Tag der Zartbitterschokolade am 10. Januar: Zartbitterschokolade: Ist sie wirklich so gesund?
Schokolade gehört zu den beliebtesten Süßigkeiten der Deutschen. Laut Statista wurden in 2021 durchschnittlich pro Kopf etwa 9,21 kg Schokolade in Deutschland verzehrt. Damit liegen wir innerhalb Europas auf Platz 2, gleich nach der Schweiz.
Ob weiße Schokolade, Milchschokolade, Zartbitter oder Edelbitter – Unterschiede bestehen für den Laien vor allem im Geschmack und in der Optik. Die Zusammensetzung regelt jedoch die Kakaoverordnung.
Wie viel Kakao steckt in Schokolade?
In weißer Schokolade wird kein Kakao verarbeitet, sondern nur Kakaobutter. Milchschokolade muss mindestens 25 Prozent Gesamtkakaotrockenmasse enthalten. Andere Zutaten sind Milchtrockenmasse, Milchfett und Zucker. Ab einem Kakaogehalt von etwa 50 Prozent spricht man von dunkler Schokolade, genauer von Zartbitter oder Feinherb, ab 60 Prozent von Bitterschokolade.
Sorten zwischen 50 und 70 Prozent werden auch als Edelbitter bezeichnet. Eine Schokolade mit 100 Prozent Kakao besteht nur aus Kakaomasse und enthält keinen Zucker. Feinschmecker schätzen das kräftige Aroma und den knackigen Schokobruch.
Gemeinhin heißt es, man solle lieber dunkle statt Milchschokolade essen, denn das sei gesünder. Doch wie gesund ist Schokolade wirklich? Zum Tag der Zartbitterschokolade, der heute in den USA begangen wird, schauen wir uns das einmal genauer an.
Ist Schokolade gut fürs Herz?
Pharmazeutisch geschulte Menschen wissen, dass die Frucht des Kakaobaums (Theobroma cacao), die Kakaobohne, neben Purinalkaloiden, Mineralstoffen und Vitaminen auch Polyphenole enthält, insbesondere Catechin und Epicatechin, die antioxidative Eigenschaften besitzen.
Je höher der Kakaogehalt, desto mehr dieser Flavonole sind enthalten, was Bitterschokolade zunächst einmal gesünder erscheinen lässt als Milchschokolade. Die Forschung beschäftigt sich seit Jahren mit der Frage, ob sich der Genuss von dunkler Schokolade positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirkt.
Eine in diesem Zusammenhang häufig zitierte systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2012 kam zu dem Ergebnis, dass Kakao sowohl den diastolischen Blutdruck senken als auch eine Insulinresistenz verbessern kann.
Laut einer randomisierten kontrollierten Studie, die 2014 im Journal der American Heart Association publiziert wurde, verbesserte Zartbitterschokolade die Gehautonomie bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (kurz: pAVK). Diese Wirkung wird mit einer Arterienerweiterung und einer Herunterregulierung von NOX2-vermitteltem oxidativen Stress erklärt.
Die Autoren einer Metaanalyse aus dem Jahr 2017 gehen noch einen Schritt weiter: Sie kommen zu dem Schluss, dass der Verzehr von Schokolade mit einem geringeren Risiko für koronare Herzkrankheit (KHK), Schlaganfall und Diabetes verbunden ist.
Allerdings wurden nur Beobachtungsstudien ausgewertet und nicht zwischen den verschiedenen Schokoladensorten unterschieden. Die Hinweise dafür, dass der Konsum von dunkler Schokolade kardiovaskuläre Vorteile hat, häufen sich durchaus. So stellte 2021 auch eine große Metaanalyse aus sechs Studien mit 336.289 Personen aus den USA, Schweden und Australien, von denen 14.043 Personen an einer KHK litten, fest, dass moderater Schokoladenkonsum dazu beitragen könnte, die Herzgefäße gesund zu halten.
Es sind jedoch weitere größere, länger andauernde und unabhängig finanzierte Studien nötig, um die zugrunde liegenden physiologischen Mechanismen der kardioprotektiven Wirkungen von Schokolade und den Zusammenhang mit dem KHK-Risiko zu bestimmen.
Dunkle Schokolade bietet Vorteile für Diabetiker
Neben dem Gehalt an Polyphenolen unterscheiden sich Bitter- und Milchschokolade auch in ihren Milchanteilen. Klassische Bitterschokolade ist frei von Milch und Laktose und somit auch eine Option für Personen mit Laktoseintoleranz oder einer Milcheiweißallergie.
