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Impfen gegen Blasenentzündung

Frau fasst sich mit den Händen an den Schritt und steht mit gekreuzten Beinen da
Häufig leiden Frauen an wiederkehrenden Blasenentzündungen. | Bild: Aleksandr Rybalko / AdobeStock

Wiederkehrende Harnwegsinfektionen sind lästig und schmerzhaft. Die Autoren der S3-Leitlinie zu Harnwegsinfektionen raten Frauen mit „häufig rezidivierender Zystitis“ unter anderem zunächst zu einer dreimonatigen oralen Immunprophylaxe mit Urovaxom, bevor sie eine antibiotische Langzeitprävention starten. 

Bei Uro-Vaxom handelt es sich um ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel. Das Präparat enthält Escherichia-coli-Stämme und stimuliert die lokale Immunantwort im Bereich der Harnwege.

Studie: Uromune bestehend aus vier Bakterienstämmen

Derzeit laufen Phase-2/3-Studien zu einem ähnlichen Präparat: MV140 beziehungsweise Uromune ist ein polybakterielles Präparat bestehend aus jeweils gleichen Teilen der vier Bakterienstämme 

  • Escherichia coli,
  • Klebsiella pneumoniae,
  • Enterococcus faecalis und
  • Proteus vulgaris

Uromune wird dabei als sublinguales Spray angewendet. 

Bereits 2022 zeigten WissenschaftlerNEJM Evidence: „Sublingual MV140 for Prevention of Recurrent Urinary Tract Infections“ , wie gut der „Impfstoff“ Harnwegsinfektionen über einen Zeitraum von neun Monaten vorbeugt: 240 Frauen im Alter zwischen 18 und 75 Jahren mit wiederkehrenden Harnwegsinfektionen hatten in der multizentrischen, randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Studie (Parallelgruppendesign) Uromune für drei oder sechs Monate oder Placebo erhalten (1:1:1). 

Wie viele Harnwegsinfektionen traten im neunmonatigen Studienzeitraum auf (primärer Endpunkt)?

Uromune verhindert effektiv Blasenentzündungen

Frauen mit Placebo hatten im Median drei Harnwegsinfektionen, während unter Behandlung mit Uromune Harnwegsinfektionen für neun Monate ausblieben – sowohl mit drei- als auch mit sechsmonatiger Gabe von Uromune. 

Frauen, die für drei Monate Uromune angewendet hatten, erlitten ihre erste Harnwegsinfektion nach 275 Tagen, während Frauen in der Placebogruppe diese bereits im Median nach 48 Tagen beobachteten.

Einnahme von Uromune: Neun Monate keine Blasenentzündung

Wie lange hält der positiv schützende Effekt des Bakterienpräparats an? Daten hierzu veröffentlichten Urologen von der Royal Berkshire NHS Foundation beim größten europäischen Urologie-Kongress (Congress of The European Association of Urology) im April dieses Jahres. 

92 Patienten hatten bereits im Jahr 2014 Uromune erhalten. 89 Patienten (72 Frauen, 17 Männer) wurden nachbeobachtet und telefonisch zu Nebenwirkungen und Wirksamkeit befragt. 

Das Ergebnis: Auch neun Jahre nach einer dreimonatigen Therapie war über die Hälfte der Patienten (n=48, 54 Prozent) frei von Harnwegsinfektionen. Im Durchschnitt trat die erste Harnwegsinfektion nach etwa viereinhalb Jahren (54,7 Monate) auf. Die Patienten berichteten auch über keine schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen des Präparats. 

Auch wenn die Studienteilnehmerzahl klein war, stimmen die Ergebnisse hoffnungsvoll. Weitere Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit von Uromune bei Kindern und älteren Menschen sowie bei komplizierten Harnwegsinfektionen – z. B. aufgrund von Kathetern – sollen folgen.

Uromune in Deutschland noch nicht zugelassen

Die Studienergebnisse sind derzeit noch nicht publiziert, sie sollen bis zum Ende des Jahres veröffentlicht werden. Hersteller von Uromune ist das spanische Unternehmen Immunotek. 

Laut „Medscape“ ist das Präparat derzeit auch ohne Zulassung durch spezielle Programme in 26 Ländern erhältlich, darunter in Spanien, Portugal, dem Vereinigte Königreich, den Niederlanden, Schweden, Norwegen, Australien und Neuseeland. Zudem sei es in Mexiko und der Dominikanischen Republik bereits zugelassen.