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Nasenbluten: Oft harmlos – aber nicht zu unterschätzen

Frau mit Nasenbluten hält Taschentuch vor die Nase
In schweren Fällen kann Nasenbluten lebensbedrohlich werden. | Bild: auremar / AdobeStock

Praktisch jeder hatte im Lauf seines Lebens mindestens einmal Nasenbluten. Auch in der Literatur gibt es Hinweise auf eine recht hohe Inzidenz dafür. Es kann ganz spontan auftreten und dabei eine Vielzahl von Ursachen haben. 

In der Regel ist es bei ansonsten gesunden Menschen eher harmlos, hört von allein nach kurzer Zeit wieder auf oder lässt sich schnell stillen.  

In manchen Fällen, besonders bei vorerkrankten Menschen, kann Nasenbluten aber auch gefährlich werden – und in anderen Fällen ein Symptom einer schwerwiegenderen Erkrankung sein. Wir geben einen Überblick über mögliche Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten.

Wann ist Nasenbluten eher harmlos und warum?

In 90 Prozent der Fälle entstehen Nasenblutungen (Epistaxis) im vorderen Bereich der Nase (medizinisch im anterior-inferioren Teil, also „vorne, unten“) im sogenannten Locus Kiesselbachi. 

Diese besonders stark durchblutete Stelle der Nasenscheidewand (Septum), an der gleich mehrere kleine Arterien nahe an der Oberfläche verlaufen, ist für das Auftreten von Nasenbluten prädilektiert (bevorzugt).  

Wer nicht entsprechend vorerkrankt ist, muss sich, wenn das Nasenbluten lediglich ab und zu sporadisch auftritt und auch nicht länger als 20 Minuten anhält, in der Regel keine größeren Sorgen machen. Für diese Form des Nasenblutens gibt es eine Reihe von eher harmlosen Ursachen.  

Mögliche Symptome für Nasenbluten

Nach heftigem Niesen etwa oder einem Sturz, aber oft auch ohne direkt erkennbare Ursache tritt aus einem oder beiden Nasenlöchern Blut aus. Die Menge des Blutes kann dabei von Spuren auf dem Taschentuch über Tropfen bis hin zu stärkeren Blutungen im Schwall reichen.

Bei Blutungen aus dem Locus Kiesselbachi und anderen Bereichen vorne in der Nase ist das Blut normalerweise dunkelrot (es stammt aus den Arterien dort).

Bei stärkeren Blutungen kann es auch zu Schwindel oder Schwächegefühl kommen – das ist häufig dann der Fall, wenn die betroffene Person auf den Anblick von Blut mit Ekel oder Angstgefühlen reagiert.

Läuft das Blut bei stärkeren Blutungen in den Rachen und von dort in den Magen, führt der metallische Geschmack und das Blut im Magen bei manchen Menschen zu Unwohlsein oder sogar Erbrechen.

Bei stärkeren Blutungen kann es zudem passieren, dass das Blut in die Atemwege gelangt, aspiriert wird und Husten oder Anfälle von Ersticken auslöst – diese Gefahr besteht besonders bei Bewusstlosen. Dann ist Nasenbluten aber auch nicht mehr als harmlos einzustufen.

Harmloses Nasenbluten beschränkt sich in der Regel auf eher schwächere Blutungen, die binnen maximal 20 Minuten abklingen oder zum Stillstand gebracht werden können, und bei denen keine weiteren Symptome hinzukommen.

Was sind die Ursachen für Nasenbluten?

Bei Kindern oder Jugendlichen, besonders in der Pubertät und in kindlichen Wachstumsphasen, kann es ohne ersichtlichen Grund zum plötzlichen Nasenbluten kommen. 

Ursache sind dabei die hormonellen Bedingungen, die auch Auswirkung auf Schleimhäute und Gefäße haben. Kommt die Epistaxis nicht gehäuft oder gar regelmäßig vor, besteht eher kein Grund zur Sorge.

Auch Schwangere neigen aufgrund der hormonellen Bedingungen und der erhöhten Durchblutung zu spontanem Nasenbluten ohne andere ersichtliche Ursache. Dies ist ebenfalls für gewöhnlich harmlos.

Andere als prinzipiell harmlos einzustufende Ursachen sind:

  • Heftiges Niesen
  • „Nasepopeln“
  • Eher harmlos: Fremdkörper in die Nase gesteckt – etwa bei kleinen Kindern (sofern der Gegenstand nicht mehr in der Nase steckt)
  • Tendenziell eher harmlos: Schlag auf die Nase oder Sturz, wenn nichts gebrochen ist und es „nur“ eine blutige Nase gibt
  • Trockene, gereizte Schleimhaut: bei Erkältungen, anderen Infektionskrankheiten mit „laufender Nase“ (Rhinitis) oder Heuschnupfen, aber auch durch trockene Heizungsluft etwa im Winter

 

Was kann man gegen Nasenbluten tun?

