Nach Corona: Patienten auf Parkinson überwachen?
SARS-CoV-2 sorgt bei einer Infektion neben Atemwegsbeschwerden auch für neurologische Symptome, wie Geruchsverlust und Veränderungen des Geschmackssinns oder Kopfschmerzen.
Auch konnte ein erhöhtes Risiko für weitere neurologische und psychiatrische Störungen im Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion gefunden werden. Wie Wissenschaftler Anfang 2024 in der Fachzeitschrift „Cell Stem Cell“(„SARS-CoV-2 infection causes dopaminergic neuron senescence“) veröffentlichten, scheinen auch Dopamin-Neurone empfänglich für Coronaviren.
Dopamin ist ein wichtiger Neurotransmitter. Bei der Parkinson-Krankheit gehen die dopaminergen Neuronen zugrunde, sodass die Patienten aufgrund eines Dopaminmangels an den Parkinson-typischen Symptomen leiden: Rigor (Muskelstarre), Tremor (Zittern), verlangsamte Bewegung (Bradykinese) bis zur Bewegungslosigkeit (Akinese) und Haltungsinstabilität (posturale Instabilität).
Corona lässt Dopamin-Neurone altern
Wie in „Cell Stem Cell“ zu lesen, löst eine SARS-CoV-2-Infektion von Dopamin-Neuronen eine „entzündliche Alterungsreaktion“ dieser Zellen aus. Lässt sich diese verhindern? Gibt es vielleicht bereits Wirkstoffe, die die Dopamin-Neurone schützen?
Dafür suchten die Studienautoren nach von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde (FDA) bereits zugelassenen Arzneimitteln, die den von ihnen beobachteten Dopamin-Neuron-Alterungsprozess verhindern könnten – weil sie entweder die Corona-Infektion blockierten oder in den Signalweg eingriffen, der die Zellalterung auslöst.
Coronapatienten langfristig auf Parkinson überwachen?
Die Studienautoren identifizierten die Wirkstoffe Riluzol, Metformin und Imatinib. Hier deuteten ihre Untersuchungen darauf hin, dass diese Arzneimittel die Corona-bedingte Alterung der Dopamin-Neurone verhinderten, indem sie die SARS-CoV-2-Infektion blockierten, erklären die Wissenschaftler.
Sie schlagen vor – da dopaminerge Neurone eine zentrale Rolle bei Parkinson spielen: „Angesichts unserer Ergebnisse gehen wir davon aus, dass COVID-19-Patienten in den kommenden Jahren engmaschig auf ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Parkinson-Symptomen überwacht werden müssen.“
Nur kleiner Teil der Neuronen betroffen
Allerdings, schränken die Studienautoren ihre Forschung ein, sei die „klinische Relevanz für den einzelnen Patienten … noch nicht bekannt“, da die Infektion nur einen relativ kleinen Prozentsatz der Dopamin-Neuronen – und zwar etwa 5 Prozent – zu betreffen scheine.
Sie hatten für ihre Untersuchungen Autopsieproben von schwer an COVID-19 erkrankten Patienten der ersten Welle genutzt. Solche Proben, die Beweise für eine direkte Virusinfektion der Substantia nigra – einem Bereich des Mittelhirns, der reich an Dopamin-Neuronen ist – liefern sollen, seien „technisch äußerst anspruchsvoll“.
Weitere Untersuchungen seien nötig, um ihre gemachten Beobachtungen zu den entzündlichen und degenerativen Prozessen zu validieren. Quelle: https://www.cell.com/cell-stem-cell/fulltext/S1934-5909(23)00442-3#secsectitle0020