Was ist eigentlich das West-Nil-Virus?
Immer mehr Krankheitserreger, die eigentlich in den Tropen oder Subtropen beheimatet sind, etablieren sich auch in unseren Gefilden. Einer von ihnen ist das West-Nil-Virus. Es stammt aus Afrika, ist aber längst in verschiedenen Regionen der Welt heimisch geworden. Beim Menschen kann es das West-Nil-Fieber verursachen.
In erster Linie befällt das West-Nil-Virus Vögel. Zwischen ihnen wird es durch Stechmücken übertragen. Mücken, die sich an Vögeln infiziert haben, können das Virus aber auch auf Säugetiere und ebenso auf den Menschen übertragen.
In Deutschland fand man das West-Nil-Virus erstmals 2018 bei Vögeln und Pferden. Seit 2019 werden auch beim Menschen Infektionen nachgewiesen, die die Betroffenen hierzulande erworben haben und nicht etwa aus dem Ausland mitgebracht haben.
Steigende Infektionsfälle mit dem West-Nil-Virus
Laut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat es bis Ende Juli in diesem Jahr 79 gemeldete lokal erworbene West-Nil-Virus-Infektionen in Europa gegeben.
In Griechenland wurden mit 31 Infektionen die meisten Fälle gemeldet. Laut ECDC hat es dort zudem fünf Todesfälle gegeben. In Italien – mit 25 Fällen das am zweithäufigsten betroffene Land – sind ebenfalls zwei Todesfälle gemeldet worden. Eine weitere Todesmeldung kommt aus Spanien, wo fünf Infektionen berichtet wurden.
Weitere West-Nil-Virus (WNV)-Fälle gab es in Österreich, Ungarn, Serbien, Frankreich und Rumänien.
In Deutschland wurden dem Robert Koch-Institut zufolge in diesem Jahr noch keine autochthonen Fälle beim Menschen gemeldet. Es habe nur zwei reiseassoziierte Infektionen gegeben, berichtete eine Sprecherin des RKI.
Grippeähnliche Erkrankung – aber auch neuroinvasive Verläufe
Nur etwa 20 Prozent der Infizierten entwickeln – nach einer 2- bis 14-tägigen Inkubationszeit – erkennbare Krankheitssymptome. Meist handelt es sich dabei um eine abrupt beginnende grippeähnliche Symptomatik (West-Nil-Fieber). Sie umfasst Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Rückenschmerzen, Abgeschlagenheit, Lymphknotenschwellungen und eventuell Hautausschlag.
In der Regel heilt die Erkrankung nach einigen Tagen komplikationslos aus. Circa jeder 100. Patient erkrankt jedoch schwer an einer neuroinvasiven Form des West-Nil-Fiebers. Typisch hierfür sind Hirnhaut- und Gehirnentzündung. Sie können mit mentalen Veränderungen, Muskelschwäche und Lähmungen verbunden sein und Spätfolgen wie dauerhafte Schwäche, Gedächtnisverlust oder Verwirrtheit nach sich ziehen. Insbesondere ältere oder vorerkrankte und immungeschwächte Personen können an einer neuroinvasiven West-Nil-Erkrankung auch sterben.
Das West-Nil-Fieber lässt sich nur symptomatisch behandeln. Eine spezifische Therapie existiert nicht. Auch gibt es bisher keinen Impfstoff.
West-Nil-Virus: Infektionsschutz durch Mückenschutz
Als Hauptüberträger des West-Nil-Virus fungiert bei uns die überall verbreitete Gemeine Stechmücke (Culex pipiens). Der beste Schutz vor einer Infektion ist daher eine effektive Mückenabwehr.
Insbesondere Risikopersonen sollten also Repellents verwenden, lange Hosen und langärmelige Kleidung tragen und eventuell Insektengitter an den Fenstern anbringen. Mögliche Mückenbrutplätze im Wohnumfeld wie wassergefüllte Eimer oder Pflanzschalen gilt es zu beseitigen.
Weitere Ausbreitung des West-Nil-Virus zu befürchten
Experten rechnen damit, dass sich das West-Nil-Virus in Deutschland weiter ausbreitet und mehr Infektionsfälle auftreten. Wärmere und längere Sommer könnten die Übertragungssaison verlängern.
Infektionssaison ist bei uns vor allem der Spätsommer und bei anhaltend warmem Wetter auch der Frühherbst. In Südeuropa beobachtet man Übertragungen häufig bis in den November. Quellen:
- Robert Koch-Institut (RKI)
- European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC)
- Südtirol News
West-Nil-Virus in Kürze
- Tropenvirus, ursprünglich aus Afrika stammend; in Süd- und Südosteuropa seit Längerem etabliert; seit einigen Jahren Nachweise auch in Deutschland.
- Wird von Steckmücken hauptsächlich zwischen Vögeln übertragen; kann bei Stich aber auch Säugetiere einschließlich Menschen infizieren.
- Circa 80 Prozent der Infektionen symptomlos; in 20 Prozent grippeartiges Krankheitsbild, heilt meist folgenlos aus; in seltenen Fällen gefährliche neuroinvasive Verlaufsform mit möglicherweise bleibenden Schäden oder Tod.
- Keine spezifische Behandlungsmöglichkeit, kein Impfschutz verfügbar.
- Prävention durch adäquaten Mückenschutz.