Meldungen vom 28.02. bis 04.03.2022
Mittwoch, 02.03.2022
Angst und Depressionen im ersten Corona-Jahr deutlich häufiger
Das erste Corona-Jahr 2020 hat nach einer Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit zu 25 Prozent mehr Angststörungen und Depressionen geführt als zuvor. Die vorliegenden Informationen seien wahrscheinlich nur die Spitze eines Eisbergs, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. „Dies ist ein Weckruf für alle Länder, sich mehr um die mentale Gesundheit zu kümmern“, teilte er mit.
Einer der Hauptgründe sei der erhebliche Stress, der mit der sozialen Isolation durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie einherging, berichtet die WHO. Es habe Einschränkungen bei der Arbeit gegeben, und Menschen hätten weniger Unterstützung in der Familie suchen und sich weniger in Vereinen und Gruppen in ihrem Umfeld engagieren können.
Andere Stressfaktoren seien Einsamkeit, Angst vor einer Infektion, Krankheit oder dem Tod für einen selbst oder Verwandte, Trauer nach Todesfällen und finanzielle Sorgen gewesen. Bei Gesundheitspersonal sei Erschöpfung ein Auslöser für Suizidgedanken gewesen. Besonders betroffen gewesen seien junge Leute und Frauen. Während das Problem selbst deutlich wuchs, waren viele auf diese Probleme ausgerichtete Gesundheitsdienste teils ausgesetzt. Die Situation habe sich bis Ende 2021 leicht gebessert. Quelle: dpa/mia
Corona-Regeln bei Einreisen nach Deutschland vereinfacht
Für Urlaubsrückkehrer aus dem Ausland wird die Einreise nach Deutschland leichter. Von diesem Donnerstag an sollen vorerst keine Staaten mehr als Hochrisikogebiete mit weitergehenden Auflagen wie Quarantänepflichten bei der Einreise ausgewiesen sein, wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilte. Hintergrund sind auch ab Donnerstag greifende Änderungen der Einreiseverordnung. Als Hochrisikogebiete sollen demnach künftig nur noch Gebiete eingestuft werden, in denen Varianten mit „besorgniserregenderen Eigenschaften“ grassieren als die hierzulande dominierende Omikron-Variante.
Das Bundesgesundheitsministerium betonte, dass für alle Einreisen nach Deutschland aber weiterhin die 3G-Regel gelte: Wer nicht geimpft oder genesen ist, muss einen negativen Test haben. Diese Nachweispflicht gilt künftig ab dem Alter von zwölf statt ab sechs Jahren, wie die neue Einreiseverordnung vorsieht. Das RKI weist auf seiner Internetseite außerdem darauf hin, dass sich die Einstufung von Risikogebieten weiterhin kurzfristig ändern könne. Bis Mittwoch standen rund 60 Staaten auf der RKI-Liste. Sie sollen ab Donnerstag, 0.00 Uhr, nicht mehr als Hochrisikogebiete gelten.
Generell gilt für Einreisende: Wer aus Hochrisikogebieten kommt und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss zehn Tage in Quarantäne und kann sich frühestens fünf Tage nach Einreise mit einem negativen Test daraus befreien. Für Familien mit Kindern gelten nach der neuen Verordnung künftig Erleichterungen: Kinder unter zwölf Jahren sollen sich bei Rückkehr direkt aus der Quarantäne frei testen können, für Kinder unter sechs soll sie für diese Gebiete entfallen.
Laut Ministerium gilt der Wegfall einer Absonderung für Kinder unter sechs Jahren aber nicht bei Rückkehr aus „Virusvariantengebieten“. So können weiterhin Länder eingestuft werden, in denen Varianten mit besonders bedrohlichen Eigenschaften auftreten – etwa mit weitreichender Umgehung des Impfschutzes. Laut RKI-Liste gelten vorerst aber auch keine Länder als Virusvariantengebiete. Quelle: dpa/mia
Impftempo wird langsamer
Das Tempo beim Impfen gegen das Coronavirus lässt in Deutschland weiter nach. Am Dienstag wurden 104.000 Impfdosen verabreicht, wie am Mittwoch aus Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Am Dienstag vor einer Woche waren es noch rund 150.000 Dosen.
Mittlerweile haben 75,5 Prozent der Bevölkerung (mindestens 62,8 Millionen Menschen) einen Grundschutz erhalten, für den meist zwei Spritzen nötig sind. 57,1 Prozent (47,5 Millionen) haben zusätzlich eine Auffrischungsimpfung bekommen. Mindestens einmal geimpft sind 76,3 Prozent (63,5 Millionen).
