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Corona-Pandemie
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PoC-PCR-Test in der Apotheke

Laborant vor Teststation für PoC-PCR-Tests
PoC-PCR-Tests in der Apotheke sind aufwändig, können aber ein gutes Kundenbindungsinstrument sein. | Bild: Hugger / PTAheute

Montagvormittag im Karlsruher Stadtteil Grötzingen. Apothekerin Imke Reinhard kommt mit einem riesigen Stapel Pappschalen vom benachbarten Testzentrum zurück in die Rathaus-Apotheke. Statt in die Offizin geht es für die Pharmazeutin und Leiterin der beiden apothekeneigenen Testzentren nun ins Labor. Dort warten insgesamt vier PCR-Geräte mit den Namen Hanni, Nanni, Susi und Opa Karl auf ihren Einsatz, die innerhalb von 30 Minuten über 40 Proben gleichzeitig auswerten können.

Wer bekommt einen kostenlosen PCR-Test in der Apotheke?

Nach der neuesten Corona-Testverordnung sind Bürgerinnen und Bürger in bestimmten Situationen berechtigt, einen kostenfreien PCR-Test zu bekommen – und zwar auch in Apotheken. Ein PCR-Test ist möglich nach einem positiven Schnelltest, als Kontaktperson und zum „Freitesten“ aus der häuslichen Absonderung. Hier genüge zwar ein Schnelltest, so Imke Reinhard, die Leiterin des Grötzinger Testzentrums, viele würden aber trotzdem die genauere Variante wählen. PCR-Tests, die nicht ins Labor gehen, sondern in der Apotheke direkt ausgewertet werden können, sind sogenannte PoC-PCR oder PoC-NAT-Tests. Vom Ablauf her funktionieren die Tests ähnlich wie die Schnelltests, die in ganz vielen Apotheken durchgeführt werden.

Wie läuft der PoC-PCR-Test ab?

Im Idealfall hat der Proband, bevor er ins Testzentrum kommt, online einen Termin gebucht. Ohne Termin komme es zu längeren Wartezeiten, weil die persönlichen Daten erst erfasst werden müssen, so die zuständige Apothekerin. Beim Betreten des Testzentrums wird zunächst die Körpertemperatur gemessen. Dann wird der Anmelde-QR-Code gescannt. Dadurch ist die Person im System erfasst. Außerdem wird kontrolliert, ob es sich auch um die angegebene Person handelt. Hierfür genügt ein kurzer Blick in den Personalausweis oder den Führerschein. Am Ende muss der Proband — nach einer Prüfung durch die Apotheke — die Berechtigung für den kostenlosen PCR-Test unterschreiben. Dann bekommt der Proband eine Pappschale mit dem Abstrichstäbchen und der Pufferlösung in einem Röhrchen sowie einem QR-Code zur Zuordnung und geht damit in die Testkabine.

Durchführung wie beim Antigen-Schnelltest

In der Kabine beschriftet der Tester zur Sicherheit noch das Röhrchen mit der Pufferlösung mit den Initialen und dem Geburtsdatum des Probanden. Wie beim Antigen-Schnelltest wird dann ein Abstrich im Rachen und dem vorderen Nasenbereich gemacht. Das, so die Apothekerin, unterscheide seriöse von „nicht ganz so seriösen“ Anbietern, denn nur ein ordnungsgemäßer Abstrich könne auch ein aussagekräftiges Ergebnis liefern. Außerdem sind in den Testzentren der Apotheke nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angestellt, die eine medizinische oder pharmazeutische Ausbildung absolviert haben. Nach dem Abstrich verlässt der Proband das Testzentrum. Das Ergebnis bekommt er telefonisch und das Zertifikat per E-Mail.

Wie ein PoC-PCR-Test im Testzentrum der Rathaus-Apotheke in Karlsruhe-Grötzingen abläuft, sehen Sie hier.

Zusätzliche Fachkraft im Labor

Die PCR-Proben werden ins Labor gebracht und dort dann weiter verarbeitet. Wenn die Abstriche über Nacht gelagert werden müssen, werden sie in der Rathaus-Apotheke in einem separaten Kühlschrank aufbewahrt. Eine Probe sei bis zu sieben Tagen auswertbar, „was aber natürlich keinen Sinn macht – wir werten die Proben so schnell wie irgendmöglich aus“, so Reinhard.

Für die Auswertung der Tests mit den speziellen PCR-Geräten hat die Apotheke einen Mitarbeiter eingestellt, der sich ausschließlich darum kümmert. Er gehört – wie die Tester in den apothekeneigenen Testzentren – zum medizinischen Fachpersonal und sorgt dafür, dass kein pharmazeutisches Personal im Apothekenbetrieb fehlt. „Das lohnt sich natürlich nur, wenn man entsprechend viele PCR-Tests durchführt und abrechnen kann“, so Benedikt Bühler, Pharmazeut im Praktikum und Sohn der Apothekeninhaberin.

