Aktuelles
3 min merken gemerkt Artikel drucken

Melioidose, Whitmore’s Disease: Was ist eigentlich Pseudo-Rotz?

benutztes Taschentuch auf schwarzem Untergrund
Melioidose breitet sich auch in Europa aus. | Bild: DyanGalih / AdobeStock

Die Melioidose – auch als Pseudo-Rotz oder Whitmore’s Disease bezeichnet – ist eine Infektionskrankheit, die Menschen und Tiere befallen kann. Erreger ist das Bakterium Burkholderia pseudomallei. Es kommt in den Infektionsgebieten im Boden und im Wasser, etwa in Teichen oder auf Reisfeldern, vor. 

Eintrittspforte in den Körper sind oft Hautdefekte wie Abschürfungen. Auch durch Inhalation von erregerhaltigem Staub oder Aerosolen bzw. durch Verschlucken über kontaminierte Lebensmittel oder Trinkwasser kann das Bakterium aufgenommen werden. 

Melioidose: Tropenkrankheit und mögliches Reise-Souvenir

Bei der Melioidose handelt es sich vorrangig um eine tropische Erkrankung. Verbreitet tritt sie in Südostasien und Nordaustralien auf. Aber auch in Teilen Afrikas und im Mittleren Osten, in Südamerika und in den Vereinigten Staaten wurde von Fällen berichtet. 

In Europa tritt die Erkrankung nur vereinzelt auf, vor allem bei Reisenden. Experten befürchten aber, dass sich die Melioidose noch weiter ausbreiten könnte. 

Symptome und Krankheitsverlauf von Pseudo-Rotz

Häufig verläuft die Infektion symptomlos. Im Erkrankungsfall können unterschiedliche Symptome auftreten: lokal Schwellungen und Abszesse an der Haut oder Infektion verschiedener Organe, etwa in Form einer Lungenentzündung oder eines Harnwegsinfekts. Die Melioidose kann auch den ganzen Körper betreffen und mit Fieber, Gelenkbeschwerden, Gewichtsverlust und Krampfanfällen sowie einer häufig tödlichen Sepsis einhergehen.  

In erster Linie sind von der Melioidose ältere oder vorerkrankte Menschen betroffen. Aber auch Gesunde können erkranken. Die Inkubationszeit schwankt erheblich – von wenigen Tagen bis zu mehreren Jahren.  

Melioidose: Behandlung und Vorbeugungsmaßnahmen

Behandelt wird die Krankheit mit hochdosierten Antibiotika. In den ersten Wochen erhält der Patient Ceftazidim oder Meropenem i. v., gefolgt von einer mehrmonatigen oralen Antibiotikatherapie, insbesondere mit Amoxicillin/Clavulansäure oder Trimethoprim-Sulfamethoxazol.  

Eine Impfung ist nicht möglich. Um die Infektionsgefahr zu reduzieren, werden für Risikogebiete bestimmte Präventionsmaßnahmen empfohlen: Personen mit Hautwunden, Diabetiker oder chronisch Kranke sollten Kontakt mit Boden oder stehendem Gewässer vermeiden. Hautabschürfungen und andere Wunden sollten gut versorgt und desinfiziert werden. Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten, sollten schützende Stiefel tragen. Darüber hinaus sind die bekannten Hygieneregeln beim Umgang mit Lebensmitteln wichtig. 

Neben dem Menschen sind auch zahlreiche Tierarten für Melioidose empfänglich, vor allem Schafe, Ziegen, Schweine, Pferde, Hunde und Katzen sowie Rinder.  

Bakterium als biologische Waffe

Die Bezeichnung Pseudo-Rotz beruht auf der Ähnlichkeit zur Tierkrankheit Rotz. Diese wird durch das Bakterium Burkholderia mallei ausgelöst. Sie befällt Einhufer wie Pferd, Esel und Maultier und kann ebenfalls auf den Menschen übertragen werden. 

Sowohl Burkholderia pseudomallei als auch B. mallei gelten als mögliche bioterroristische Keime. B. mallei wurde im Ersten und Zweiten Weltkrieg als biologische Waffe eingesetzt. Quellen: Centers for Disease Control and Prevention (CDC); Robert Koch-Institut (RKI); Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (Leibniz-HKI 

Melioidose in Kürze

  • Auch als Pseudo-Rotz bezeichnet. Durch Bakterium Burkholderia pseudomallei verursachte Infektionskrankheit von Mensch und Tier; Ähnlichkeit zur Krankheit Rotz, ausgelöst durch Burkholderia mallei.
  • Tritt vorwiegend in tropischen Regionen auf, vor allem Südostasien und Nordaustralien; mögliche Reisekrankheit.
  • Infektion durch Inhalation, Verschlucken oder über Hautverletzung (nicht durch Kontakt zu infizierten Menschen oder Tieren).
  • Unterschiedlicher Krankheitsverlauf von lokaler Hautinfektion über Organbefall bis zu Sepsis; häufig tödlich.
  • Behandlung mit hochdosierter, lang andauernder Antibiotikatherapie.
  • Keine Impfmöglichkeit; Prävention durch allgemeine Hygienemaßnahmen, Kontakt mit Boden und stehendem Wasser vermeiden.