PTAheute-Pinnwand KW 16/2024: Semaglutid, Spielzeug und Selbstbestimmungsgesetz
Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche.
Suizid-Gedanken sind keine Nebenwirkung von Semaglutid
Im Sommer des vergangenen Jahres begann der Pharmakovigilanzausschuss (PRAC) der EMA, der Frage nachzugehen, ob GLP-1-Rezeptor-Agonisten, wie Semaglutid in Ozempic®, zu suizidalem Verhalten führen könnten.
Nun gab der PRAC vergangene Woche bekannt, dass es derzeit keine Evidenz gebe, die auf einen solchen Zusammenhang hindeutet.
Zur Untersuchung des Verdachts hatte der PRAC im November 2023 Fragen an die Zulassungsinhaber von Ozempic®, Rybelsus®, Wegovy®, Victoza®, Saxenda®, Xultophy®, Byetta®, Bydureon®, Lyxumia®, Suliqua® und Trulicity® geschickt.
Außerdem stützt der Ausschuss sich in seiner Bewertung auf eine Studie, deren Autoren im Fazit erklären: „Unsere Ergebnisse sprechen nicht für ein höheres Risiko von Selbstmordgedanken unter Semaglutid im Vergleich zu Arzneimitteln gegen Fettleibigkeit oder Diabetes, die keine GLP-1-Rezeptor-Agonisten sind.“ Quelle: daz.online
Kinderchirurgen warnen vor Magnetspielzeug
Kinderchirurgen warnen vor Gefahren von magnetischem Spielzeug. Das Verschlucken von kleinen Kügelchen oder Würfeln mit einer starken magnetischen Anziehungskraft könne im schlimmsten Fall tödliche Auswirkungen haben, erklärt die Direktorin der Klinik für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Jena, Felicitas Eckoldt.
Die Anziehung der Magnete in verschiedenen Teilen des Magen-Darm-Traktes könne die Durchblutung in einem Areal herabsetzen, und es könnten Löcher in der Darmwand entstehen. Derartige Magnete würden beispielsweise als Material für 3D-Puzzles beworben, sagt Eckoldt, oder als Konstruktionsspielzeug für Erwachsene und Jugendliche. Fälle zeigten jedoch, dass es immer wieder in die Hände von kleineren Kindern gelange.
Die Warnung hat einen aktuellen Anlass: Anfang des Jahres sei ein 20 Monate altes Mädchen gestorben, das mehrfach an Erbrechen, Durchfall und Austrocknung gelitten habe. Magnete hätten einen akuten Darmverschluss verursacht, ausgelöst durch den Druck der Anziehungskraft der Magnete auf die Darmwände. Das Kind hatte offenbar zeitversetzt mehrere Magnete verschluckt.
2018 hatten der Landesverband Bayern des Kinderschutzbundes und das Bayerische Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz auf den Tod eines vierjährigen Kindes reagiert und Eltern gewarnt. Quelle: dpa / mia
Podcast-Tipp: Torke & Schatz – Gesundheit kommt später
Es hinkt an allen Ecken und Enden in unserem Gesundheitssystem. Unternehmer arbeiten bis zur körperlichen Erschöpfung, Angestellte werden verheizt und gehen über ihre Grenzen und Gesundheit scheint erst nach dem Geld und allen anderen wirtschaftlichen Belangen zu kommen.
Deswegen wollen Anna Schatz und Stephan Torke der Sache auf den Grund gehen. Gemeinsam mit spannenden Gästen durchleuchten sie unser Gesundheitssystem. Denn für sie kommt Gesundheit an erster Stelle.
In der aktuellen Folge geht es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit PTAheute.de-Chefredakteurin Cornelia Neth.
Neue Folgen gibt es jeden Dienstag – reinhören lohnt sich: auf Youtube, bei Apple oder Spotify.
InfectoPharm importiert erneut Salbutamol-Dosieraerosole aus Spanien
Der Versorgungsmangel mit Salbutamol-haltigen Arzneimitteln hält weiter an. Zwischenzeitlich hat es das BfArM gestattet, aus dem Ausland entsprechende Produkte zu importieren. InfectoPharm teilt nun in einer Pressemeldung mit, dass das Pharmaunternehmen bereits zum dritten Mal Packungen des Dosieraerosols Salbutamol Aldo-Union 100 μg/Sprühstoß aus Spanien importiert hat, um dem Versorgungsmangel entgegenzuwirken.
