Dellwarzen: Wie können sie behandelt werden?
Dellwarzen entstehen durch eine Infektion der Haut mit dem Molluscum-contagiosum-Virus. Charakteristisch für die stecknadelkopfgroßen Hautknötchen ist eine kleine Delle in der Mitte. Sie sind meist harmlos und sollen innerhalb von sechs bis 12 Monaten von selbst verschwinden. Allerdings sind sie ansteckend und können beispielsweise unter Kindern beim Spielen übertragen werden.
Man geht davon aus, dass fünf bis 12 Prozent der Kinder von Dellwarzen betroffen sind. Dellwarzen werden auch als Schwimmbad- oder Wasserwarzen, Mollusca contagiosa oder Mollusken bezeichnet. „Junge Erwachsene stecken sich meistens durch sexuellen Kontakt an“, heißt es auf der Internetseite gesund.bund.de des Bundesministeriums für Gesundheit.
Welche Behandlung wird bei Dellwarzen empfohlen?
Eine deutsche Leitlinie zu Mollusca contagiosa gibt es nicht. Das könnte auch daran liegen, dass die Behandlung meist aus Abwarten besteht. Um eine Ausbreitung zu verhindern, erscheint eine Behandlung durchaus sinnvoll.
Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem sollten Dellwarzen schnell behandelt werden, da schwere Verläufe möglich sind. Grundsätzlich ist es ratsam, Dellwarzen abzukleben, um eine Ausbreitung einzudämmen.
Mollusca contagiosa: Behandlungsmöglichkeiten beim Arzt
Ärzte können Mollusca contagiosa chirurgisch, durch Vereisung oder topisch beispielsweise mit Podophyllotoxin-Lösung behandeln (Vorsicht bei Frauen im gebärfähigen Alter!).
Podophyllotoxin ist beispielsweise in der „Wartec Creme“ enthalten, die zur „äußerlichen Behandlung von kleinen, umschriebenen, nicht entzündeten Feigwarzen bei Männern und Frauen (spitze Kondylome, Condylomata acuminata) im äußeren Genitalbereich“ zugelassen ist. Das Gleiche gilt für die Präparate „Condylox Lösung“ und „Condyline Lösung“.
Sie alle sind rezeptpflichtig, mindestens die erste Anwendung muss in der Arztpraxis erfolgen. „Es wird angenommen, dass die chemotherapeutische Wirkung von Podophyllotoxin das Ergebnis einer Wachstumshemmung ist“, heißt es in der ABDA-Datenbank.
Gehemmt wird die Tubulinpolymerisation und in höheren Konzentrationen der Nukleosidtransport durch die Zellmembran. Eine Anwendung von Podophyllotoxin-Lösung erfolgt also „off-label“ und auch bei anderen im Einsatz befindlichen Lösungen oder Salben gilt die Wirkung nicht als belegt.
Medizinprodukt gegen Dellwarzen im Handel
Zum Einsatz kommt beispielsweise auch Kaliumhydroxid. Das Präparat „Infectodell Lösung“ ist „zur äußerlichen Anwendung bei Befall mit Dellwarzen (Molluscum contagiosum)“ indiziert, allerdings handelt es sich um ein Medizinprodukt.
„Ziel der Behandlung ist eine kleinflächige, schmerzlose Entzündung. Sobald diese abheilt, kommt es auch zur Abheilung der Dellwarze“, heißt es in der ABDA-Datenbank zum Wirkmechanismus.
Europäische Leitlinie zu Dellwarzen im Genitalbereich
Aus einer europäischen Leitlinie speziell zu Dellwarzen im Genitalbereich von 2020 geht hervor, dass auch der Immunmodulator Imiquimod zum Einsatz kommen kann. Enthalten ist er zum Beispiel im Handelspräparat „Aldara 5 % Creme Sachets“, das bei äußerlichen Feigwarzen im Genitalbereich, kleinen superfiziellen Basalzellkarzinomen und bestimmten aktinischen Keratosen bei Erwachsenen zugelassen ist – allerdings nicht bei Kindern.
