Ist Schokolade gut fürs Herz?
Klinische Studien konnten bereits eine positive Wirkung von Schokolade auf den Blutdruck und die Endothelfunktion zeigen. Doch gibt es auch einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Schokolade und einer Koronaren Herzerkrankung (KHK)? Eine große Metaanalyse aus sechs Studien mit 336.289 Personen aus den USA, Schweden und Australien, von denen 14.043 Personen an einer KHK litten, liefert Hinweise, dass moderater Schokoladenkonsum dazu beitragen könnte, die Herzgefäße gesund zu halten.
Die Wissenschaftler um Dr. Chayakrit Krittanawong vom Baylor College of Medicine in Houston (Texas) veröffentlichten ihre Ergebnisse jüngst im European Journal of Präventive cardiology. Die Studienteilnehmer hatten in den jeweiligen Untersuchungen Angaben zu ihrem Schokoladenverzehr gemacht und wurden über einen medianen Zeitraum von knapp neun Jahren nachbeobachtet.
Höherer Schokoladenkonsum verringert KHK-Risiko
Die Wissenschaftler fanden Unterschiede in den Studiengruppen, je nachdem, wie häufig die Probanden Schokolade gegessen hatten: Verglichen mit dem Verzehr von keiner Schokolade oder weniger als einem Mal Schokolade pro Woche war ein höherer Schokoladenkonsum (> 1 Mal pro Woche oder > 3,5 Mal pro Monat) mit einem um 8 Prozent verringerten KHK-Risiko verbunden (gepooltes RR 0,92; 95 Prozent-KI 0,86–0,99; P < 0,001).
Kardioprotektive Effekte von Schokolade
Die möglicherweise positiven Effekte von Schokolade auf die Koronararterien führen die Wissenschaftler um Dr. Chayakrit Krittanawong auf die in Schokolade enthaltenen Nährstoffe zurück. Schokolade werden mehrere kardioprotektive Wirkungen zugeschrieben. So sollen Flavonoide (Epicatechin, Catechin und Proanthocyanidine) die Thrombozytenaggregation verringern und die Endothelfunktion verbessern. Methylxanthin hat laut den Wissenschaftlern „nachweislich positive Wirkungen auf die kardiovaskuläre Funktion“ und Polyphenole erleichterten die Bildung des gefäßerweiternden Stoffes Stickstoffmonoxid. Bei Stearinsäure sei gezeigt worden, dass diese das Thrombozytenvolumen reduziere, erklären die Wissenschaftler: „Insgesamt scheinen die Vorteile der Nährstoffe in Schokolade vielversprechend zu sein, und ein Schokoladenkonsum von mindestens einmal pro Woche kann für die KHK-Prävention vorteilhaft sein“, so Dr. Chayakrit Krittanawong.
Keine Angaben zu Bewegung
Doch die Metaanalyse hat auch Schwächen, wie die Wissenschaftler einräumen. So könnten die Art der Schokolade (Vollmilchschokolade, weiße oder dunkle Schokolade), der jeweilige Anteil an Fetten, Milch und Zucker, die Gesamtkalorienaufnahme und der Body-Mass-Index (BMI) der Studienteilnehmer zu Verzerrungen geführt haben. Zudem fehlten in den ursprünglichen Studien Angaben zum Lebensstil – Bewegung und körperliche Aktivität – der Probanden. Da die Studie vor allem in den Vereinigten Staaten und Europa durchgeführt wurde, sei darüber hinaus eine Verallgemeinerung der Ergebnisse nicht möglich.
Vorsicht vor zusätzlichen Kalorien
Und: Es müssten auch die ungünstigen Auswirkungen zusätzlicher Kalorien durch Fette, Milch oder Zucker aus Schokoladenprodukten berücksichtigt werden, warnen die Forscher. Sie raten am ehesten zu dunkler Schokolade, insbesondere wenn durch sie zuckerhaltige Süßigkeiten ersetzt würden: „Der Verzehr von dunkler Schokolade mindestens einmal pro Woche, zum Beispiel als Ersatz für gezuckerte Bonbons, ist wahrscheinlich sicher, wenn man die gesamte Kalorienaufnahme im Auge behält“, erklären sie abschließend. Weitere langfristige, doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studien seien jedoch erforderlich, um die zugrunde liegenden physiologischen Mechanismen der kardioprotektiven Wirkungen von Schokolade und den Zusammenhang mit dem KHK-Risiko zu bestimmen.