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Warnung vor „Potenz-Honig“

Honig werden zahlreiche gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben – die Steigerung der männlichen Potenz gehört jedoch in die Kategorie der Fake News. Mit verheißungsvollen Namen wie „Secret Miracle Honey“, „Horny Performance Chocolate“ oder „Jaguar Power“ wird sogenannter „Potenz-Honig“ im Internet beworben und aus dem Ausland an deutsche Besteller verschickt.
Nach Angaben der Generalzolldirektion stammen die Produkte meist aus der Türkei, aus Staaten des Mittleren Ostens oder aus Malaysia.
„Potenz-Honig“ enthält nicht deklariertes Sildenafil oder Tadalafil
Enthalten, aber nicht deklariert, sind oft Hemmstoffe der cGMP-abbauenden Phosphodiesterase 5 (PDE-5), vorwiegend Sildenafil und/oder Tadalafil. Während angeblich pflanzliche Arzneimittel zur Potenzsteigerung, die nicht deklarierte PDE-5-Hemmer enthalten, ein seit langem bekanntes Phänomen sind, werden entsprechende Lebensmittel von den Zollbehörden erst seit 2022 sichergestellt, so ein Sprecher der Generalzolldirektion. Bundesweite Zahlen wurden bislang nicht erhoben.
Das Regierungspräsidium Karlsruhe, unter dessen Verantwortung die vom Zoll abgefangenen Produkte in Baden-Württemberg untersucht werden, bearbeitete 2024 ganze 18 Fälle solcher honigartiger Pasten, 2023 nur drei. In allen Produkten wurden PDE-5-Hemmer gefunden.
Ähnliche Zahlen kommen aus Bayern: Seit 2023 wurden von der Arzneimitteluntersuchungsstelle am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit 56 Proben untersucht, 49 davon enthielten potenzsteigernde Wirkstoffe. In den Vorjahren habe es einem Sprecher zufolge nur vereinzelte Fälle gegeben.
Ein Großteil der betroffenen Produkte wird entweder über das Internet bestellt oder von Reisenden aus dem Ausland eingeführt. 2024 stellten Zollbeamte jedoch auch in einem Supermarkt im süddeutschen Biberach ein aus der Türkei stammendes als „Potenz-Honig“ deklariertes Produkt sicher.
Zur Erinnerung: Wirkung und Nebenwirkungen von PDE-5-Hemmern
Sildenafil (z. B. Viagra® und Generika), Tadalafil (z. B. Cialis® und Generika), Vardenafil (z. B. Levitra® und Generika) und Avanafil (z. B. Spedra®) sind verschreibungspflichtige Wirkstoffe zur Behandlung der erektilen Dysfunktion. Sie erhöhen die Konzentration von zyklischem Guanosin-Monophosphat (cGMP) in den Blutgefäßen des Schwellkörpers, indem sie das abbauende Enzym Phosphodiesterase 5 hemmen. Dadurch wird die Erweiterung der Blutgefäße bei sexueller Erregung verstärkt und die Erektion dadurch erleichtert.
PDE-5-Hemmer werden in der Regel bei Bedarf eingenommen, also wenn Geschlechtsverkehr beabsichtigt ist. Tadalafil kann aufgrund seiner langen Halbwertszeit auch regelmäßig einmal pro Tag eingenommen werden, um eine dauerhafte Wirkung zu erzielen.
Typische Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, verändertes Farbsehen und andere Sehstörungen, Flush (plötzliches Erröten von Gesicht und Dekolleté), Rücken- und Muskelschmerzen sowie Übelkeit.
Vor allem bei Überdosierung kann es zu Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen und sogar akuten Herzerkrankungen bis hin zum Herzinfarkt kommen. Auch ein schmerzhafter Priapismus (Dauererektion über mehr als vier Stunden) kann auftreten, der zu bleibendem Potenzverlust führen kann, wenn er nicht zeitnah ärztlich behandelt wird.
Vor der Verordnung von PDE-5-Hemmern müssen Ärzte zahlreiche Kontraindikationen ausschließen. Beispielsweise dürfen sie bei koronarer Herzerkrankung, die mit NO-Donatoren oder Guanylylcyclase-Stimulatoren behandelt wird, oder bei schwerer Leber- oder Nierenfunktionsstörung nicht eingenommen werden. Wechselwirkungen bestehen mit einigen Blutdrucksenkern sowie Wirkstoffen, die das Cytochrom-P450-Enzym 3A4 induzieren oder hemmen.
PDE-5-Hemmer nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen
Produkte, die PDE-5-Hemmer enthalten, sind verschreibungspflichtig, dürfen also nur unter ärztlicher Kontrolle angewendet werden. Das hat gute Gründe, denn die Wirkstoffe haben zahlreiche Kontraindikationen, Neben- und Wechselwirkungen.
Vor allem bei Überdosierung, wie sie beim unkontrollierten Konsum eines illegal damit versetzten Lebensmittels auftreten kann, drohen auch lebensgefährliche akute Herzerkrankungen.
Sorgen bereiten die neuen „Potenz-Honige“ auch den Imkern: Der Grünen-Landtagsabgeordnete und Hobby-Imker Ralf Nentwich aus Baden-Württemberg warnt davor, dass sie, auch wenn sie in deutschen Supermärkten in der Regel nicht auftauchen, den Ruf des Honigs als Lebensmittel schädigen. Quellen:
- dpa
- Warnung vor Potenz-Honigen mit nicht deklarierten Arzneistoffen. Meldung des Landesuntersuchungsamts Rheinland-Pfalz vom 12. August 2024, https://lua.rlp.de/presse/pressemitteilungen/detail/warnung-vor-potenz-honigen-mit-nicht-deklarierten-arzneistoffen
- Potenzhonig im Gepäck. Meldung des Hauptzollamts Dortmund vom 14. Februar 2025, www.zoll.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/Sonstiges/2025/z69_potenzhonig_do.html
- „Potenz-Honig“ in Deutschland verboten. Meldung des Hauptzollamts Ulm vom 20. Februar 2024, www.zoll.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/Sonstiges/2024/z80_honig_ul.html
- Fachinformationen der Hersteller