Meldungen vom 17. bis 21.05.2021
Mittwoch, 19.05.2021
Kassenärzte warnen vor Ausstieg von Praxen aus Impfkampagne
Deutschlands Kassenärzte haben davor gewarnt, dass Praxen sich wegen Impfstoffmangels aus der Corona-Impfkampagne ausklinken. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, rief die impfwilligen Bürger zu Verständnis dafür auf, dass Termine nur kurzfristig vergeben werden könnten und auch öfters umgebucht werden müssten. „Die Praxen tun alles, was möglich ist“, sagte Gassen.
Zu einzelnen Berichten über aus der Impfkampagne ausgestiegenen Ärzten sagte KBV-Vize Stephan Hofmeister, dies seien Einzelfälle. Nötig seien aber mehr Impfstoff und möglichst wenig Bürokratie in den Praxen, sonst drohe der Ausstieg von Ärzten vermehrt. Dies könne dramatische Folgen für die Impfkampagne haben.
„Wir haben uns darauf eingelassen, nur eine Woche vorher zu bestellen“, erläuterte Hofmeister bezüglich des Impfstoffs. Wenn eine Praxis dann erst kurz vor den bereits ausgemachten Terminen erfahre, dass weniger oder anderer Impfstoff komme, „dann geht das wilde Telefonieren los, dann müssen Termine abgesagt, umgebucht werden“, sagte Hofmeister. „Das führt zu Wut bei den Patienten, das führt zu erheblichen Auseinandersetzungen, das kostet Zeit und Nerven.“
Gassen erläuterte, so werde der Impfstoff von Johnson & Johnson verspätet, nämlich erst am 25. Mai geliefert. Das Hin und Her zum Einsatz des AstraZeneca-Impfstoffs habe die Arbeit in den Praxen auch nicht gerade erleichtert, sagte er mit Blick auf die wechselnden Empfehlungen für das Vakzine. In Teilen Deutschlands habe es gar keinen AstraZeneca-Impfstoff in dieser Woche gegeben, teilte Gassen ferner mit. Da bereits die ersten Praxen die nötigen Zweitimpfungen verabreichen müssten, müsse knapper Impfstoff zudem hierfür eingesetzt werden. dpa/vs
Impfpriorisierung: Mehrheit der Deutschen befürwortet Aufhebung
Fast zwei Drittel der Deutschen findet die ab Anfang Juni geplante Aufhebung der Corona-Impfpriorisierung einer Umfrage zufolge gut. 65 Prozent der Befragten befürworten den Schritt, 18 Prozent lehnen ihn ab, wie am Mittwoch aus einer Mitteilung des Meinungsforschungsinstitut YouGov hervorging. Die weiteren Befragten machten keine Angabe. Besonders unter jungen Erwachsenen sei die Zahl der Befürworter groß, teilte YouGov mit.
Ab 7. Juni soll es in Deutschland keine Priorisierungsgruppen für die Corona-Impfungen mehr geben, unabhängig von der Art des Impfstoffs. In einigen Bundesländern wie Baden-Württemberg und Bayern soll das schon früher gelten. dpa/vs
EU will Geimpfte grundsätzlich wieder einreisen lassen
Die EU-Staaten wollen vollständig gegen das Coronavirus Geimpfte aus aller Welt wieder einreisen lassen. Die zu Beginn der Pandemie verhängten Einschränkungen für nicht zwingend notwendige Einreisen sollen nach einer Einigung der EU-Botschafter vom Mittwoch aufgehoben werden, wie die Deutsche Presse-Agentur in Brüssel von mehreren EU-Diplomaten erfuhr. Dies solle dann gelten, wenn die EU-Staaten einen Impfnachweis auch für das Reisen innerhalb der EU akzeptierten.
Zudem sollen künftig auch wieder mehr Menschen unabhängig von der Impfung einreisen können. Derzeit ist die Einreise von Touristen ohne zwingenden Grund nur aus sieben Ländern problemlos möglich, in denen die Viruslage gut ist. Die Kriterien dafür werden nun gelockert. Ausnahmen gelten bereits etwa für Familienmitglieder, Diplomaten oder medizinisches Personal. dpa/vs
Thüringen als einziges Bundesland noch mit Inzidenz über 100
Thüringen ist in Deutschland das einzige Bundesland mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100. Das geht aus Zahlen des Robert Koch-Institutes vom Mittwoch hervor. Demnach lag die Inzidenz im Freistaat am Mittwoch bei 115,3 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern binnen einer Woche.
Alle anderen Länder liegen bereits unter der 100er-Schwelle, auch Sachsen, das am Dienstag noch darüber gelegen hatte. Doch auch in Thüringen geht das Infektionsgeschehen kontinuierlich zurück: Die Inzidenz hatte dort am Dienstag noch bei 118,5 gelegen.
Inzwischen haben mit Stand vom Mittwoch acht Landkreise und kreisfreie Städte in Thüringen den Schritt unter die 100er-Marke geschafft. Sie gilt als wichtiger Grenzwert für Lockerungen. In Weimar etwa kann voraussichtlich bereits am Donnerstag die Außengastronomie öffnen. Voraussetzung dafür wird eine Terminbuchung sein. Die Städte Erfurt und Jena könnten am Mittwoch folgen. Auch Camping und das Buchen von Ferienwohnungen oder -häuser soll dann wieder möglich sein. dpa/vs
Grünes Licht für Impfungen in Italiens Apotheken
Auch in Italien hat die Corona-Impfkampagne deutlich an Fahrt aufgenommen. Für Mai werden 17 Millionen und für Juni 25 Millionen Durchstechflaschen erwartet. Damit die Vakzine schnell unter die Leute kommen, sollen nun auch die Apotheker mit impfen.
