WHO-Studie: Hohe Kinder- und Müttersterblichkeit
Weltweit sterben jedes Jahr etwa 4,5 Millionen Mütter und Babys während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder in den Wochen danach. Konkret stagnieren die Zahlen laut einem Bericht der Vereinten Nationen (UN) seit 2015 bei etwa 2,3 Millionen toten Neugeborenen, 1,9 Millionen Totgeburten und etwa 290.000 verstorbenen Müttern pro Jahr.
UN-Organisationen kritisieren, dass wegen rückläufiger Investitionen in den vergangenen acht Jahren keine Fortschritte beim Kampf gegen diese oft vermeidbaren Todesfälle gemacht worden seien.
WHO-Expertin Anshu Banerjee nennt diese Todesraten „inakzeptabel“: „Wenn wir andere Ergebnisse wollen, müssen wir anders handeln.“ Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im „New England Journal of Medicine“ (NEJM) berichtet, sterben 70.000 Frauen im Jahr durch hohen Blutverlust bei der Geburt.
Blutverlust unter der Geburt wird oft unterschätzt
Meist werde der Umfang des Blutverlustes unterschätzt. Deshalb rät die WHO, die Blutmenge anfangs zu messen und die bekannten Interventionen bei großem Blutverlust nicht nacheinander, sondern gleichzeitig anzuwenden. Dazu gehören
- Massage der Gebärmutter,
- Gabe von Medikamenten, damit sich die Gebärmutter schneller zusammenzieht ,
- Verabreichung intravenöser Infusionen sowie
- zügige Operation bei mangelndem Erfolg.
Nach der im NEJM veröffentlichten Studie mit 200.000 Frauen in Nigeria, Kenia, Tansania und Südafrika konnte damit die Zahl der massiven Blutungen mit dem Verlust von mehr als einem Liter Blut um 60 Prozent gesenkt werden.
Mehr medizinisches Personal und Zugang zu Medikamenten
WHO, UN-Kinderhilfswerk Unicef und UN-Bevölkerungsfonds UNFPA forderten leistbare Gesundheitsversorgung und mehr medizinisches Personal als wichtigste Schritte, damit mehr Mütter und ihre Kinder überleben. Außerdem müsse der Zugang zu Medikamenten, sauberem Wasser und Strom gewährleistet sein.
Gesundheit von Müttern und Neugeborenen muss gefördert werden
Laut dem Bericht haben die Corona-Pandemie, steigende Armut und humanitäre Krisen den Druck auf die Gesundheitssysteme in den vergangenen Jahren erhöht. Von 100 untersuchten Ländern hat nur ein Zehntel genug Geld, um ihre Pläne im Bereich Mütter- und Neugeborenen-Gesundheit umzusetzen, hieß es in dem Bericht.
Besonders schlecht sei die Versorgung in Konfliktstaaten und in Teilen Afrikas und Asiens. In Ländern südlich der Sahara und in Südasien ist die Sterblichkeit von Müttern und Neugeborenen laut dem Bericht am höchsten. Drei Viertel dieser besonders betroffenen Länder hätten seit 2018 ihre Ausgaben für Müttergesundheit heruntergefahren.
Die UN-Organisationen betonten außerdem, dass die Gesundheit von Müttern und ihren Babys nur dann verbessert werden könne, wenn Vorurteile und Ungerechtigkeiten gegen Frauen bekämpft werden. Weltweit könnten nur etwa 60 Prozent aller jugendlichen Mädchen und Frauen frei über ihre Sexualität und Gesundheit entscheiden, hieß es. Quelle: dpa / mia