Da das Präparat in originaler, fremdsprachiger Aufmachung vertrieben wird, sind die Übersetzungen der spanischen Fach- und Gebrauchsinformationen auf der Webseite von InfectoPharm und in der Lauer-Taxe verfügbar. Die aktuelle Gestattung und ein offizielles Informationsschreiben sind ebenfalls auf der Website von InfectoPharm hinterlegt. Quelle: PM InfectoPharm
Apothekenschließungen verlängern Weg zum Medikament
Die derzeit gehäuft zu beobachtenden Schließungen von Apotheken wirken sich besonders auf ländliche Gebiete aus. Hier kann es für die Patienten zu einer Verlängerung der Distanz zur nächsten Apotheke von mehr als 10 km Luftlinie kommen, was den Fahrtweg auf über 15 Kilometer verlängern kann. In Großstädten ist die Distanzvergrößerung meist auf maximal einen Kilometer begrenzt. Das zeigt eine Auswertung von IQVIA OneKey®-Daten. In dieser Datenbank sind alle Apothekenstandorte in Deutschland tagesgenau geocodiert.
Bundestag segnet Selbstbestimmungsgesetz ab
Der Bundestag hat grünes Licht für das neue Selbstbestimmungsgesetz der Bundesregierung gegeben. Mit dem neuen Gesetz soll es leichter werden, seinen Geschlechtseintrag und Vornamen auf dem Amt ändern zu lassen.
Es sieht vor, dass Menschen ab 1. November dieses Jahres die entsprechende Änderung per Erklärung gegenüber dem Standesamt vornehmen können. Die bisherige Pflicht, eine ärztliche Bescheinigung und mehrere Gutachten dafür vorzulegen, soll wegfallen. Auch braucht es künftig keine gerichtlichen Entscheidungen mehr.
Die Erleichterungen betreffen vor allem transgeschlechtliche, intergeschlechtliche und nicht-binäre Menschen, die bislang hohe Hürden und kostspielige Verfahren durchlaufen mussten, um ihren Geschlechtseintrag ändern zu lassen.
Bundesjustizminister Marco Buschmann begrüßte die Entscheidung des Bundestags. Bislang behandele der Staat transgeschlechtliche Menschen, die ihren Eintrag ändern lassen wollen, wie „Kranke“, erklärte der Politiker. „Mit dem Grundrecht auf Achtung der geschlechtlichen Identität“ sei das schwer in Einklang zu bringen, sagte er weiter. Das neue Gesetz korrigiere diesen Missstand und löse das bislang geltende Transsexuellengesetz ab.
Auch andere Länder hätten schon ähnliche Regelungen, erklärte Buschmann. Zugleich betonte er, dass die Neuregelung nicht zulasten jener gehen werde, die das Gesetz nicht direkt betreffe. Die Vertragsfreiheit und das Hausrecht blieben davon unberührt. Buschmann spielte damit auf Situationen an, in denen beispielsweise die Betreiber von Saunen künftig auch weiterhin darüber entscheiden dürfen, wem sie Zutritt gewähren und wem nicht – in Ausübung ihres Hausrechts. Quelle: dpa / mia
Nigeria führt 5-in-1-Meningitis-Impfstoff ein
Afrikas bevölkerungsreichster Staat Nigeria hat als erstes Land der Welt einen 5-in-1-Impfstoff gegen Meningitis (Hirnhautentzündung) eingeführt. Das Präparat Men5CV schützt nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor fünf Serotypen von Meningokokken zugleich.
Der neue Kombinations-Impfstoff biete einen umfassenderen Schutz als bislang verwendete Vakzine, die jeweils nur gegen einen Serotyp des Erregers wirksam sind, so die WHO. Die Einführung in Nigeria bringe die Welt näher an das Ziel, Meningitis bis 2030 zurückzudrängen.
