Unterschiedliche Angaben zur Wirkstärke: Magnesium-Ampullen: Risiko von Überdosierung
Magnesium-Ampullen werden zum Ausgleich von Magnesiummangel eingesetzt und sind auch bei (Prä-)Eklampsie indiziert – allerdings kommen hier deutlich größere Mengen und höher konzentrierte Präparate zum Einsatz. Vertauscht werden sollten die jeweiligen Präparate keinesfalls, denn eine Magnesium-Intoxikation ist gefährlich.
Aufgrund von zwei Fallmeldungen erinnert die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) daran, vor der Anwendung einer Ampulle genau hinzuschauen, in welcher Einheit die Wirkstärke angegeben ist.
Zehnfach höhere Menge Magnesium verabreicht
Konkret schildert die AMK in ihrem Informationsschreiben den Fall einer 62-jährigen Patientin: Auf die ungenaue Verordnung „eine Ampulle Magnesium“ hin hatte diese statt wie vorgesehen eine Ampulle Magnesium Diasporal® 2 mmol eine Ampulle des Präparates Magnesiumsulfat 50 % Inresa und somit eine zehnfach höhere Menge Magnesium erhalten. Die Frau musste anschließend reanimiert werden.
Eine Ampulle Magnesium Diasporal® 2 mmol enthält 493 mg Magnesiumsulfat-Heptahydrat (entspricht 48,61 mg Magnesium-Ion oder 2 mmol Magnesium-Ion) und wird zur Substitution bei Magnesiummangel eingesetzt.
In dem Präparat Magnesiumsulfat 50 % Inresa sind hingegen 5.000 mg Magnesiumsulfat-Heptahydrat (entspricht 493,05 mg Magnesium-Ion oder 20,25 mmol Magnesium-Ion) enthalten. Indiziert ist dieses Präparat bei Präeklampsie (Hypertonie und oft Proteinurie während der Schwangerschaft) sowie Eklampsie (Krampfanfälle im Rahmen einer Schwangerschaft).
Uneinheitliche Angaben der Wirkstärke als Fehlerquelle
Neben der uneindeutigen Verordnung haben in diesem und auch in einem zweiten Fall die uneinheitlichen Angaben der Wirkstärke bei verschiedenen Fertigarzneimitteln zur Fehlbehandlung beigetragen.
In besagtem zweitem Fall kam es zu einer Überdosierung des Präparates Magnesium Demo 0,4 mmol/ml, Lösung zur Injektion oder Infusion. Dieses Präparat trägt auf der Ampulle Angaben zu Stoffmengenkonzentration, Gesamtvolumen und Massenkonzentration – jedoch nicht zur Gesamtwirkstoffmenge in der Ampulle. „Die auf der Ampulle angebrachten Angaben seien in der Praxis (des Krankenhauses) nicht gebräuchlich gewesen“, heißt es in der AMK-Meldung. Auch dieser Patient musste anschließend intensivmedizinisch versorgt werden.
In der Tat gibt es eine Vielzahl von Varianten, wie Anbieter von Magnesium-Ampullen die Wirkstärke angeben. Diese kann in Bezug auf das Magnesium-Ion oder das -Salz folgendermaßen angegeben werden:
- absolut (z. B. in mg)
- als Stoffmengen- (z. B. mmol) oder Massenkonzentration (z. B. %)
- in Bezug auf das Gesamtvolumen der Ampulle (z. B. mg/Ampulle)
- bezogen auf eine Volumeneinheit (z. B. mg/ml)
Um künftige Fehler zu vermeiden, fordert die AMK eine Harmonisierung der Stärkenbezeichnung, sowohl auf Primär- als auch auf Sekundärverpackungen.
Mögliche Symptome einer Magnesium-Intoxikation
Die Symptome einer Magnesium-Intoxikation sind laut Fachinformation (Magnesiumsulfat 50 % Inresa, Stand Juli 2016, Inresa Arzneimittel GmbH) von der Plasmakonzentration abhängig.
Magnesium-Plasma-Konzentration (mmol/l) | Mögliche Symptome |
---|---|
> 1,5 | Blutdruckabfall, Brechreiz, Erbrechen |
> 2,5 | ZNS-Depression |
> 3,5 | Hyporeflexie (Abschwächung von Eigenreflexen), EKG-Veränderungen |
> 5,0 | Beginnende Atemdepression |
> 5,5 | Koma |
> 7,0 | Herzstillstand, Atemlähmung |
Antidot bei Magnesium-Intoxikation
Sollte eine Intoxikation auftreten, ist das Arzneimittel sofort abzusetzen. Als Antidot können 10 bis 20 ml einer 10%igen Calciumgluconat-Lösung langsam intravenös verabreicht werden. Betroffene Patienten sollten überwacht und gegebenenfalls intensivmedizinisch versorgt werden.