Umfrage: Corona hat das Leben der Jüngeren negativ beeinflusst
64 Prozent der unter 30-Jährigen finden ihr Leben nach einer Umfrage derzeit schlechter als noch vor 12 bis 14 Monaten. Frauen und Mädchen leiden demnach besonders stark unter der Corona-Pandemie – für 71 Prozent hat sich das Leben negativ verändert. Bei den jungen Männern sind das 58 Prozent. Unterschiede bestehen auch in den Altersgruppen: Unter den 16- bis 19-Jährigen sind 81 Prozent überzeugt, dass sich ihr Leben stark verschlechtert hat. Das ist das Ergebnis der repräsentativen Studie „Generation Corona“ der pronova BKK, für die 1.000 junge Menschen im Alter von 16 bis 29 Jahren befragt wurden.
Mehr als die Hälfte der unter 30-Jährigen fühlt sich demnach häufiger traurig oder depressiv als noch vor einem Jahr. 52 Prozent klagen über innere Unruhe. Vor allem junge Frauen sind demnach derzeit öfter traurig – 63 Prozent klagen darüber. Ihnen fehlt der persönliche Kontakt, die herzliche Umarmung. 60 Prozent der unter 30-Jährigen geben an, dass ihre körperliche Fitness während der Corona-Krise gelitten hat. 58 Prozent fehlen sportliche Aktivitäten in der Gruppe.
„Die 16- bis 29-Jährigen befinden sich während der Corona-Krise in entscheidenden Entwicklungsstufen“, sagte Beratungsarzt Gerd Herold nach einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung. „Die gravierenden Einflüsse der Lockdowns treffen sie besonders stark, wenn sie erwachsen werden, ihren Abschluss machen, den Berufeinstieg planen.“
Indischer Impfstoffproduzent: Exportstopp könnte bis Ende 2021 dauern
Ein wichtiger indischer Produzent von Corona-Impfstoff hat angedeutet, dass die geplante Belieferung ärmerer Länder noch monatelang ausgesetzt bleibt. Das Serum Institute of India (SII) gab bekannt, dass Exporte angesichts der massiven Corona-Welle im eigenen Land hoffentlich „bis Ende dieses Jahres“ wieder anlaufen können. Der Ausfall betrifft die Covax-Initiative, die ursprünglich alleine bis Mai 110 Millionen SII-Dosen erwartet hatte, um damit ärmere Länder zu versorgen.
SII produziert in Lizenz AstraZeneca-Impfstoff. Seit März beansprucht Indien die Dosen für sich. Die vertraglich vereinbarten Ausfuhren wurden gestoppt. Covax steht nicht zuletzt deshalb vor einem großen Beschaffungsproblem. Die globale Impfallianz Gavi, die das Covax-Projekt managt, stehe in engem Kontakt mit SII und mit der Regierung in Neu Delhi, sagte ein Gavi-Sprecher in Genf. Man hoffe weiterhin, „dass Lieferungen in reduzierter Form im dritten Quartal fortgesetzt werden könnten.“ dpa/vs
Weitere Genehmigung für Biontech-Impfstoffproduktion in Marburg
Das Regierungspräsidium Gießen hat dem Mainzer Unternehmen Biontech eine weitere Genehmigung für die Produktion des Corona-Impfstoffes im mittelhessischen Marburg erteilt. Man habe den geplanten Anpassungen der Produktionskapazität in dem dortigen Werk zugestimmt, teilte die Behörde mit. Dies sei für das Unternehmen „ein wichtiger Schritt, um die geplante Jahreskapazität von bis zu einer Milliarde Impfstoffdosen am Standort Marburg planmäßig zu produzieren“.
Das Regierungspräsidium hatte bereits Mitte Januar den Umbau einer bestehenden Produktionsanlage für die zusätzliche Herstellung von COVID-19-Impfstoff genehmigt, wie die Behörde erläuterte. Nun habe man auch nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz grünes Licht gegeben.
Die Firma Biontech – die mit dem US-Konzern Pfizer zusammenarbeitet – stellt seit wenigen Monaten Corona-Impfstoff in Marburg her. Das Werk hatten die Mainzer zuvor vom Pharmakonzern Novartis übernommen. Geplant ist, in Mittelhessen noch in diesem Halbjahr bis zu 250 Millionen Dosen des Impfstoffs zu produzieren. Mit vollständigem Betrieb können dort nach Unternehmensangaben jährlich bis zu einer Milliarde Dosen hergestellt werden. dpa/vs
Zahl der Impfungen im Wochenvergleich leicht gesunken
Zum Wochenstart haben die Impfzentren und Praxen etwas weniger Menschen gegen das Coronavirus geimpft als noch am vergangenen Montag. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Dienstag (Stand: 15.40 Uhr) wurden am Montag 522.941 Menschen immunisiert, in der Vorwoche waren es fast 60.000 Impfungen mehr. Damit sind laut den Angaben bisher 37,5 Prozent (31,2 Millionen) der Deutschen mindestens einmal und 11,5 Prozent (9,5 Millionen) vollständig geimpft.
Je nach Bundesland variiert die Impfquote jedoch. Die höchste Quote an mindestens Erstgeimpften hat das Saarland mit 41,8 Prozent. Sachsen liegt mit 32,4 Prozent leicht hinter den anderen Bundesländern zurück.
Anteilig wurden laut RKI bisher in den Impfzentren in Deutschland 30,4 Millionen Dosen verabreicht, in den Arztpraxen waren es 10,3 Millionen. Der Tagesrekord aus der vergangenen Woche blieb laut den Angaben weiter intakt, am Mittwoch wurden 1,39 Millionen Dosen des Impfstoffs gespritzt. dpa/vs