Teil 2: Pneumokokken-Impfung
Von Mittelohr- bis Hirnhautentzündung
Pneumokokken besiedeln bei vielen Menschen den Nasen-Rachen-Raum, ohne irgendwelche Symptome hervorzurufen. Dennoch stellen diese gesunden Pneumokokken-Träger ebenso wie Erkrankte eine mögliche Infektionsquelle für andere Menschen dar. Die Keime werden per Tröpfcheninfektion übertragen. Bei ungünstiger Immunlage können sie sich vermehren und Krankheiten hervorrufen. Häufig sind Pneumokokken gerade bei Kleinkindern die Auslöser für Atemwegserkrankungen und Mittelohrentzündungen. Viele dieser Erkrankungen können durch eine Impfung vermieden werden. Vor allem soll eine Pneumokokken-Immunisierung jedoch vor invasiven Verlaufsformen schützen. Bei einer invasiven Pneumokokken-Erkrankung dringt der Erreger ins Blut oder die Gehirnflüssigkeit ein. Dann kann es zu lebensbedrohlichen Folgen kommen: Hirnhautentzündung, Blutvergiftung, Knochenmarkentzündung oder Herzbeutelentzündung.
Gefährdet: Kleinkinder und Senioren
Jährlich sterben in Deutschland etwa 5.000 Menschen an einer Pneumokokken-Infektion. Besonders gefährdet für einen schweren Krankheitsverlauf sind Kinder in den ersten beiden Lebensjahren. Sie sollten daher standardmäßig gegen Pneumokokken geimpft werden. Eine Pneumokokken-Impfung wird außerdem allen Personen ab 60 Jahren empfohlen, da im höheren Alter das Risiko für schwere Krankheitsverläufe ebenfalls steigt. Großeltern können sich übrigens leicht bei ihren jungen Enkeln mit Pneumokokken infizieren. Nur ein kleiner Teil der Senioren ist jedoch gegen Pneumokokken geimpft.
An Risikogruppen denken
Eine wichtige Risikogruppe für schwere Pneumokokken-Erkrankungen sind Menschen, die an chronischen Krankheiten leiden. So sollte man zum Beispiel Asthma- und COPD-Patienten, aber auch Diabetiker auf die Pneumokokken-Impfempfehlung aufmerksam machen. Gerade während der kalten Jahreszeit erkranken vor allem zahlreiche ältere, vorerkrankte Menschen an einer durch Pneumokokken hervorgerufenen Lungenentzündung. Häufig treten Pneumokokken auch als bakterielle Sekundärinfektion bei einer Grippe auf. Influenza- und Pneumokokken-Impfung können übrigens gleichzeitig bei einem Arztbesuch verabreicht werden.
Polysaccharid- oder Konjugat-Impfstoff
Bei der Pneumokokken-Impfung handelt es sich um eine aktive Immunisierung. Die Impfstoffe enthalten Polysaccharid-Antigene – entweder in reiner Form (= sogenannte Polysaccharid-Impfstoffe, z. B. Pneumovax® 23) oder an ein Protein gebunden (= sogenannte Konjugat-Impfstoffe, z. B. Prevenar 13®, Synflorix®). Die Impfstoffe unterscheiden sich zudem in der Anzahl der enthaltenen Pneumokokken-Polysaccharid-Serotypen (also z. B. 13 oder 23). Sie schützen daher vor unterschiedlich vielen Pneumokokken-Serotypen. Als Nebenwirkungen können bei einer Pneumokokken-Impfung neben lokalen Reaktionen an der Einstichstelle unter anderem Appetitlosigkeit und Fieber auftreten.
STIKO-Impfempfehlungen
Standardimpfempfehlung:
- alle Säuglinge/Kleinkinder zwischen 2 und 14 Monaten
- alle Personen ab 60 Jahren
Indikationsimpfempfehlung:
- bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung aufgrund einer Grundkrankheit (chronische Erkrankungen von Herz oder Atmungsorganen, Stoffwechselkrankheiten, neurologische Krankheiten, Immundefekt, Immunsuppression)
- Liquorfistel
- Cochlea-Implantat
Berufliche Impfindikation:
- bei Exposition gegenüber Metallrauchen (z. B. durch Schweißen)
Impfschema und Impfstoffe
- Der Impfstoff wird i.m. bzw. s.c. injiziert.
- Die Grundimmunisierung erfolgt mit 3 Impfstoffdosen eines Konjugat-Impfstoffs (Prevenar 13®, Synflorix®) im Alter von 2, 4 sowie 11 bis 14 Monaten (Frühgeborene erhalten eine zusätzliche Impfstoffdosis im Alter von 3 Monaten).
- Personen ab 60 Jahren sollen einmalig mit Polysaccharid-Impfstoff geimpft werden (Pneumovax® 23).
- Risikopersonen ab 16 Jahren mit chronischen Krankheiten sollen den Polysaccharid-Impfstoff erhalten.
- Risikokinder zwischen 2 und 15 Jahren sollen eine sogenannte sequenzielle Impfung erhalten (zunächst Prevenar 13®, nach 6 bis 12 Monaten Pneumovax® 23), ebenso Risikopersonen ab 16 Jahren mit Immundefizienz oder Liquorfistel oder Cochlea-Implantat.
- In den Risikogruppen soll die Impfung mit dem Polysaccharid-Impfstoff nach ungefähr 6 Jahren wiederholt werden.
Nützliche Informationsquellen:
für die Bevölkerung:
für die Fachöffentlichkeit: