Was ist eigentlich FOMO?
Zur Sommer- und Urlaubszeit sind sie am aufregendsten – all die Posts und Nachrichten auf Instagram, WhatsApp und Co. Da sieht man die beste Freundin in Hochstimmung am Traumstrand, eine strahlende Familie beim perfekten Picknick im Grünen oder die gut gelaunte Clique bei der coolen Grillparty. Und man selbst?
Womöglich sitzt man gerade in der Jogginghose auf dem Sofa, abgespannt und lustlos vom Alltagsgeschäft. Und dann beschleicht einen die Unruhe: Alle anderen genießen ein Event nach dem anderen, während an einem selbst das wahre Leben vorbeizieht. Ein typischer Fall von „FOMO“, die Abkürzung für „Fear Of Missing Out“ – zu Deutsch die „Angst, etwas zu verpassen“.
Vergleich mit anderen schürt Angst zu kurz zu kommen
FOMO wird gerne als „erste Social-Media-Krankheit“ bezeichnet. Zwar gab es auch vor Facebook, Instagram oder TikTok das Phänomen, dass Menschen meinten, etwas zu verpassen, wenn sie nicht überall mit dabei waren.
Doch so richtig ausgelöst wird FOMO durch die Flut an Beiträgen auf Social-Media-Kanälen. Ständig kann man mit einem Blick aufs Smartphone oder Tablet erfahren, was Freunde, Bekannte oder andere Menschen gerade tun oder erleben.
Vergleicht man das mit den eigenen Erlebnissen und Aktivitäten, fällt die Bilanz oft negativ aus: Die anderen erleben mehr, sind an tolleren Orten und treffen die interessanteren Menschen – scheinbar!
Denn häufig handelt es sich bei all den Posts, Fotos und Videoclips um geschönte Welten, die gar nicht der Realität entsprechen. So ist die vierspurige Straße hinter dem vermeintlichen Traumstrand geschickt ausgeblendet. Und dass die ausgelassene Party mit unschönen Szenen endete, ist keinen Post mehr wert.
Soziale Medien erzeugen Erlebnisdruck
Die scheinbar so perfekten Events der anderen setzen einen selbst unter Druck, auch etwas Besonders tun oder erleben zu müssen. Doch nicht nur das ständige Vergleichen mit anderen verursacht FOMO.
Hinzu kommt, dass einem über die sozialen Medien laufend vor Augen geführt wird, was man alles unternehmen könnte. Da fällt die Wahl dann schwer. Hat man sich schließlich für etwas entschieden, kommen die Zweifel.
Während man etwa beim Gartenfest der Nachbarn sitzt, vermittelt ein aktueller WhatsApp-Chat den Eindruck, dass die Freunde im Biergarten noch mehr Spaß haben. Oder hätte man sich nicht am besten für das Open-Air-Konzert an diesem Abend entschieden?
FOMO führt zu psychischen Belastungen
Diese ständig nagende Ungewissheit, etwas zu versäumen, verursacht Stress und Unruhe bis hin zu Schlafstörungen und depressiven Störungen. FOMO-Betroffene sind permanent in sozialen Netzwerken unterwegs und checken laufend ihren Newsfeed – in der Angst, wichtige Ereignisse im sozialen Umfeld nicht mitzubekommen und bei spannenden Events nicht dabei zu sein. Sie sind von Selbstzweifeln geprägt und entwickeln einen Zwang, auf aufpoppende Nachrichten und Likes sofort zu reagieren.
Was hilft gegen FOMO?
Doch wie findet man aus der FOMO-Falle wieder heraus? Wie reduziert man Erlebnisdruck und Freizeitstress? Zunächst einmal gilt es, sich die eigenen Bedürfnisse klarzumachen. Ist man wirklich der Typ für ständige Geselligkeit und Party ohne Ende? Oder tut einem häusliche Gemütlichkeit und Entspannung eigentlich richtig gut? Dann sollte man solche Auszeiten ganz bewusst einplanen und genießen, ohne sich vom Aktionismus der anderen mitreißen zu lassen.
Gegen die Angst, draußen etwas zu verpassen, hilft auch die Stärkung des Selbstbewusstseins. So sollte man sich immer wieder vor Augen führen, was man schon alles erreicht und erlebt hat und dass das eigene Leben gut ist, so wie es ist. Dann kann sich sogar Freude darüber einstellen, etwas für sich selbst zu tun und dabei andere Dinge zu verpassen. Aus FOMO wird dann JOMO, die Abkürzung für „Joy Of Missing Out“ – also die Freude, etwas zu verpassen.
Gelingt einem diese Strategie nicht, können feste Offline-Zeiten fürs Handy hilfreich sein. Unterstützung bieten auch Apps (z. B. Menthal), mit denen sich das eigene Social-Media-Verhalten kontrollieren lässt. Quellen: AOK-Bundesverband; Barmer; Techniker Krankenkasse (TK)
FOMO in Kürze
- FOMO = Fear Of Missing Out (Angst, etwas zu verpassen); Social-Media-Störung (keine offizielle Krankheit)
- Abnorme Angst, spannende Events im sozialen Umfeld verpassen zu können und dadurch nicht mehr am richtigen Leben teilzuhaben, hervorgerufen durch Beiträge in den sozialen Medien; Erlebnisdruck; evtl. verbunden mit Neid, wenn Freunde Spaß haben und man selbst nicht dabei ist.
- Ständige Zweifel, ob man sich für die richtige Unternehmung entschieden hat.
- Typisch ist ständiges Checken der Social-Media-Kanäle.
- Führt zu Unruhe, Stress, Schlafstörungen etc.
- Strategien gegen FOMO: sich der eigenen Bedürfnisse bewusst werden; sich klarmachen, dass tolle Social-Media-Posts oft inszeniert und geschönt sind; prüfen, was einem wirklich guttut; die Freude am Verpassen lernen; Offline-Zeiten festlegen.