Der Mitarbeiter sortiert und dokumentiert im Labor die Proben. Die Dokumentation wird dann von der zuständigen Apothekerin geprüft und abgezeichnet. Die Proben werden durchnummeriert und bekommen einen Platz im Reagenzglasständer zugeteilt. Das kann dann wie folgt aussehen: Max Mustermann, Probe Nr. 1, Reagenzglasständer Platz 1, Platz im Gerät Position 1. Wenn die Dokumentation abgeschlossen ist, wird der sogenannte „Master Mix“, eine Enzym- und Reagenzienmischung vorbereitet. „Der Master Mix“ ist quasi die Schlüsselsubstanz, damit die PCR (Polymerase-Kettenreaktion, englisch: polymerase chain reaction, PCR) überhaupt funktioniert. Der Master Mix enthält Enzyme und verschiedene Reagenzien, die erforderlich sind, um das Erbmaterial des Virus zu vervielfältigen. Dieser Mix muss vorbereitet werden, da die Substanzen eingefroren sind. Sie sind äußerst temperaturempfindlich und dürfen auch nicht geschüttelt werden. Nach dem Auftauen tropft der Mitarbeiter in jede Probe einen Tropfen des Master-Mix. Mit jeder Probe läuft eine Positiv- und eine Negativkontrolle mit.

Corona-Virenstämme in der Apotheke?

Auf die Frage, ob es sich bei der Positivkontrolle um Corona-Stämme handelt, die in der Apotheke lagern, muss Apothekerin Imke Reinhard schmunzeln. „Natürlich sind in der Positivkontrolle keine aktiven Viren enthalten. Wir bekommen die Positivkontroll-Lösung von der Firma des PCR-Geräts. Es handelt sich hierbei um Bestandteile des Coronavirus, die aber nicht vermehrungsfähig sind. Somit besteht natürlich keinerlei Gefahr für denjenigen, der mit der Lösung umgeht, und die Lösung hat auch kein Missbrauchspotenzial“, klärt Reinhard auf.

Pro Gerät bleibt so Platz für 14 menschliche Proben. Die Rathaus-Apotheke hat insgesamt vier PCR-Geräte: zwei identische Geräte der Firma Egens mit den Namen „Hanni“ und „Nanni“ für jeweils 16 Proben, ein Gerät der Firma MedSan mit dem Namen Susi für 20 Proben und dann gibt es noch „Opa Karl“, das erste Gerät in der Apotheke von der Firma Roche, das zwar nur eine Probe auswerten kann, diese dafür aber in nur 20 Minuten statt 30 Minuten wie die neueren Nachfolger. Theoretisch kann die Apotheke so 600 PCR-Tests an einem Werktag durchführen und auswerten.

Wenn ein Durchlauf nach 30 Minuten beendet ist, werden die Ergebnisse der einzelnen laufenden Nummern auf der Dokumentation eingetragen und die Apothekerin prüft die Ergebnisse der Positiv- und Negativkontrolle und die einzelnen Probenergebnisse. Wenn ein Test nicht funktioniert hat, muss er ein weiteres Mal durchgeführt werden. Ein zweiter Abstrich ist hierfür jedoch nicht nötig – die Abstrichproben werden erst verworfen, wenn ein Ergebnis vorliegt.

Angebot als Kundenbindungsinstrument

Die Ergebnisse der PCR-Tests werden per E-Mail versendet. Zusätzlich ruft ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin der Apotheke die Probanden an, um über Absonderungspflichten, Freitesten etc. zu informieren. Außerdem bietet die Apotheke bei Bedarf die Lieferung von Arzneimitteln zu den Betroffenen an. Zusätzlich bekommen alle positiv getesteten Personen die Möglichkeit, unbürokratisch sofort ihr Genesenenzertifikat zu erhalten. „Die Leute sind sehr dankbar für den Anruf. Manche haben viel Fragen, wie lange sie in Quarantäne bleiben müssen, ab wann sie sich freitesten können, wen sie informieren müssen und vieles mehr – für uns ist das ein gutes Instrument der Kundenbindung“, so die Apothekerin. Viele Kunden seien auch froh, ein so niederschwelliges Angebot in den Testzentren vorzufinden. „So müssen sie nach einem positiven Schnelltest nicht noch eine weitere Stelle anlaufen, müssen sich um das PCR-Ergebnis und das Genesenen-Zertifikat keine Gedanken machen“, berichtet Reinhard von ihren Erfahrungen. Das Angebot sei zwar aufwändig und kostenintensiv (Anschaffung der Geräte, Einstellen von Personal), man rechne in der Rathaus-Apotheke aber damit, dass sich die Kosten bald schon eingespielt hätten. Gerade, wenn man an die anstehende Reisezeit denke, für die viele einen PCR-Test benötigten.

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