Eine große Gruppe von 23,7 Prozent der Bevölkerung (19,7 Millionen Menschen) ist laut dem Impfdashboard des Gesundheitsministeriums weiterhin ungeimpft. Für 4,8 Prozent (vier Millionen) ist allerdings bisher kein Impfstoff zugelassen, weil sie vier Jahre oder jünger sind. Quelle: dpa/mia
Novavax-Flaute in den Praxen
Der Deutsche Hausärzteverband sieht die Hoffnung auf einen Impf-Boom durch das neue Vakzin des US-Herstellers Novavax skeptisch. „In den Praxen gibt es bislang nur vereinzelte Nachfragen von Patientinnen und Patienten zu dem Novavax-Impfstoff“, sagte der Vorsitzende Ulrich Weigeldt. „Nach aktuellem Stand ist es zumindest fraglich, ob der neue Impfstoff zu einer signifikanten Steigerung der Impfquoten führt.“
„Wer sich bisher nicht hat impfen lassen, ist natürlich auch nur schwer zu überzeugen“, erklärte der Verbandschef. Die aktuelle Kommunikationskampagne mit den bekannten Slogans erreiche sie nicht.
Die Bundesregierung hofft, dass das Mittel Nuvaxovid der Impfkampagne in Deutschland neuen Schwung verleiht. Es wurde als fünfter Corona-Impfstoff in der EU zugelassen – für Menschen ab 18 Jahren. Zwei Dosen werden im Abstand von etwa drei Wochen gespritzt. Erste Bundesländer begannen am Wochenende damit, das Präparat zu verabreichen. Quelle: dpa/mia
Drosten erwartet keinen infektionsfreien Sommer
Trotz sinkender Corona-Infektionszahlen in Deutschland geht der Virologe Christian Drosten davon aus, dass man sich auch im Sommer mit der Omikron-Variante des Virus wird anstecken können. Zum einen sei der jetzige Impffortschritt nicht ausreichend, zum anderen sei die Infektionstätigkeit durch Omikron weiter hoch, sagte der Wissenschaftler von der Berliner Charité.
Drosten gab zu bedenken, dass beispielsweise in Südafrika die Omikron-Welle mitten im Hochsommer steil gestiegen sei. Er gehe im Sommer in Deutschland zwar nicht davon aus, dass man eine „ungebändigte“ Welle sehen werde, aber „man wird sich auch im Sommer mit diesem Omikron-Virus anstecken können“. Entsprechend halte er es auch im Sommer für ratsam, weiter in Innenräumen Masken zu tragen. Besonders das Tragen von FFP2-Masken in Innenräumen sei auf lange Sicht „die effizienteste Maßnahme überhaupt“.
Mit Blick auf im weiteren Jahresverlauf wieder sinkende Temperaturen äußerte Drosten die Einschätzung, es werde auch wieder zu einer Winterwelle kommen. „Die Pandemie ist nicht nur vorbei, wenn durch die Impfung die Krankheitsschwere abgeschnitten ist, sondern wenn durch bestimmte Modifikationen in der Bevölkerung auch diese hohe Übertragbarkeit beendet ist“, mahnte er. Quelle: dpa/mia
1,5 Milliarden US-Dollar für globale Pandemiebekämpfung
Deutschland gibt weitere 1,5 Milliarden US-Dollar für den internationalen Kampf gegen die Corona-Pandemie.
Weitere 224 Millionen Euro sollen Entwicklungsländern bei der Logistik helfen, „damit aus Impfstoff auch Impfungen werden“. Damit sei Deutschland aktuell der zweitgrößte Geber bei der globalen Impf-Initiative. Ziel ist eine globale Impfquote von 70 Prozent, von der man derzeit aber noch weit entfernt ist. Quelle: dpa/mia
Eltern durch Pandemie reif für eine Kur
Das Müttergenesungswerk rechnet in diesem Jahr mit deutlich mehr Eltern als 2021, die eine Kur brauchen. „Die Mütter und Väter, die in die Versorgung der Kinder eingebunden sind, sind fix und fertig. Denen geht es nicht gut. Die Kliniken erleben momentan eine sehr große Nachfrage“, sagte die Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks, Yvonne Bovermann.
Die häufigsten medizinischen Gründe für eine Kur sind laut Müttergenesungswerk psychische Störungen wie Erschöpfungszustände bis zum Burn-out, Angstzustände, Schlafstörungen oder depressive Episoden sowie Muskel-Skelett-Beschwerden wie etwa Rückenschmerzen, Arthrose, Bandscheibenschäden, Osteoporose oder Gelenkbeschwerden.
Zu den Belastungen, die die Eltern häufig nennen würden, zähle ständiger Zeitdruck, beruflicher Stress, Probleme, Kinder und Beruf zu vereinbaren, Erziehungsschwierigkeiten und mangelnde Anerkennung.
Die Auslastung der 73 Kliniken im Verbund des Müttergenesungswerks liegt seit der Pandemie zwischen 70 und 80 Prozent. Nach der starken Ausbreitung der Omikron-Variante stieg die Zahl der Kurabbrüche aufgrund von positiven Tests stark.
Problematisch sei nach wie vor die häufige Ablehnung von Kuranträgen, weil die Krankenkassen versuchten, die Ausgaben so gering wie möglich zu halten, sagte die Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks. 2020 wurden bei Müttern zehn Prozent und bei Vätern 16 Prozent aller Anträge auf eine Kur in einer Einrichtung des Müttergenesungswerkes abgelehnt, die Mehrheit der Widersprüche dagegen war dann aber erfolgreich. Quelle: dpa/mia