Einzelne dunkle Sorten können jedoch Milchbestandteile enthalten, sodass vor dem Genuss grundsätzlich ein Blick auf die Zutatenliste geworfen werden sollte. Das Gleiche gilt für Veganer, die auf Milchschokolade und weiße Schokolade per se verzichten.
Einen großen Pluspunkt beschert der dunklen Schokolade ihr geringerer Zuckerzusatz. Dieser ist nicht nur im Sinne der Zahngesundheit, sondern macht sie auch für Diabetiker und Abnehmwillige attraktiv.
Der Blutzuckerspiegel steigt deutlich langsamer als nach Verzehr von Milchschokolade und das Verlangen nach weiteren Süßigkeiten ist für einen längeren Zeitraum gestillt.
Schokolade für Migräniker unbedenklich
Eine gute Nachricht am Rande für alle Schoko-Fans mit Migräne: Zahlreiche Studien haben in der Vergangenheit einen Zusammenhang zwischen Schokolade und Kopfschmerzen nahegelegt; die zugrunde liegenden Mechanismen blieben jedoch unklar.
Vorstellbar wäre auch, dass Heißhunger auf Schokolade und Co. ein Signal für einen bevorstehenden Migräneanfall ist. Viele Betroffene verspürten in der Prodromalphase eine große Lust auf Süßes, erklärt die Stiftung Kopfschmerz. Tritt nach dem Verzehr von Schokolade eine Migräneattacke ein, würde irrtümlicherweise die Schokolade als Auslöser der Attacke betrachtet.
Ein aktueller Review konnte keine ausreichenden Beweise für eine kausale Wirkung finden, sodass es den Autoren zufolge auch keinen Grund gäbe, Migränepatienten zu empfehlen, Schokolade zu meiden.
Hilft Schokolade bei Depressionen?
Dass der Konsum von Schokolade zumindest kurzzeitig die Stimmung aufhellen kann, wurde in diversen experimentellen Studien nachgewiesen. Der Einfluss von Schokolade auf Depressionen wird jedoch noch kontrovers diskutiert.
Verschiedene Studien fanden Hinweise darauf, dass der Verzehr von dunkler Schokolade depressive Symptome lindern könnte. Eine Forschergruppe vom Institut für Psychologie der Universität BernQuelle: https://www.uniaktuell.unibe.ch/2014/schwarze_schoggi_schuetzt_vor_stress/index_ger.html fand 2014 heraus, dass der Verzehr von dunkler Schokolade die Ausschüttung der Stresshormone Cortisol und Adrenalin bremst.
Worauf diese Ergebnisse genau zurückzuführen sind, erklären die Forscher in den Studien sehr unterschiedlich. Vielleicht spielen hier auch unterschiedliche Stoffe der Schokolade bzw. des Kakaos eine Rolle.
Insgesamt fehlen aber auch hier noch weitere Studien, um eindeutige Aussagen zur Wirkung von dunkler Schokolade bzw. Kakao auf Depressionen und Stress treffen zu können.
Dunkle Schokolade in Maßen genießen
Abschließend kann man sagen: wenn schon Schokolade, dann besser dunkle Sorten. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass auch Bitterschokolade konzentrierte Energie liefert, die erst einmal verbrannt werden muss. Bei einem übermäßigen Konsum schlägt der Kalorienvorteil ins Gegenteil um und ein Anstieg des Körpergewichts wirkt sich negativ auf das Herz-Kreislauf-System aus.
Zudem ist die Kakaopflanze dafür bekannt, insbesondere in den Bohnen Schwermetalle wie Cadmium anzureichern, das in großen Mengen nierentoxisch und krebserregend wirkt. Schokolade wird deshalb von Behörden stichprobenartig auf ihren Cadmiumgehalt überprüft. Vereinzelt kommt es vor, dass Erzeugnisse aus bestimmten Anbaugebieten die Grenzwerte überschreiten.
Als Faustregel für einen gesunden Schokoladenkonsum wird empfohlen, pro Tag nicht mehr als einen Riegel oder eine Rippe dunkle Schokolade mit mindestens 70 Prozent Kakao zu essen, das entspricht etwa 20 g – alles darüber hinaus ist eine Milchmädchenrechnung.