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Können Mundspül­lösungen Krebs auslösen?

Hände halten Flasche mit Mundspüllösung fest
Mundspüllösungen werden oft bei bakteriellen Entzündungen im Mund- und Rachenraum angewendet. Manche Menschen verwenden die Spülungen auch um einen frischen Atem zu haben.  | Bild: Chanakon / AdobeStock

Kürzlich haben Wissenschaftler der belgischen Universität Antwerpen untersucht, wie sich die tägliche Anwendung einer alkoholhaltigen Mundspülung auf das Mikrobiom im Mund- und Rachenraum auswirkt. Der Begriff Mikrobiom ist zwar vor allem im Zusammenhang mit dem Darm bekannt, doch auch im Mund gibt es ein Mikrobiom. Dabei handelt es sich um Bakterien, die den Körper vor schädlichen Erregern schützen sollen. 

Die Untersuchung war dabei Teil der sogenannten PReGo-Studie"Preventing Resistance in Gonorrhoea" . Dabei wird der Einfluss antibakterieller Mundspülungen zur Vorbeugung sexuell übertragbarer Infektionen bei Männern, die Sex mit Männern haben, untersucht. Die Ergebnisse dazu wurden kürzlich im Fachmagazin „Journal of Medical Microbiology“ veröffentlicht.

Mundwässer fördern das Bakterienwachstum

Über drei Monate lang haben die teilnehmenden Männer mit dem alkoholhaltigen Präparat Listerine® Cool Mint den Mund gespült. Die Mundspülung enthält Alkohol und wird zur Bekämpfung von Bakterien und für frischen Atem beworben. 

Zu Beginn und nach der dreimonatigen Anwendung wurden jeweils Abstriche aus dem Mund- und Rachenraum entnommen und auf unterschiedliche Bakterien hin untersucht. Eigentlich war erwartet worden, dass die Anzahl an Bakterien durch die tägliche Anwendung des Mundwassers abnimmt. 

Doch die Ergebnisse waren eindeutig: Besonders zwei Bakterienarten – Fusobacterium nucleatum und Streptococcus anginosus – kamen in deutlich erhöhter Anzahl vor.

Bakterien stehen im Verdacht, Krankheiten auszulösen

Beide Bakterienarten kommen auch natürlich im Mund- und Rachenraum vor. Sind sie jedoch in großer Anzahl vorhanden, können sie Karies und Parodontitis auslösen. Außerdem können sie das Risiko für Speiseröhren- und Magenkrebs erhöhen. 

Fusobacterium nucleatum wurde auch schon im menschlichen Körper in Mammakarzinomen und Darmkrebszellen nachgewiesen und scheint dort das Tumorwachstum zu fördern. Der genaue Einfluss des Bakteriums auf seine Aktivität im Tumorgewebe ist aber noch unklar.

Mundwasser – krebserregende Wirkung bisher nicht nachgewiesen

Die durchgeführte Untersuchung hat bisher nur den Einfluss alkoholhaltiger Mundspülungen auf das Mikrobiom im Mund nachgewiesen, ein erhöhtes Krebsrisiko kann daraus nicht abgeleitet werden. Denn die Ergebnisse bedeuten nicht, dass durch die gefundenen Bakterien tatsächlich eine Krebserkrankung ausgelöst wird. 

Allerdings liefert die Studie durchaus Hinweise darauf, dass Mundwässer mit Alkohol Krankheiten begünstigen können. Der genaue Einfluss muss aber in weiteren Untersuchungen noch geklärt werden. Dazu ist zunächst auch eine größere Teilnehmerzahl nötig, denn bei der durchgeführten Studie nahmen lediglich 59 Männer teil.

Mundspüllösungen bei Entzündungen, zum Schutz vor Corona und zur Desinfektion

Medizinische Spülungen im Mundraum werden bei bakteriellen Entzündungen angewendet, hier wird vor allem der Wirkstoff Chlorhexidin eingesetzt. Dies erfolgt aber nur kurzzeitig zur Unterstützung der Heilung. 

Viele Menschen verwenden Mundwässer aber regelmäßig, sei es wegen der desinfizierenden Wirkung oder um einfach einen frischen Atem zu haben. 

Vor allem während der Corona-Pandemie wurde die Anwendung alkoholhaltiger Mundspülungen von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene empfohlen. Damals wurde als Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus ein dreimal tägliches Gurgeln mit einer Mundspüllösung, die Alkohol und ätherische Öle enthält, empfohlen. Als Präparat wurde explizit Listerine® Cool Mint vorgeschlagen.

Mundwässer mit Alkohol nicht täglich anwenden

Auch wenn durch die durchgeführte Studie keine krebserzeugende Wirkung alkoholhaltiger Mundspülungen nachgewiesen wurde, sollten die erhaltenen Ergebnisse trotzdem ernst genommen werden. Denn es kann durchaus sein, dass Präparate wie Listerine® Cool Mint zur Entstehung von Krebs beitragen können. 

Auch andere Studien haben gezeigt, dass Alkohol auch in Mundspüllösungen zur Entstehung von Krebsvorstufen in der Mundhöhle beitragen kann. Eine tägliche Anwendung kann daher nicht empfohlen werden. 

Zahlreiche Mundwässer sind auch ohne Alkohol erhältlich. Bei den Listerine-Produkten kann beispielsweise auf Listerine® Cool Mint Milder Geschmack zurückgegriffen werden. Diese Lösung enthält kein Ethanol, das Frischgefühl wird durch ätherische Öle wie Menthol, Thymol und Eucalyptol hervorgerufen. Zusätzlich ist Natriumfluorid zur Kariesprophylaxe enthalten. 

Alkoholfreie Mundspülungen stehen derzeit nicht unter Verdacht, das Wachstum der oben erwähnten Bakterienstämme zu fördern.

Für eine gute Mundhygiene sind Mundwässer nicht nötig

Zur Erhaltung der normalen Zahngesundheit empfehlen die meisten Zahnärzte ohnehin keine Mundspülungen. Wichtig ist vielmehr das zweimal tägliche gründliche Zähneputzen, dazu sollte Zahnseide zur Reinigung der Zahnzwischenräume verwendet werden. 

Auch eine gesunde Ernährung mit viel Gemüse und Obst trägt entscheidend zur Zahngesundheit bei. Quellen:
- https://www.microbiologyresearch.org/content/journal/jmm/10.1099/jmm.0.001830
- http://www.medicinaoral.com/medoralfree01/aop/23085.pdf
- https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/mundspuelung-krebs-100.html