COVID-19-Therapieoptionen
Corona-Pandemie
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Deutsches Start-up entwickelt vielversprechendes Virus-Medikament: COR-101: Ein neues COVID-19-Medikament?

Forscher in Schutzkleidung schaut durch Mikroskop
Die ersten klinischen Tests zum COVID-19-Medikament des Start-up-Unternehmens laufen bereits. | Bild: Mongkolchon / Adobe Stock

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist der Science Campus in Braunschweig eine gefragte Adresse. Virologen, Epidemiologen und Modellierer beraten sogar die Regierung im Kampf gegen das Virus. Seit gut einem Jahr versucht dort auch das Team von Corat Therapeutics zu helfen und entwickelt ein Medikament gegen COVID-19. Wenn alles gut läuft, ist noch in diesem Jahr eine vorläufige Zulassung möglich.

Geeignet für moderate bis schwere Krankheitsverläufe

„Jeder Patient, der stirbt, ist einer zu viel“, sagt André Frenzel vom fünfköpfigen Entwicklerteam bei Corat. Beim Gang durch die Räume des Start-up-Unternehmens im Süden Braunschweigs beschreibt er damit die Motivation der Forscher. Das Corona-Virus werde uns noch lange begleiten. Das Mittel mit dem Entwicklungsnamen COR-101 soll moderat bis schwer erkrankten COVID-19-Patienten helfen.

„Das Medikament, das wir entwickeln, hat die Eigenschaft, dass es das Virus neutralisieren soll“, erklärt der 45-jährige Frenzel. Das bedeute in diesem Fall, dass das Virus an der Vermehrung in der Lunge behindert werde. Behandelt werden sollen Patienten, die mit teils schwerwiegenden Krankheitsverläufen in Kliniken liegen. „Wir entwickeln explizit für die hospitalisierten Menschen im Krankenhaus, weil es denen am schlechtesten geht“, sagt Frenzel.

Gut zu wissen: Was steckt hinter COR-101? 

Der Wirkstoff ist ein durch biotechnologische Methoden hergestellter Antikörper, wie ihn der Körper normalerweise selbst nach einer Infektion oder Impfung bildet. Er blockiere auf der Oberfläche des Virus mit sehr hoher Bindungsstärke genau jene Stelle, welche das Virus zum Andocken an menschliche Zellen benötige.

Der Unterschied zu anderen Antikörpern ist der Firma zufolge, dass das Mittel speziell darauf ausgelegt ist, keine überschießenden Immunantworten auszulösen, die zur Schädigung der Lunge beitragen. Möglich sei das durch das Ausschalten der entsprechenden Signalstellen im Molekül. Dadurch wird demnach eine Behandlung von Patienten mit hoher Viruslast ermöglicht, die bereits fortgeschrittene Erkrankungen aufweisen.

Beginn von ersten klinischen Tests in Krankenhäusern

Vor wenigen Tagen meldete das Start-up den Beginn von klinischen Tests mit dem Wirkstoff in Krankenhäusern. In dieser Phase soll die Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit von COR-101 an insgesamt 45 Patienten an fünf deutschen Studienzentren bewertet werden. Der erste Patient wurde nach Unternehmensangaben am Universitätsklinikum Tübingen behandelt.

An der aktuellen Studie zu COR-101 sind zudem die Unikliniken in Dresden und Leipzig sowie das Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart und das Städtische Klinikum Braunschweig beteiligt. Ergebnisse dieser Testphase werden im Sommer erwartet, und das Corat-Team ist mit der Entwicklung zufrieden. „Das kann dazu führen, dass wir eine Notfallzulassung Ende des Jahres beantragen können“, sagt Frenzel.

Medikamentensuche gegen SARS-CoV-2 bisher ernüchternd

Aus der Medizin hatte es erst vor wenigen Wochen ernüchternde Stimmen zur Medikamentensuche gegeben. Derzeit würden rund 400 verschiedene Substanzen auf Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2 untersucht, sagte Stefan Kluge, Koordinator der Behandlungsleitlinien der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin. Bei fast allen Studien habe es aber negative Ergebnisse gegeben. „Es wird nicht die eine Wunderpille gegen COVID-19 geben können“, sagt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek.

Das Ministerium will auch deshalb die Medikamentenforschung mit 50 Millionen Euro fördern, nachdem ein Expertengremium für mehrere Projekte Empfehlungen ausgesprochen hatte. Darunter ist laut Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann auch das Braunschweiger Projekt. Das Land Niedersachsen fördert Corat Therapeutics bereits seit Juni 2020.

Medikamente als drittes Standbein der Pandemiebekämpfung

Mehrere Politiker aus Niedersachsen, wie Bundesarbeitsminister Hubertus Heil oder Ministerpräsident Stephan Weil, warben schon im März für weitere Corat-Förderungen. Über die anschließenden positiven Signale aus Berlin wird sich auf dem Braunschweiger Science Campus gefreut. „Wir sehen Medikamente als drittes Standbein, um die Pandemie zu bekämpfen“, sagt der Biologe Frenzel. Zu den Anti-Corona-Maßnahmen und den Impfstoffen gehören für ihn definitiv Medikamente dazu. dpa/vs 

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