Meldungen vom 25. bis 29.10.2021
Mittwoch, 27.10.2021
Negativtrend bei Corona-Daten - Zwei Länder mit Inzidenz über 200
Die Corona-Lage in Deutschland verschlechtert sich weiter. Das zeigt der Blick auf mehrere bundesweite Indikatoren: Die Sieben-Tage-Inzidenz etwa hat sich seit Ende September beinahe verdoppelt. Während vor rund einem Monat um die 60 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche gemeldet wurden, sind es nun nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) 118. Die Meldungen zu in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten pro 100.000 Einwohner und Woche haben ebenfalls deutlich zugelegt: von 1,44 am 27. September auf nun 3,07. Es gibt jedoch große regionale Unterschiede, für Thüringen gibt das RKI die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz sogar mit 8,54 an.
Thüringen ist auch das Bundesland mit der höchsten Infektions-Inzidenz im Bundesländervergleich: 241,8 Ansteckungen pro 100.000 Einwohner und Woche wurden dort laut RKI erfasst, eine Woche zuvor waren es 163,5. Die zweit- und dritthöchsten Inzidenzen weisen Sachsen mit 200,8 und Bayern mit 191,3 auf. Mehrere andere Länder liegen unter der 100er-Marke. Die wenigsten Virusnachweise hat das Saarland mit 52,9.
Die regional unterschiedlichen Entwicklungen könnten zumindest teilweise auch mit unterschiedlichen Herbstferien-Zeiten und den jeweiligen Impfquoten zu erklären sein. Auffällig ist auch eine teils stärkere Betroffenheit von Kreisen nahe der Grenzen zu Tschechien und Österreich. Bei den Impfquoten sind Thüringen, Sachsen und Bayern im unteren Drittel der Länder-Rangliste zu finden. Zwischen Spitzenreiter Bremen und Schlusslicht Sachsen liegen beim Anteil vollständig Geimpfter über 20 Prozentpunkte. Experten hatten auch deshalb ein uneinheitliches Bild bei den Infektionen erwartet. Quelle: dpa/mia
95 Prozent der Lehrkräfte geimpft
Fast alle Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland sind einer Umfrage zufolge vollständig gegen Corona geimpft. 95 Prozent der Lehrkräfte hatten demnach bereits Ende September nach eigenen Angaben den vollständigen Impfschutz gehabt, wie eine repräsentative Forsa-Befragung im Auftrag der Robert Bosch Stiftung ergab.
63 Lehrkräfte halten der Umfrage zufolge die aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen an den Schulen für ausreichend. Breite Unterstützung finden aber auch zusätzliche Schutzmaßnahmen: Fast drei Viertel sprechen sich für die Anschaffung von mehr Luftfiltergeräten für Unterrichtsräume aus. Solche Geräte kommen der Umfrage zufolge derzeit an etwa einem Viertel der Schulen zum Einsatz. Zwei Drittel der Lehrerinnen und Lehrer wären auch für die Einführung einer Impfpflicht für Lehrkräfte und anderes Personal an Schulen.
Die Mehrheit der Befragten (71 Prozent) ist der Ansicht, dass im vergangenen Schuljahr 2020/2021 im Vergleich zurzeit vor Corona „weniger“ oder sogar „deutlich weniger“ Schülerinnen und Schüler die Lernziele erreicht haben. Etwa die Hälfte der Lehrkräfte gibt an, dass an ihrer Schule auf zusätzliches Personal zurückgegriffen wird, um Lernrückstände der Schüler auszugleichen - etwa Lehramtsstudierende, pensionierte Lehrkräfte, Eltern oder auch Nachhilfeinstitute. Quelle: dpa/mia
Jede Sekunde eine Impfung
Noch immer wird in Deutschland im Wochenschnitt rechnerisch jede Sekunde mehr als eine Person gegen das Coronavirus geimpft. Nachdem am Vortag insgesamt rund 192.000 Dosen verabreicht wurden, stieg die Quote der vollständig geimpften Bürger auf 66,4 Prozent. Das geht aus Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor. Bei den über 60-Jährigen liegt die Quote inzwischen bei 85,1 Prozent, bei den jüngeren Erwachsenen von 18 bis 59 Jahren 72,6 Prozent, und in der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen beträgt sie 40,6 Prozent.
Für Kinder bis elf Jahre wurde noch kein Impfstoff zugelassen. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte rechnet nach bisherigen Angaben mit einer Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer durch die EU-Arzneimittelbehörde EMA frühestens Mitte November.
