:
- NRF-Rezepturhinweis Triamcinolonacetonid (15.03.2023)
- NRF-Rezepturvorschrift: Hydrophile Triamcinolonacetonid-Creme (NRF 11.38.)
- https://www.topitec.de/herstellung/zl-ringversuche/archiv-zl-ringversuche/nrf-11.38..pdf?cid=65o
- https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-192015/wie-stabil-ist-triamcinolonacetonid/