Sonderregeln im Apothekenalltag
Corona-Pandemie
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Corona-Impfung in den Apotheken: „Ärmel hoch und los geht’s!“ – Impfstart einer Karlsruher Apothekerin

Apothekerin Jutta Thöle aus der Lukas-Apotheke
Apothekerin Jutta Thöle aus der Lukas-Apotheke in Karlsruhe ist startklar für die Corona-Impfung in der Apotheke. | Bild: C. Neth / PTAheute.de

Die Lukas-Apotheke in Karlsruhe-Grünwinkel ist eine kleine Stadtteil-Apotheke. Die Siedlung, in der sich die Apotheke befindet, ist charakterisiert durch 60er-Jahre-Bauten. Ihr Klientel, so die Inhaberin Jutta Thöle, seien hauptsächlich Stammkunden aus der umliegenden Heidenstückersiedlung.

Die meisten davon seien Ältere, doch es kämen auch immer wieder junge Familien nach, erzählt die Apothekerin. Laufkundschaft gebe es aufgrund der Lage bei ihr in der Apotheke äußerst selten.

Dienstleistungen für die Kunden im Vordergrund

Die Apothekerin hat die Apotheke mit vier Mitarbeiterinnen vor fünf Jahren von ihrem Vorgänger übernommen. Einen besonderen Schwerpunkt gibt es nicht. „Wir machen alles!“, so Thöle. Die ältere Kundin, die Pflegehilfsmittel für Angehörige abholen möchte, der Student in der Prüfungsphase, der sich mit Koffeintabletten über Wasser halten muss, die junge Mutter mit den Rezepten vom Kinderarzt – Alltag in den meisten Apotheken und eben auch in der Lukas-Apotheke.

Daneben messen Thöle und ihre Mitarbeiterinnen noch Kompressionsstrümpfe an, führen Corona-Schnelltests sowie PCR-Tests durch und bieten die Inkontinenzversorgung von Versicherten der AOK und Techniker Krankenkasse an. Alle Hände voll zu tun für eine vergleichsweise kleine Apotheke.

Corona-Impfungen – ihr Beitrag zur Pandemiebekämpfung 

Auf die Frage, wieso sie das Impfen in der Apotheke anbieten möchte, antwortet Thöle wie aus der Pistole geschossen: „Weil ich raus möchte aus der Pandemie!“ Das sei für sie der Hauptgrund. Außerdem möchte sie für die Menschen in ihrer Siedlung ein niederschwelliges Angebot schaffen, sich gegen Corona impfen zu lassen. Vor allem Erstimpfungen erhofft sich die Approbierte. Bedenken, den Ärzten „ins Handwerk zu pfuschen“, hat sie nicht.

Hintergrund: Ärzte nicht überzeugt von impfenden Apotheken 

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, hat die Corona-Impfungen in Apotheken inzwischen als nicht zielführend beurteilt. „Aktuell gibt es keinen Mangel an Impfmöglichkeiten, sondern vielmehr ein Überangebot“, sagte der Mediziner.

Sie, so Thöle, habe das Glück, dass die Mediziner, mit denen sie zusammenarbeite, alle sehr aufgeschlossen gegenüber dem Impfen in den Apotheken seien. Im November, als die Wartelisten für Impftermine lang und die Nachfrage groß waren, wurde sie sogar selbst von einem Arzt angesprochen, ob sie nicht „mitimpfen“ könne.

Die Liege für die Impflinge steht bereit. | Bild: C. Neth / PTAheute

Grippe- und Coronaimpfung bald „normale Dienstleistungen“ in Apotheken 

Neben ihrem Idealismus, etwas zur Pandemiebekämpfung beizutragen, möchte Jutta Thöle Corona- und vielleicht bald auch Grippeimpfungen als ganz normale Dienstleistungen in der Apotheke mit anbieten. Das wird sie aber nicht im großen Stil machen können, da sie dafür „einfach nicht die Kapazitäten“ habe. „Ich habe drei Kinder, einen Hund, einen Haushalt und ich mache gelegentlich ganz gerne mal Sport. Ich muss also nicht meine ganze freie Zeit in der Apotheke verbringen“, so Thöle. 

Aber für ihre Kunden und im Rahmen ihrer Möglichkeiten habe sie sich dann gemeinsam mit ihrem Mann, der auch Apotheker ist, für die Schulung bei der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg entschieden.