Das RKI geht davon aus, dass unter Erwachsenen vermutlich mehr Menschen geimpft sind, als die Daten nahelegen. So hieß es in einem Bericht Anfang Oktober, dass die Quote bei einmal und vollständig Geimpften ab 18 Jahren bis zu fünf Prozentpunkte höher sein dürfte. Derzeit liegt sie für mindestens zweimal geimpfte Erwachsene offiziell bei 76,9 Prozent. Quelle: dpa/mia
Videosprechstunden nehmen in Corona-Krise stark zu
In der Corona-Krise haben ärztliche Beratungen per Videosprechstunde stark zugenommen. Im ersten Halbjahr 2021 gab es bei Praxen von Ärzten und Psychotherapeuten mehr als 2,25 Millionen solcher digitalen Kontakte, wie eine Auswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) ergab. Vor der Pandemie waren im ganzen Jahr 2019 keine 4.000 Videosprechstunden abgerechnet worden. Die größte Nachfrage gab es demnach im April 2020 mit fast 604.000 Videosprechstunden. In den ersten drei Monaten 2021 waren es jeweils mehr als 400.000, seit März gingen die Zahlen wieder etwas zurück.
Auffällig habe die Inanspruchnahme von Psychotherapie-Leistungen für Kinder und Jugendliche zugelegt, erläuterte das Institut. Im ersten Halbjahr 2021 habe sie acht Prozent über dem Niveau des Zeitraums von 2019 gelegen. Dies gebe Anlass zur Besorgnis und müsse eng beobachtet werden. Weil es bei Kindern und Jugendlichen kaum schwere Corona-Verläufe gab, hätten sie sich lange unterhalb des politischen und gesellschaftlichen Radars befunden. Psychische Belastungen bei unter 18-Jährigen machten sich zunehmend in der Versorgung bemerkbar.
Für die Analyse wurden den Angaben zufolge Abrechnungsdaten von 16 der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen ohne Mecklenburg-Vorpommern übermittelt, zum zweiten Quartal 2021 Frühinformationen zu den Daten. Quelle: dpa/mia
Apotheker erwarten STIKO-Empfehlung nur für vorerkrankte Kinder
Der Apothekerverband Nordrhein rechnet damit, dass die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Corona-Impfung für Kinder unter zwölf Jahren nur mit einer Vorerkrankung empfehlen wird. „Ich gehe nicht von einer generellen Impfempfehlung der STIKO und auch nicht der Politik aus“, sagte der Chef des Apothekerverbands Thomas Preis.
Gegen Masern, Mumps und Röteln werde aus gutem Grund jedes Kind geimpft. „Doch Corona-Infektionen verursachen bei kleinen Kindern nicht so schwerwiegende Komplikationen, wie wir es von den typischen Kinderkrankheiten kennen“, so Preis. Die Zulassung der Immunisierung werde jedoch für die Kinder wichtig sein, die bei einer Infektion sehr schwere gesundheitliche Folgen zu erwarten hätten.
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein erwartet, dass die STIKO sich erst 2022 zu kleinen Kindern äußert. „Wir gehen aus, dass eine entsprechende Stiko-Empfehlung erst im nächsten Jahr erfolgen wird“, sagte ein KV-Sprecher. Quelle: dpa/mia
Kinderärzte: Warten bei Kinder-Impfungen auf EMA und STIKO-Empfehlung
Corona-Impfungen für Kinder ab fünf Jahren könnten in den USA Anfang November beginnen – in Deutschland müssen sich impfwillige Eltern voraussichtlich auf einen deutlich späteren Start einstellen. Der Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Jakob Maske, rechnet mit einer Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer durch die EU-Arzneimittelbehörde EMA frühestens Mitte November. „Wir werden dann auf die Stiko-Empfehlung warten.“ Für Deutschland sei die Frage der Bewertung des Impfstoffs für Fünf- bis Elfjährige noch offen, sagte der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO), Thomas Mertens.
Eine klinische Studie zeigte nach Angaben von Biontech/Pfizer, dass der Impfstoff für Kinder dieser Altersgruppe „gut verträglich“ sei und eine „starke Immunantwort“ einen Monat nach der zweiten Dosis hervorrufe. An der Studie nahmen 2.268 Kinder der Altersgruppe teil. „Die STIKO hat die Daten aus der Zulassungsstudie zur Sicherheit und Wirksamkeit noch nicht gesehen und bewertet“, sagte Mertens. Klar sei aber, dass eine solche Studie mit weniger als 3.000 Probanden das Risiko seltener Nebenwirkungen nicht erfassen könne.
Für die STIKO stelle sich das gleiche Problem wie vor der Impfempfehlung für die 12- bis 17-Jährigen, sagte Mertens. „Kinder haben eine sehr geringe Krankheitslast durch SARS-CoV-2. Es gilt deshalb, erwartbare positive Effekte und denkbare unerwünschte Wirkungen durch die Impfung sehr genau gegeneinander abzuwägen.“ Die STIKO werde wieder eine eigene Datenanalyse durchführen.
Die Ausgangslage in den USA ist für Mertens nicht mit der hiesigen vergleichbar. „Kinder dort erkranken offenbar deutlich häufiger schwer an COVID-19. Möglicherweise liegt das an dem dortigen Gesundheitssystem und dem höheren Anteil von Kindern mit Risikofaktoren wie zum Beispiel metabolischem Syndrom oder schlecht eingestelltem Diabetes.“ Quelle: dpa/mia