COVID-19-Auffrischimpfung: Booster erhöhen Schutzwirkung gegen Delta deutlich
Eine Booster-Impfung senkt deutlich das Risiko, an COVID-19 zu erkranken oder zu sterben. Das zeigen zwei israelische Studien im „New England Journal of Medicine“. Beide Untersuchungen beziehen sich auf den mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer.
Experten halten das Ergebnis aber für auf andere Impfungen übertragbar. Über den Schutz vor Omikron geben die Studien keine Auskunft, weil sie einen Zeitraum vor der Entdeckung der neuen Variante betrachten.
Geringere Sterblichkeit
Ein Team um Shlomit Yaron von den Clalit Health Services in Tel Aviv verglich die Sterblichkeit von Menschen, die zwei Mal mit dem mRNA-Impfstoff geimpft wurden, mit der von Menschen, die zusätzlich eine Auffrischimpfung bekommen hatten.
In die Studie flossen Daten von mehr als einer dreiviertel Million Menschen ein. Sie waren 50 Jahre oder älter und ihre Zweitimpfung lag mindestens fünf Monate zurück. In der Gruppe mit Auffrischimpfung lag das Risiko, an Corona zu sterben, nur bei einem Zehntel im Vergleich zur Gruppe ohne Booster.
Bestätigte Infektionen mit Booster um Faktor 10 niedriger
Eine andere Gruppe um Ron Milo vom Weizmann Institute of Science in Rehovot konzentrierte sich in ihrer Arbeit auf die Wirksamkeit der Booster-Impfungen in verschiedenen Altersgruppen. Dabei werteten sie Daten von 4,7 Millionen Menschen ab 16 Jahren aus. Verglichen wurden Menschen, die mindestens zwölf Tage zuvor geboostert worden waren, mit Menschen ohne Drittimpfung.
Bei den dreifach Geimpften war die Zahl der bestätigten Infektionen über alle Altersgruppen hinweg in etwa um den Faktor 10 niedriger als bei nur zweifach Geimpften. Schwere Verläufe bei Menschen ab 60 Jahren waren in der Booster-Gruppe um den Faktor 17,9 seltener, Todesfälle gab es um den Faktor 14,7 weniger.
Sind die Ergebnisse auf andere Impfstoffe übertragbar?
Ja, sagt Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Andere Studien hätten bereits zuvor gezeigt, dass man auch andere Grundimmunisierungen – etwa mit AstraZeneca – sehr gut mit einer dritten mRNA-Impfung boostern kann. „Daher kann man diese Erkenntnisse sicherlich übertragen“, sagte Watzl der Deutschen Presse-Agentur.
Besonders guter Schutz vor schwerem Corona-Verlauf
Die Studien aus Israel zeigten, „dass der Booster wieder einen extrem guten Schutz bringt, besonders vor schwerer Erkrankung“, sagte Watzl. „Und das über alle Altersgruppen. Also: Jeder profitiert von einem Booster.“
Die Studien vergleichen nur zweifach Geimpfte mit dreifach Geimpften, wie der Immunologe betont. Interessant fände er auch einen Vergleich mit Ungeimpften, sagt Watzl: „Da würde sich nämlich ein noch viel größerer Unterschied zeigen.“ Außerdem würde man sehen, „dass auch Personen sechs Monate nach der zweiten Impfung noch einen viel besseren Schutz vor einer schweren Erkrankung haben als Ungeimpfte“. Quelle: dpa / vs
Wie gut schützen die Booster vor der neuen Omikron-Variante?
Virologin Professor Sandra Ciesek vom Universitätsklinikum Frankfurt hat in kurzen Statements bei Twitter erste Ergebnisse zur Wirksamkeit der derzeit vorhandenen Impfstoffe gegen Omikron veröffentlicht. Demnach lag die Neutralisationskapazität der Antikörper gegen Omikron sechs Monate nach Impfung mit
- zweimal Biontech bei 0 Prozent,
- zweimal Moderna bei 0 Prozent,
- einmal AstraZeneca, einmal Biontech bei 0 Prozent.
Gegen die Delta-Variante lag die Neutralisationskapazität sechs Monate nach Impfung mit
- zweimal Biontech bei 47 Prozent,
- zweimal Moderna bei 50 Prozent,
- einmal AstraZeneca, einmal Biontech bei 21 Prozent.
Etwas effektiver gegen Omikron scheinen die Antikörper nach Boosterung zu wirken, wenn diese noch nicht allzu lange zurückliegt: Drei Monate nach der dritten Biontech-Dosis lag die Neutralisationskapazität gegen Omikron bei 25 Prozent (vs. 95 Prozent gegen Delta).
Die Virologin betont unter ihrem Tweet allerdings, dass diese Daten nichts dazu aussagen könnten, „ob man weiterhin vor einem schweren Verlauf geschützt ist (Stichwort T-Zellen)“. Noch sind die Ergebnisse nicht von Fachkollegen begutachtet und nicht in einem Fachmagazin veröffentlicht. Quelle: daz / cm