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Umfrage: „Pille danach“ ist den meisten unbekannt

Apothekerin berät Kundin zur Notfallverhütung
Die Notfallverhütung erfordert eine ausführliche Beratung. | Bild: Schelbert / PTAheute

Vor Kurzem machte der Apotheker Andreas Kersten aus Berlin-Neukölln Schlagzeilen, weil er sich aus Gewissensgründen geweigert hatte, die „Pille danach“ abzugeben. Das Berufsobergericht für Heilberufe am Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg entschied nun, dass es einem Apotheker mit einem Gewissenskonflikt zumutbar sei, seine Selbstständigkeit aufzugeben.  

Für den Neuköllner Apotheker hat das Urteil rein praktisch allerdings keine Auswirkungen mehr, denn er hatte seine Apotheke bereits 2018 – wenn auch aus anderen Gründen – aufgegeben.

In einer Pressemitteilung erklärt das Gericht jedoch ausdrücklich, dass ein selbstständiger Apotheker mit seiner Apotheke dem gesetzlichen Versorgungsauftrag mit Arzneimitteln genügen müsse. Die „Pille danach“ sei ein apothekenpflichtiges Arzneimittel, dessen Abgabe er nicht aus Gewissensgründen verweigern dürfe. 

Zahl der Schwangerschaftsabbrüche hat zugenommen

Die Pille danach gehört sicherlich zu den besonders sensiblen Themen in einer Apotheke. Wie wichtig eine gute Beratung zur Notfallverhütung ist, macht eine kürzlich veröffentlichte Umfrage des Marktforschungsunternehmens YouGov deutlich: Demnach herrscht in der deutschen Bevölkerung großes Unwissen zum Thema Notfallverhütung.

Ob dies einer der Gründe ist, warum die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche seit 2022 wieder steigt, ist ungeklärt. Im vergangenen Jahr meldete das Statistische Bundesamt 106.000 Abtreibungen und damit den höchsten Stand seit dem Jahr 2012. 

Diese Zahlen nahm jedoch das Unternehmen Perrigo – Hersteller des Notfallverhütungsmittels ellaOne® – zum Anlass, YouGov mit einer repräsentativen Umfrage zum Thema Sexualaufklärung in Deutschland zu beauftragen. Für die Datenerhebung wurden 2.036 Personen ab 18 Jahren befragt.

Großer Aufklärungsbedarf zur Notfallverhütung

Die Umfrage ergab zunächst einmal, dass sexuelle Aufklärung in Deutschland in verschiedenen Umfeldern (in der Schule, durch Eigeninitiative, durch die Familie oder Freunde) stattfindet. 

Allerdings scheint meist ein wichtiges Thema ausgelassen zu werden. So gaben 41 Prozent der Befragten an, dass sie sich sehr schlecht bis eher schlecht über die Verhinderung einer ungewollten Schwangerschaft aufgeklärt fühlen.  

Mehr als ein Drittel (34 Prozent) konnte keine Antwort darauf geben, welche Methoden zur Verhinderung einer ungeplanten Schwangerschaft nach einer Verhütungspanne oder ungeschütztem Geschlechtsverkehr zur Verfügung stehen.  

„Pille danach“ ist vielen unbekannt

Damit lässt sich auch erklären, warum nur etwa ein Viertel der befragten Personen schon einmal etwas von der „Pille danach“ gehört hat – sie kennen sich jedoch nicht damit aus. 19 Prozent sind der Notfallkontrazeption sogar negativ gegenüber eingestellt, was basierend auf den Umfrageergebnissen vor allem auf Fehlinformationen zurückgeführt werden kann.

So denkt fast die Hälfte der Teilnehmenden (49 Prozent), dass der Wirkmechanismus der „Pille danach“ auf der Abstoßung der befruchteten Eizelle beruht. Gerade einmal zehn Prozent wussten, dass die Pille danach den Eisprung verschiebt und damit eine Schwangerschaft verhindert.

39 Prozent äußerten Bedenken wegen möglicher Nebenwirkungen oder gesundheitsschädlicher Einwirkungen auf ihren Körper. Insbesondere in diesen Punkten kann die Apotheke wertvolle Aufklärungsarbeit leisten und die Kundinnen und Kunden über Risiken, Nebenwirkungen und vor allem die Wirkweise der Notfallverhütung informieren.

Gut zu wissen: Unser Wissen am HV zur „Pille danach“

Umfangreiche Informationen zur Notfallverhütung, welche Wirkstoffe enthalten sind, wie der Wirkmechanismus funktioniert und welche Kontraindikationen vorliegen, finden Sie in unserem Wissen am HV „Pille danach“.

Dort finden Sie auch Hilfestellungen, um ein Beratungsgespräch für alle Beteiligten so angenehm wie möglich zu gestalten.