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Stada Health Report 2023: Deutsche wissen zu wenig über Schmerzmittel

Blick auf die Sichtwahl in der Apotheke
Ob bei Kopf-, Gelenk- oder Zahnschmerzen – Deutsche greifen regelmäßig zu gängigen Schmerzmitteln in der Selbstmedikation. | Bild: IMAGO / Kirchner-Media

Wer unter Schmerzen leidet, wünscht sich eine möglichst rasche Linderung der Beschwerden. In der Selbstmedikation stehen dafür Schmerzmittel wie beispielsweise Ibuprofen, Aspirin oder Paracetamol zur Verfügung. Doch welches Schmerzmittel ist wann geeignet?

Obwohl Schmerzmittel nicht ohne Weiteres eingenommen werden sollten, bestehen immer noch große Wissenslücken bei den Bürgern, wenn es um die Eigenschaften der Arzneimittel geht. Das geht aus dem Stada Health Report 2023 hervor. Dafür wurden über 32.000 Menschen aus 16 europäischen Ländern im Zeitraum von März bis April 2023 online befragt.

Deutsche nehmen regelmäßig Schmerzmittel ein 

Die Befragung ergab: Mehr als jeder zweite Deutsche (53 Prozent) nimmt mindestens einmal im Monat Schmerzmittel ein – davon 17 Prozent wöchentlich und acht Prozent sogar täglich. Mit zunehmendem Lebensalter werden weniger Schmerzmittel eingenommen. So greifen 52 Prozent der über 55-jährigen Deutschen weniger als einmal pro Monat zu Schmerzmitteln, im Vergleich dazu sind es bei den 18- bis 34-Jährigen 42 Prozent.  

Unterschiede zeigen sich auch bei der Einnahme von Schmerzmitteln zwischen Frauen und Männern. So nehmen Frauen häufiger Schmerzmittel ein als Männer – 56 Prozent zu 46 Prozent einmal pro Monat.

Am häufigsten werden von den Deutschen Schmerzmittel angewendet, wenn sie von

  • Kopfschmerzen (65 Prozent),
  • Zahnschmerzen (47 Prozent) oder
  • Rückenschmerzen (38 Prozent) betroffen sind.

Auch bei einer Erkältung (24 Prozent) sowie bei Gelenkschmerzen (28 Prozent) greift etwa jeder Vierte auf Schmerzmittel zurück.

Im direkten Vergleich mit anderen Ländern befindet sich Deutschland – mit einer Quote von 24 Prozent, die einmal pro Woche auf Schmerzmittel zugreifen – im Mittelfeld. Im Vereinigten Königreich (36 Prozent), Polen (33 Prozent) und den Niederlanden (32 Prozent) werden Schmerzmittel wesentlich häufiger eingenommen.  

Große Wissenslücken über Schmerzmittel bei Deutschen

67 Prozent der Befragten geben an, über ein mittelmäßiges bzw. sehr gutes Gesundheitswissen (21 Prozent) zu verfügen.  

Wie aus dem Report ebenso hervorgeht, hat jedoch ein Großteil der Befragten Schwierigkeiten, die wichtigsten Eigenschaften der gängigsten Schmerzmittel zu benennen. Die größten Wissenslücken bestehen jedoch bei jungen Deutschen, die am häufigsten zu Schmerzmitteln greifen.

Circa 34 Prozent – und damit etwa jedem Dritten – sind die blutverdünnenden Eigenschaften von Acetylsalicylsäure (ASS) unbekannt – was die Wirkung anderer Arzneimittel beeinträchtigen kann. Zudem besteht bei ASS ein hohes Interaktionspotenzial in Kombination mit anderen Arzneistoffen, z. B. mit Ibuprofen oder Metamizol

In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen wissen sogar 51 Prozent nicht über die wesentlichen Eigenschaften von Schmerzmitteln und ihre Wechselwirkungen Bescheid.

Auch glaubt jeder zweite Bundesbürger, dass Paracetamol antiphlogistisch (entzündungshemmend) wirkt.

Zur Erinnerung: Wirkung von Paracetamol und NSAR

Paracetamol besitzt eine antipyretische (fiebersenkende) und analgetische (schmerzstillende) Wirkung. Im Gegensatz zu den nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAR) wie Ibuprofen und Diclofenac wirkt der Arzneistoff jedoch nicht antiphlogistisch (entzündungshemmend). Ein großer Nachteil von Paracetamol ist die geringe therapeutische Breite. Außerdem wirkt Paracetamol bei Überdosierung hepatotoxisch, also leberschädigend.

Acetylsalicylsäure (ASS) gehört zu den NSAR und hemmt das Enzym COX irreversibel. Neben der Bildung von Schmerz- und Entzündungsstoffen ist die COX auch an der Bildung von Thromboxan-A2 beteiligt, das eine wichtige Rolle in der Plättchenaggregation spielt.

In einer Wirkstärke von meist 100 mg wird ASS deshalb zur Thrombozytenaggregationshemmung (TAH) eingesetzt, um einem Herzinfarkt oder Schlaganfall vorzubeugen. Dies ist z. B. bei Angina pectoris, nach einem gefäßchirurgischen Eingriff oder nach einem bereits erfolgten Infarkt oder Schlaganfall indiziert.

Ibuprofen gehört wie ASS zu den NSAR und hemmt ebenfalls die COX, jedoch reversibel. Es wirkt analgetisch, antiphlogistisch und antipyretisch. In einer maximalen Wirkstärke von 400 mg pro einzeln abgeteilte Dosis ist Ibuprofen rezeptfrei erhältlich. Zur Beschleunigung des Wirkeintritts sind Fertigarzneimittel auf dem Markt, in denen der Wirkstoff Ibuprofen an die Aminosäure Lysin gebunden vorliegt.

Um solche Wissenslücken zu schließen, ist es daher umso wichtiger, dass Apothekenmitarbeitende ihre Kunden ausgiebig zum Thema Schmerzmittel beraten und ihnen wichtige Anwendungshinweise mit auf den Weg geben.