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Falsche Blutzucker­werte bei CGM-System: Das können PTA raten

Langhaarige Frau setzt CGM-Sensor am Oberarm ein
Das korrekte Anbringen des CGM-Sensors ist wichtig für ein fehlerfreies Blutzuckermessen. | Bild: stivog / AdobeStock

Dr. med. Laura Dalhaus ist Allgemeinärztin in Borken (Münsterland) und bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen: Neben ihrer hausärztlichen Tätigkeit hat sie als Autorin des Buches „Medizin zwischen Moral und Moneten“ schon ihrer Kritik am deutschen Gesundheitssystem Nachdruck verliehen. Außerdem betreibt sie einen Podcast mit dem unmissverständlichen Namen „5 Minus – Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel“.

Zu niedrige Blutzuckerwerte über Sensor

Anfang April wendete sie sich mit einem anderen Problem auf LinkedIn an die Öffentlichkeit. In einem 2-minütigen Kurzvideo schildert sie den Fall eines ihrer Patienten – einem insulinpflichtigen Diabetiker –, der seinen Blutzuckerspiegel kontinuierlich mit einem FreeStyle Libre Sensor des Herstellers Abbott misst. 

Vorstellig sei dieser geworden, nachdem auch der zweite Sensor dauerhaft sehr niedrige Blutzuckerwerte angezeigt hatte. Der Patient habe drei Wochen lang kein Insulin mehr gespritzt und große Mengen Cola getrunken, ohne dass sich der angezeigte Blutzucker aus dem Unterzucker bewegt hätte. 

Das Nachmessen in der Praxis habe dann einen Wert von 158 mg/dL ergeben, während der Sensor 45 mg/dL anzeigte. „Ich finde das ehrlich gesagt einen Skandal“, so Dalhaus.

Reaktionen auf Vorfall gehen auseinander

Die Kommentare unter dem Post fallen im Wesentlichen in zwei Kategorien: Einige Kommentatoren bestätigen die Erfahrungen der Ärztin, darunter sind sowohl weitere Mediziner als auch Patienten. Andere sehen hier Probleme an ganz anderer Stelle. 

Patient Björn Messinger plädiert dafür, Diabetiker nicht von den Hausärzten, sondern von Fachärzten betreuen zu lassen: „Liebe Hausärzte, bitte lasst die Finger von Technik, die ihr nicht versteht! Schickt eure Diabetes-Patienten zum Diabetologen – dort wären sie besser geschult, und viele Probleme könnten so vermieden werden.“

Mediziner Dr. med Norman Feldmann weist unterdessen auf ein nicht optimales Verhalten des Patienten hin: „Nur weil man ein CGM-System nutzt, bedeutet es nicht, dass man nicht mehr blutig nachmessen muss/sollte. Es gibt sehr viele Fehlerquellen bei den Sensoren. Ihr Beispiel zeigt, der Patient weiß gar nicht, was er da so macht … Nach drei Wochen erst auf die Idee zu kommen, dass System arbeitet nicht richtig, ist schon abenteuerlich!“

Auch Hersteller Abbott antwortete auf den Post, und zwar mit einer Bitte um Kontaktaufnahme. Auf Nachfrage der DAZ zum Fall schrieb der Hersteller:

„Wir können bestätigen, dass es keine fehlerhafte Charge gibt und keine Produkt- oder Qualitätsprobleme vorliegen. Es ist unser Ziel, eine genaue und zuverlässige Diabetes-Technologie anzubieten und wir möchten sicherstellen, dass jede(r) eine positive Erfahrung mit unseren FreeStyle-Libre-Produkten macht. Wir haben Dr. Dalhaus kontaktiert, um mehr über die Erfahrungen ihrer Patienten zu erfahren.“

Blutzuckermessung mit CGM-Sensor: Abweichungen nicht unüblich

In einer Studie mit 15 Nicht-Diabetikern war kürzlich ebenso von abweichenden Messwerten bei CGM-Sensoren im Vergleich mit Referenzmethoden berichtet worden. Hier lagen die Messwerte um durchschnittlich 16 mg/dL über denen der Referenzmessung. 

Laut Diabetesberaterin Daniela Lanig war die absolute Differenz mit 9,3 % im Rahmen dessen, was laut Norm erlaubt ist (< 9,7 %). Schließlich wird bei dieser Messmethode der Wert in der interstitiellen Flüssigkeit und nicht direkt im Blut bestimmt. Aus ihrer Sicht ist ein kontinuierliches Glucosemonitoring (CGM) dennoch punktuellen Einzelmessungen überlegen.

Tipps zur Verwendung von CGM-Sensoren

Apothekenteams können Kunden, die CGM-Sensoren verwenden, raten oder anbieten, regelmäßig sowie bei unplausiblen durch den Sensor angezeigten Werten Referenzmessungen durchzuführen. 

Außerdem kann es ratsam sein zu prüfen, ob der Sensor richtig und an einer dafür geeigneten Stelle (i. d. R. die Oberarmrückseite) sitzt. Haftet der Sensor nicht richtig, können dem Kunden Tipps zum Anbringen gegeben werden:

  • Die Stelle sollte sauber (insbesondere frei von Schweiß, Fett und Kosmetika), trocken und bei Bedarf auch rasiert sein.
  • Vor dem Einsetzen ist die Stelle zu desinfizieren. Anschließend muss gewartet werden, bis das Desinfektionsmittel getrocknet ist.
  • Nach dem Einsetzen kann der Sensor bei Bedarf mit einem passenden Fixierpflaster stabilisiert werden.
  • Auch ob der Sensor wie vorgesehen alle 14 Tage gewechselt wird, kann abgefragt werden.

Quellen:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2025/04/04/erhoehte-messwerte-unter-cgm
https://www.linkedin.com/posts/dr-laura-dalhaus-mahm-5470b597_abbott-das-ist-eine-performance-die-ist-activity-7310365808604446729-V8ct?utm_source=share&utm_medium=member_desktop&rcm=ACoAAE98CysBwrF-T6mEv3_ZbF94O0vI--Hx7g4
 

Gut zu wissen: Sensorprobleme an Hersteller melden

Probleme mit den Sensoren können dem Hersteller unter freestylelibre.de@abbott.com mitgeteilt werden. Defekte Exemplare können auch mittels eines Online-Formularshttps://www.freestylelibre.de/reklamation.html?utm_source=Webshop&utm_medium=FAQs&utm_campaign=201  reklamiert werden.