In den harmlosen Fällen lässt sich die Blutung durch einfache Erste-Hilfe-Maßnahmen innerhalb weniger Minuten zum Stillstand bringen. Gute schnelle Anleitungen dazu bieten auch etwa Portale wie YouTube. Eine britische Studie aus dem Jahr 2023 konnte zeigen, dass die meisten Videos dort tatsächlich hilfreich sind.

Es gilt – besonders bei Kindern –, selbst ruhig zu bleiben und den Betroffenen zu beruhigen. 

Die Blutung lässt sich stoppen, indem etwa die Nase zusammengedrückt wird oder ein Taschentuch oder Ähnliches auf das betroffene Nasenloch – gegebenenfalls bei sehr starker Blutung in das Nasenloch – gedrückt wird („Tamponade“).  

Der Betroffene soll eine aufrechte Haltung einnehmen (aufrecht sitzen), keine „Schocklage“ (also nicht mit erhöhten Beinen) einnehmen.  

Wichtig ist, den Kopf nach vorne zu bringen, sodass Blut gegebenenfalls nach vorne aus der Nase herausläuft. Auf keinen Fall soll der Kopf „in den Nacken“ gelegt werden – sonst könnte Blut in Atemwege oder Magen gelangen.

Es hilft außerdem, einen kalten Waschlappen oder ein Kühlpack in den Nacken zu legen – so ziehen sich die Gefäße in der Nase durch den Kältereflex zusammen, was die Blutung zum Stillstand bringen kann.

Lässt sich die Blutung nicht binnen 20 Minuten stillen, wird dem Betroffenen „schwarz vor Augen“ oder wird er gar bewusstlos, diesen unbedingt zum Arzt bringen beziehungsweise den Rettungsdienst verständigen – bei Bewusstlosen ist in dem Fall eine stabile Seitenlage besonders wichtig.

Wann ist Nasenbluten eher gefährlich und warum?

Nasenbluten ist dann unter anderem gefährlich, wenn es bei vorerkrankten Menschen aufgrund ihrer Vorerkrankung kaum zu stoppen ist. Das ist etwa bei Blutern der Fall, bei Menschen mit nicht reguliertem Bluthochdruck oder auch bei Menschen, die Gerinnungshemmer einnehmen.  

Ein Fallbericht aus dem Februar 2024 im Fachmagazin „Emergency Medicine News“ berichtet etwa von einem älteren Mann, der Warfarin als Gerinnungshemmer nahm und nach einem Sturz mit Bruch der Nase letztlich an den Folgen des Blutverlustes durch das Nasenbluten verstarb.

Insgesamt sind Todesfälle durch Nasenbluten aber sehr selten – eine Statistik aus dem Jahr 1999 verzeichnete in den USA unter den 2,4 Millionen Todesfällen in dem Jahr lediglich vier, die auf Epistaxis zurückzuführen waren.

Dennoch – kommt Nasenbluten beispielsweise häufiger vor, kann das auf eine Erkrankung hindeuten, unter Umständen auf eine Krebserkrankung. Auch Medikamente können eine Rolle spielen.

Blutungen, die nicht aus dem vorderen Bereich der Nase, sondern aus dem hinteren stammen (posteriore Epistaxis), sind in der Regel gefährlicher. Auch wenn statt Blut klare Flüssigkeit austritt, sollte ein Arzt oder eine Ärztin konsultiert werden.

Mögliche Symptome von eher gefährlichem Nasenbluten

Wenn die Blutung auch aus eigentlich harmloser Ursache her nicht binnen 20 Minuten zum Stillstand kommt oder der Betroffene sogar bewusstlos wird, muss ein Arzt / eine Ärztin oder der Rettungsdienst verständigt werden.  

Läuft das Blut eher in den Rachen oder aus dem anderen Nasenloch, wenn das ursprünglich betroffene Nasenloch mit beispielsweise einer Tamponade verschlossen wurde, deutet das auf eine Blutung im oberen Bereich der Nase hin (posteriore Epistaxis).

Kommt in größeren Mengen klare Flüssigkeit, kann dies Liquor („Hirnflüssigkeit“) sein und auf eine Verletzung des Schädels hindeuten.

Und auch immer wiederkehrendes Nasenbluten ist ein ernstzunehmendes Symptom, das ärztlichen Rat erfordert.

Krankheiten und andere Ursachen für wiederkehrendes Nasenbluten

Medikamente wie Gerinnungshemmer oder „Blutverdünner“ (zum Beispiel niedrigdosiertes ASS) können zu häufigerem Nasenbluten beitragen – oder im Fall von sporadischem Nasenbluten dazu führen, dass die Blutung kaum zum Stoppen gebracht werden kann.

