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Kommentar von Adexa-Bundesvorstand Andreas May: „Apothekenreform“: Schlag ins Gesicht für PTA

eine Apothekerin und zwei PTA hinterm HV
Geht es nach Bundesgesundheitsminister Lauterbach, sollen PTA bald als billige „Ersatz-Filialapothekenleitungen“ verheizt werden, sagt Andreas May von der Apothekengewerkschaft Adexa. | Bild: PTAheute / Alex Schelbert

Apothekenberufe, die gegeneinander ausgespielt werden; Apothekenangestellte, die immer weiter auf auskömmliche und faire Gehälter warten müssen, qualifiziertes Personal, das in andere Branchen abwandert, PTA, die als billige „Ersatz-Filialapothekenleitungen“ verheizt werden und eine Gefährdung der Versorgungssicherheit: Das ist aus Sicht der Apothekengewerkschaft Adexa die Quintessenz des Referentenentwurfs aus dem BMG für eine „Apothekenreform“.

„Zwei-Klassen-Apotheken“

Andreas May, Bundesvorstand der Apothekengewerkschaft, hebt in seinem Kommentar hervor, dass die Apothekenberufe gegeneinander ausgespielt werden, während die Angestellten weiterhin auf faire Gehälter warten müssen. 

Die niedrigen Löhne, die im Branchenvergleich bereits zurückfallen, verschlechtern sich weiter, was dazu führt, dass qualifiziertes Personal in andere Branchen abwandert. Diese Entwicklung bedroht nicht nur die Arbeitsbedingungen der Apothekenangestellten, sondern auch die Versorgungssicherheit der Patienten. 

„Zwei-Klassen-Apotheken“ könnten entstehen, warnt May, was letztlich eine Gefährdung der Versorgungssicherheit bedeuten würde.

Apotheken haben mehr von Lauterbach erwartet 

Rückblickend erinnert May an die Hoffnungen, die mit dem Amtsantritt von  Gesundheitsminister Karl Lauterbach im Jahr 2021 verbunden waren. Die Arbeitnehmer

in den öffentlichen Apotheken hatten erwartet, dass ein Sozialdemokrat mit Gesundheitsbackground ihre Arbeitsbedingungen verbessern würde. Doch die Realität sieht anders aus: Die Vor-Ort-Apotheken „verdursten am ausgestreckten Arm von Minister und Krankenkassen“ und werden zudem noch herablassend behandelt und mit falschen Versprechungen vertröstet.

Die sogenannte „Honorar- und Strukturreform“ bezeichnet May als bestenfalls einen Verschiebebahnhof und schlimmstenfalls als einen Einstieg in die Apothekenketten. Diese Reform könnte zu ausgedünntem Personal, weniger Aufstiegschancen für Apotheker und einem vergifteten Angebot für die PTA führen, viel Verantwortung für wenig Geld in den Zweigapotheken zu übernehmen. Unter solchen Bedingungen seien bessere tarifliche Arbeitsbedingungen kaum durchsetzbar.

Einige Maßnahmen gehen in die richtige Richtung 

Gibt es positive Aspekte in dem Referentenentwurf? Ja, May erkennt an, dass einige Maßnahmen in die richtige Richtung gehen, wie die bessere Vergütung des Nacht- und Notdienstes, die besonders Apotheken in ländlichen Gebieten stärkt. Doch diese kurzfristigen Lösungen können keine tragfähige Strategie für eine bessere Versorgung der alternden Bevölkerung sein.

Erhöhung des Fixhonorars fehlt 

Ein zentraler Vorschlag von Adexa, der im Entwurf fehlt, ist die Erhöhung des Festhonorars um 80 Cent pro Packung verschreibungspflichtiger Arzneimittel, die exklusiv für die Personalkosten vorgesehen sein soll. Positiv bewertet May hingegen die geplante Aufteilungsmöglichkeit der Filialleitung auf zwei Apotheker, was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern könnte.

Adexa fordert eine echte Reform 

Im weiteren Gesetzgebungsprozess möchte Adexa die Interessen der Angestellten mit Nachdruck vertreten und das Gesprächsangebot an den Gesundheitsminister erneuern. Entscheidend ist, dass sich die Apothekenteams nicht spalten lassen, sondern gemeinsam für eine echte Stärkung des Apothekensystems und der flächendeckenden Arzneimittelversorgung eintreten. 

Denn nur eine gemeinsame Linie kann verhindern, dass die versprochene Reform die tragenden Elemente aus der Struktur schwächt oder gar ganz herauszieht. 

Andreas May fordert eine echte Reform, die die Bedürfnisse der Apothekenangestellten ernst nimmt und die Versorgungssicherheit der Bevölkerung gewährleistet.