Impfdummies und Kochsalzlösung: die Praxisschulung 

Die erste Hürde in der praktischen Schulung sei für die Apothekerin die richtige Haltung der Spritze gewesen. „Wie nehme ich die Spritze in die Hand? Wie muss ich sie halten? Wie drücke ich so auf den Kolben, dass der ganze Inhalt rauskommt?“, das seien ihre Gedanken während der Schulung gewesen. „Nach ein paar Trockenübungen mit Umschnallpolster und ohne ging es dann los: ‚Ärmel hoch und rein damit‘“, berichtet Thöle lächelnd.

Es habe weniger Überwindung gekostet, als sie dachte. „Mein Glück war, dass ich mit meinem Mann zusammen da war, so konnten wir gegenseitig an uns proben und uns Kochsalzlösung injizieren“, so die Apothekerin. Beim ersten Mal sei sie noch zu vorsichtig gewesen und habe nicht tief genug gestochen. Das habe der schulende Arzt aber gleich korrigiert. „Ich denke, wenn ich dann hier stehe und den ersten richtigen Impfling vor mir habe, dann wird mein Händchen dann doch ein bisschen zittern, aber das kriege ich dann auch noch hin“, schmunzelt die Apothekerin.

Bald geht es los

Theoretisch dürfte Jutta Thöle ab heute impfen. Die Vorbereitungen in der Lukas-Apotheke sind abgeschlossen, die Apotheke für das Impfen angemeldet.  
Wann sie die erste Spritze setzen wird, weiß Jutta Thöle noch nicht. Denn erst müssen sich genügend Impfwillige anmelden.  

Mindestens sechs, damit die Apothekerin das erste Vial mit Impfstoff anbrechen kann. Jedes beinhaltet sechs Impfdosen, die unmittelbar verbraucht werden müssen. Deshalb sammle sie gerade noch Anmeldungen, um dann auch ihre erste Impfstoff-Bestellung abzusetzen.  

Impfen wird Jutta Thöle oder ihr Mann außerhalb der Öffnungszeiten am Mittwochnachmittag und Samstagnachmittag in einem kleinen, vom Verkaufsraum abgetrennten Eckzimmer in der Lukas-Apotheke.  

Eine ausklappbare Liege steht dort bereit, ein Sessel, ein Tisch und Desinfektionsmittel. Hier können sich die Geimpften nach der Injektion auch die 15 Minuten zur Beobachtung aufhalten. Einzig ein paar Stühle möchte die Apothekerin noch anschaffen. 

PTA spielen keine Rolle beim Impfen 

„Ich denke, ich werde mein Personal da komplett raushalten. Ich habe mich auch dazu entschieden, das außerhalb der Öffnungszeiten zu machen, damit sich die Leute in Ruhe hinsetzen können, ohne vom Gewusel im Backoffice etwas mitzubekommen. Auch ich selbst möchte nicht vom Impfen weggerufen werden. Das werden wir innerhalb der Familie regeln“, berichtet Thöle.  

Das Terminmanagement macht die Apothekerin zunächst einmal händisch. Sollte die Nachfrage steigen, möchte sie die Terminvergabe über ihre Apothekenwebsite steuern, wie schon die Termine für die Corona-Testung. Dann können sich die Impfwilligen auch den Anamnese-Bogen vorab herunterladen und in Ruhe ausfüllen. 

Und was ist mit der „Impfpflicht“? 

Das Thema Immunisierung gegen Masern, Hepatitis und COVID-19 des Apothekenteams, das in den vergangenen Wochen für Wirbel gesorgt hat, beunruhigt die Apothekerin nicht. Sie selbst habe alle erforderlichen Impfungen und würde auch bei ihrem Team Wert auf einen ausreichenden Impfschutz legen. „Da wir ab und zu Blutzuckermessungen durchführen, möchte ich meine Mitarbeiterinnen natürlich so gut es geht schützen“, erklärt Thöle.

„Die Älteren sind vorbildlich“ 

Eigentlich hatte sich Jutta Thöle erhofft, dass Kandidaten für die Erstimpfung das niederschwellige Angebot nutzen würden. Tatsächlich sei es aber so, dass sie für die nächste Woche vorwiegend Anfragen für noch ausstehende Boosterimpfungen und vierte Auffrischungsimpfungen älterer Kunden habe.

„Ich finde es löblich, dass jetzt wirklich die Älteren kommen und sich ihre vierte Spritze abholen. Aber genauso wichtig wäre es ja, die Menschen anzusprechen, denen die ersten beiden Impfungen noch fehlen“, so Thöle. Sie jedenfalls stünde bereit.

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