Corona-Monitor des BfR: Fast jeder Zweite wurde schon einmal getestet
Seit nunmehr einem knappen Jahr hört sich das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in regelmäßigen Abständen in der Bevölkerung um: Wie kommen die Bürger mit den Corona-Maßnahmen zurecht? Hinter welchen Einschränkungen stehen sie, welche akzeptieren sie nicht (mehr)? Die jüngste Erhebung des Corona-Monitors zeichnet ein Stimmungsbild Deutschlands Anfang März 2021 – und mittlerweile scheinen nicht mehr alle Bürger uneingeschränkt mit allen Maßnahmen einverstanden.
Psychische Gesundheit leidet
So sorgen sich die Befragten zunehmend um ihre psychische Gesundheit und um soziale Beziehungen. Noch im Juni 2020 war nur jeder Zehnte hinsichtlich seiner psychischen Gesundheit beunruhigt. Mittlerweile gibt knapp ein Viertel der Befragten an, sich deswegen beunruhigt oder gar sehr beunruhigt zu fühlen. Um soziale Beziehungen sorgen sich aktuell prozentual ebenfalls doppelt so viele Menschen wie noch im Juni des letzten Jahres (32 Prozent vs. 16 Prozent).
Maske, Abstand, Händehygiene werden zuverlässig umgesetzt
Dennoch scheinen die Menschen zuverlässig zu bleiben, was das Maskentragen, die Abstandsregeln und die Händehygiene angeht. Man sieht hohe und konstante Werte seit Beginn der Pandemie im März 2020 und auch aktuell geben 95 Prozent der Befragten an, sich mit einem Mund-Nasen-Schutz vor Infektionen mit SARS-CoV-2 zu schützen. 91 Prozent halten mehr Abstand zu anderen Personen ein und 90 Prozent waschen sich gründlicher die Hände. Nach wie vor stehen die Bürger auch hinter diesen Maßnahmen und bewerten sie als angemessen. Verglichen mit Juni 2020 nutzen zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nur wenige Menschen mehr die Corona-Warn-App: 28 Prozent damals und aktuell 36 Prozent, somit nur etwa jeder Dritte. 43 Prozent der Menschen haben sich der Umfrage zufolge bereits einmal auf das Coronavirus testen lassen.
1 Prozent setzt keine Corona-Maßnahmen um
Nur ein Prozent der Befragten gibt an, keine Corona-Maßnahmen – Maske, Abstand, seltener Freunde treffen, Corona-Warn-App nutzen, Vorräte anlegen, Händehygiene, mehr Lüften – umzusetzen. Und das war aber schon immer so: Auch zu Anfang der Pandemie gab es dieses eine Prozent renitenter Bürger.
Kontaktbeschränkungen nicht mehr angemessen
Auf weniger Verständnis treffen mittlerweile jedoch die Kontaktbeschränkungen: Nur noch zwei von drei Befragten (65 Prozent) finden diese aktuell noch angemessen, vor einem Jahr war es tatsächlich noch fast jeder (92 Prozent). Auch das Schließen von Kultureinrichtungen und das Absagen von Veranstaltungen empfinden zum jetzigen Zeitpunkt weniger Menschen angebracht, der Zuspruch sank von je 97 Prozent auf 60 (Kultureinrichtungen) beziehungsweise 84 Prozent (Veranstaltungen). Und nur noch gut jeder Dritte (37 Prozent) äußert Verständnis, dass Geschäfte geschlossen sind, im März 2020 waren es noch 86 Prozent.
Weniger gut informiert
Interessant ist auch, dass sich die Befragten nun weniger gut informiert fühlen als noch vor einem Jahr: Aktuell gibt nur noch knapp die Hälfte (46 Prozent) an, sehr gut informiert zu werden – vor einem Jahr gab es die Bestnote noch von 72 Prozent der Bürger.
Größte Ansteckungsgefahr durch andere Menschen
Nach wie vor denken die meisten (67 Prozent) Befragten, dass die größte Ansteckungsgefahr von der Nähe zu anderen Menschen ausgeht. Türklinken und Bargeld haben als Überträger an Überzeugung eingebüßt: 43 Prozent und 27 Prozent der Bürger sehen zwar auch jetzt noch eine hohe Ansteckungsgefahr für SARS-CoV-2 über Türklinken und Bargeld, noch vor einem Jahr waren es aber 61 und 45 Prozent. Dem BfR sind eigenen Angaben zufolge allerdings keine Infektionen mit SARS-CoV-2 über diesen Übertragungsweg bekannt.
Grundsätzlich könnten Coronaviren durch direktes Niesen oder Husten einer infizierten Person auf Oberflächen gelangen und dort auch eine Zeit lang infektiös bleiben. Das BfR räumt ein, dass eine Schmierinfektion einer Person möglich erscheine, wenn das Virus kurz danach über die Hände auf die Schleimhäute von Nase oder Augen übertragen werde. Umso wichtiger sei es deswegen, die Hygieneregeln einzuhalten.
In der Tat fanden australische Wissenschaftler im letzten Jahr, dass SARS-CoV-2 auf glatten Oberflächen wie Glas und Edelstahl recht robust ist und bis zu 28 Tage lang infektiös bleiben kann und Touchscreen-Geräte daher eine mögliche Übertragungsquelle darstellen könnten. Die Wissenschaftler empfahlen, diese somit regelmäßig zu desinfizieren. Ob sich ein Mensch je über solche Oberflächen angesteckt hat, ist nicht bekannt. Zur Ansteckungsgefahr durch Lebensmittel schreibt das BfR aber, dass eine Übertragung von SARS-CoV-2 über Lebensmittel bisher nicht nachgewiesen worden ist.
Zweiwöchentliche Befragung des BfR
Seit dem 24. März 2020 hat das Bundesinstitut für Risikobewertung jede Woche etwa 500 zufällig ausgewählte Menschen per Telefon zum Thema Corona befragt. Den wöchentlichen Turnus änderte das BfR ab Juni 2020: Nun erhebt das BfR die Stimmungslage alle zwei Wochen, dafür aber an 1.000 zufällig ausgewählten Personen. Fragen, die das BfR interessieren, sind beispielsweise: „Wie schätzen diese die Gefahr einer COVID-19-Erkrankung im Vergleich zu Grippe oder Krebs ein? Wie gut fühlen sich die Menschen über Corona informiert, welche Haupt-Informationsquellen nutzen sie? Wie stehen die Befragten zu Maßnahmen der Infektions-Eindämmung – ist das Einschränken der Reiseaktivitäten ok und das Absagen von Veranstaltungen? Wie steht die Bevölkerung zur Abstandsregelung? Ergibt die Begrenzung der Kundenzahl und die Maskenpflicht beim Einkaufen Sinn? Was halten die Menschen von geschlossenen Kitas und Schulen? Und wie schützen sich die Befragten selbst?“ Interessant ist hier vor allem auch die zeitliche Entwicklung der einzelnen Befragungswellen. Insgesamt hat das BfR seit dem 24. März 30 Befragungen durchgeführt.