Gleiches gilt für Betroffene der Bluterkrankheit (Hämophilie).  

Leukämie, andere Gerinnungsstörungen und einige Erbkrankheiten zeigen oft wiederkehrendes Nasenbluten als Symptom – ebenso Bluthochdruck, Arteriosklerose oder auch Nierenerkrankungen. Häufig kommt es dabei zu posterioren Epistaxien.

Auch hormonelle Auswirkungen, die bei vielen Erkrankungen und körperlichen Veränderungen auftreten (von Diabetes mellitus bis zum postmenopausalen Syndrom), können Nasenbluten verursachen.

Ebenso kann sich beispielsweise ein Mangel an Vitamin C durch Nasenbluten äußern – als eines der Symptome der Vitamin-C-Mangelkrankheit Skorbut.

Bei Unfällen, Stürzen oder anderen Traumata, bei denen die Nase, das Gesicht beziehungsweise der Schädel involviert sind, kann es zu Nasenbluten durch Brüche der Nase oder der Schädelknochen kommen. Das muss in der Regel operiert werden.

Wiederkehrende Blutungen können insbesondere bei Kleinkindern auch auf Fremdkörper in der Nase hinweisen, die nicht von allein wieder herausgekommen sind (Erbsen und Ähnliches).

Außerdem können krankhafte Veränderungen der Nasenscheidewand oder des Nasenrachenraums zu wiederkehrendem Nasenbluten führen. Das können eitrige Abszesse sein, Risse und Löcher in der Scheidewand, aber auch Formen von Krebs in der Nasen- oder Nasennebenhöhle.

Missbrauch von Drogen (etwa Kokain oder andere Substanzen, die über die Nase aufgenommen werden), der zu häufige Gebrauch von abschwellenden Nasensprays oder eingeatmete, die Schleimhaut reizende chemische Dämpfe machen die Nasenschleimhäute ebenfalls anfällig für häufige Blutungen.

Behandlung von wiederkehrendem Nasenbluten

In Fällen von wiederkehrendem oder nicht zu stoppendem Nasenbluten gilt es über die Erste-Hilfe-Maßnahmen hinaus, ärztlichen Rat einzuholen oder gegebenenfalls den Rettungsdienst zu verständigen.

Die Behandelnden werden dann die Blutung stoppen – unter Umständen mit Medikamenten wie Tranexamsäure oder durch eine Operation, bei der Blutgefäße endoskopisch verödet beziehungsweise kauterisiert (durch Hitze oder Chemikalien verätzt) werden. Liegt ein Bruch vor, wird dieser chirurgisch gerichtet.  

Darüber hinaus werden die Ursachen, also etwa Erkrankungen, diagnostiziert und therapiert, um das Symptom des Nasenblutens zu unterbinden. Quellen:
1. doi: 10.17116/otorino20238805163. PMID: 37970772. https://europepmc.org/article/med/37970772

2. https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/nasenbluten/ursachen-und-risiken.html

3. https://www.hno1912.de/der-locus-des-herrn-kiesselbach/

4. https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/nasenbluten/sofortmassnahmen.html

5. doi:10.1017/S0022215123001184 https://www.cambridge.org/core/journals/journal-of-laryngology-and-otology/article/abs/how-to-stop-a-nosebleed-a-combined-objective-and-subjective-assessment-of-youtube-videos-on-firstaid-management-of-epistaxis/CC58C8762897F9F9182B74B74BA6E042

6. doi: 10.1097/01.EEM.0001007316.08084.b6 https://journals.lww.com/em-news/fulltext/2024/02201/was_this_death_after_a_severe_nosebleed.1.aspx

7. https://econferenceseries.com/index.php/iec/article/view/3705 https://econferenceseries.com/index.php/iec/article/view/3705

8. https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/nasenbluten/wann-muss-man-zum-arzt.html
 

Nasenbluten im Überblick:

Die meisten Fälle von Nasenbluten sind harmlos und haben harmlose Ursachen. 

In der Regel genügen Erste-Hilfe-Maßnahmen, um die Blutung zum Stoppen zu bringen (Kopf nach vorne, Nase zuhalten, Kaltes in den Nacken). 

Hört die Blutung nicht spätestens nach 20 Minuten auf oder verliert der Betroffene das Bewusstsein, ist ein Arzt/eine Ärztin zu konsultieren oder der Rettungsdienst zu rufen – Gleiches gilt, wenn viel klare Flüssigkeit aus der Nase fließt. 

Kommt Nasenbluten immer wieder vor, steckt wahrscheinlich eine Erkrankung dahinter.