Imiquimod wird laut ABDA-Datenbank ausschließlich topisch eingesetzt, wirkt antiviral und zytostatisch. Für immunsupprimierte Patienten werden als Behandlungsoptionen außerdem Cidofovir und Interferon genannt, doch die Empfehlung basiert lediglich auf Fallberichten.
Neben den bereits genannten Optionen zählt die Leitlinie zahlreiche weitere auf, die bei Dellwarzen (außerhalb des Genitalbereichs) zum Einsatz kommen. Es wird aber generell betont, dass es nur wenige Daten zur relativen Wirksamkeit der verschiedenen Behandlungsmethoden gibt. Gerade im Genitalbereich sei daran zu denken, dass viele der Topika hautreizend sind und zu mehr Nebenwirkungen als Wirkung führen könnten.
Cantharidin in den USA gegen Dellwarzen zugelassen
Neben topischen Therapie-Optionen gegen Dellwarzen wie Podophyllotoxin, Iod, Salicylsäure, Kaliumhydroxid, Imiquimod und Tretinoin wird in US-amerikanischen Empfehlungen der „Centers for Disease Control and Prevention“ (CDC) auch Cantharidin aufgeführt.
Ein Wirkstoff, der erst im Juli von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde (FDA) als erstes Arzneimittel gegen Molluscum contagiosum zugelassen wurde. Offenbar fand es aber auch bereits zuvor in den USA breite Anwendung in Form nicht standardisierter Zubereitungen.
Cantharidin wurde in den USA unter dem Handelsnamen „Ycanth“ zugelassen – und zwar zur topischen Anwendung ab zwei Jahren. Es wird wiederholt im Abstand von drei Wochen aufgebracht – allerdings ist dafür ein Arztbesuch nötig.
Die Zulassung basiert auf zwei doppelt verblindeten, randomisierten, Placebo-kontrollierten Studien. Demnach hatten 54 Prozent der Patienten 84 Tage nach Behandlungsbeginn keine Dellwarzen mehr, in der Placebo-Gruppe traf dies nur auf 13 Prozent zu. Der Wirkmechanismus gilt als unbekannt.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Blasenbildung, Schmerzen, Juckreiz, Rötungen, Verfärbungen, Ödeme und Erosionen der Haut. Außerdem kann eine orale Aufnahme tödlich sein. Insofern sollte der (orale) Kontakt mit dem behandelten Bereich vermieden werden.
Zudem ist beispielsweise bei Rauchern daran zu denken, dass „Ycanth“ auch nach dem Trocknen noch entflammbar ist. Die Europäische Leitlinie rät explizit davon ab, Cantharidin im Genital- und Perianal-Bereich anzuwenden – aufgrund von starker Blasenbildung.
CDC warnt vor unseriösen Internetangeboten
Zudem wurde bereits ein weiterer Zulassungsantrag bei der FDA für ein Arzneimittel gegen Dellwarzen eingereicht: „Berdazimer Gel 10.3 % (SB206)“. Dahinter verbirgt sich ein Stickstoffmonoxid-freisetzender Wirkstoff.
Übrigens empfehlen die CDC gerade bei Kindern auch eine orale Therapie mit Cimetidin, weil diese weniger schmerzhaft sei und gut zu Hause durchgeführt werden könne. Gerade im Gesicht sollen Dellwarzen auf diese Therapie jedoch schlechter ansprechen als am restlichen Körper.
Eigentlich wird das H2-Antihistaminikum zur Hemmung der Magensäuresekretion eingesetzt. In hohen Dosen verabreicht, hat der Wirkstoff jedoch immunmodulatorische Wirkungen auf die T-Lymphozyten.
Ganz grundsätzlich spricht die CDC folgende Warnung aus: „Seien Sie sich bewusst, dass einige Behandlungen, die im Internet angeboten werden, möglicherweise nicht wirksam sind und sogar schädlich sein können.“