Der Fünffach-Impfstoff wirkt gegen die Serotypen A, C, W, Y und X, die in Afrika viele Erkrankungen verursachen. Bei Meningokokken-Infektionen in Deutschland tritt am häufigsten die Serogruppe B auf, gefolgt von C. Für C empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) bereits seit 2006 eine Impfung für Kinder, für Meningokokken B seit Anfang des Jahres. Quelle: dpa / mia
Ursapharm erweitert Kosmetiklinie Skjur® um Tagespflege mit Lichtschutzfaktor
Im Herbst vergangenen Jahres brachte Ursapharm mit der Marke Skjur® eine neue Kosmetiklinie auf den Markt. Hinter Skjur® steckt ein biomimetisches Konzept, das eine Feuchtigkeitspflege nach dem Vorbild der Natur bieten soll.
Nun hat das Pharmaunternehmen ein neues Produkt herausgebracht: eine Tagespflege mit Lichtschutzfaktor 15. Der zusätzliche Schutz vor schädlicher UV-Strahlung basiert auf mineralischem Zinkoxid, das UV-A- und UV-B-Strahlen reflektiert und sonnenbedingter vorzeitiger Hautalterung entgegenwirkt. Die Skjur® intensive Tagespflege mit LSF 15 ist ab sofort in Apotheken erhältlich (50 ml/UVP: 36,95 EUR). Quelle: PM Ursapharm / mia
Vorsorge-Gutscheine gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Gesundheitsminister Karl Lauterbach will die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland künftig durch Vorsorge-Gutscheine senken. „Wir wollen deutschlandweit bei Kindern und Jugendlichen, bei 25-Jährigen, bei 35-Jährigen und bei 50-Jährigen mit einem Gutschein-System alle auffordern, sich die Werte messen zu lassen: den Blutdruck, auch den Risikofaktor Zuckerkrankheit“, sagte Lauterbach.
Schon bei sehr kleinen Kindern solle das Herzinfarktrisiko bestimmt werden. Auch die Angebote zur Entwöhnung von Rauchern sollten ausgebaut werden. Quelle: dpa / mia
Umfrage: Mehrheit für Legalisierung von Abtreibungen in früher Phase
Eine Mehrheit der Bevölkerung ist laut einer Umfrage für eine Legalisierung von Abtreibungen innerhalb der ersten zwölf Wochen einer Schwangerschaft. 72 Prozent der Befragten fänden es richtig, wenn ein Schwangerschaftsabbruch in diesem Zeitraum ohne Einschränkungen erlaubt wäre. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa hervor.
Etwa jeder dritte Befragte (33 Prozent) glaubt, dass es zu einem Anstieg der Zahl von Schwangerschaftsabbrüchen kommen würde, wenn diese künftig innerhalb der ersten zwölf Wochen ohne Einschränkung erlaubt wären. 62 Prozent glauben das nicht.
Gegenwärtig sind Schwangerschaftsabbrüche im Strafgesetzbuch geregelt und stehen grundsätzlich unter Strafe. Das Strafgesetzbuch sieht aber auch Ausnahmen vor: Abbrüche sind innerhalb der ersten zwölf Schwangerschaftswochen faktisch straffrei möglich, wenn die Frau sich zuvor hat beraten lassen. Auch wenn bestimmte medizinische Gründe vorliegen oder nach einer Vergewaltigung können Schwangere abtreiben, ohne sich strafbar zu machen.
Eine von der Bundesregierung eingesetzte Kommission empfahl am Montag eine Legalisierung von Abbrüchen in der Frühphase der Schwangerschaft. Quelle: dpa / mia
Glaukom verursacht 3,6 Millionen Erblindungen weltweit
Glaukom, eine Neuropathie des Nervus opticus, ist die zweithäufigste Erblindungsursache weltweit, berichtet das Ärzteblatt. Ein systematisches Review und eine Metaanalyse von 137 zwischen 2000 und 2020 publizierten Studien hat die Zahl der Glaukomkranken weltweit mit 3,61 Millionen Menschen und die der wegen der Krankheit an Sehbehinderung Leidenden mit 4,14 Millionen veranschlagt.
Da Glaukom in seiner verbreitetsten Form, dem primär-chronischen Offenwinkelglaukom, weitgehend asymptomatisch ist, wird die Krankheit vielfach erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert. Die einzige weithin etablierte Therapie ist die Senkung des erhöhten Intraokulardrucks (IOD).