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Was ist eigentlich das Rapunzel-Syndrom?

Frau zieht an ihrem Zopf
Beim Rapunzel-Syndrom essen Betroffene ihre eigenen Haare. | Bild: Elroi / AdobeStock

Kürzlich sorgte der Fall eines 11-jährigen Mädchens in Tschechien für Schlagzeilen: Ärzte entfernten dem Kind operativ ein 200 Gramm schweres Haarknäuel aus dem Magen. 

In einer Mitteilung des Krankenhauses im schlesischen Opava hieß es, das Mädchen leide an dem äußerst seltenen Rapunzel-Syndrom. Was hat es mit dieser Erkrankung auf sich?

Rapunzel-Syndrom: die eigenen Haare essen

Wer nervös ist, zwirbelt oder zupft mitunter an den eigenen Haaren. Manche Menschen empfinden sogar einen unbezwingbaren Drang, sich selbst Haare auszureißen. 

Eine solche Trichotillomanie ist oft die Grundlage für das Rapunzel-Syndrom. Doch beim Rapunzel-Syndrom bleibt es nicht beim Ausreißen. Die Betroffenen essen die Haare auch noch (Trichophagie). 

Da Haare unverdaulich sind, kann sich beim Herunterschlucken großer Haarmengen im Magen ein verfilztes Haarknäuel (Bezoar) bilden. Es können sich auch Haarsträhnen durch den Darm ziehen – ähnlich den langen Haarflechten der Märchenfigur Rapunzel. 

Warum ist das Rapunzel-Syndrom so gefährlich?

Essen Betroffene fortlaufend ihre Haare, engt sich der Magen immer mehr ein. Die Magen-Darm-Passage kann dadurch gravierend behindert werden. Es kommt zu Appetitverlust, Blähungen und Erbrechen sowie Gewichtsabnahme. 

Im Extremfall droht ein lebensgefährlicher Darmverschluss. Deshalb müssen die Haare operativ aus dem Magen entfernt werden, wie im Falle des 11-jährigen Mädchens. 

Äußerst selten – vor allem junge Mädchen betroffen

Das Rapunzel-Syndrom ist eine psychische Störung, die in erster Linie bei jungen Mädchen auftritt. Häufig liegt begleitend eine Depression, Schizophrenie, Angst- oder Persönlichkeitsstörung vor. 

Die Erkrankung sollte psychotherapeutisch behandelt werden. Das Rapunzel-Syndrom ist sehr selten. So sind in Deutschland nur einige wenige Fälle dokumentiert. Quellen: dpa; Springer Link, Oktober 2016; DocCheck  

Rapunzel-Syndrom in Kürze

  • Äußerst seltene psychische Störung; vor allem bei jungen Mädchen.
  • Betroffene reißen sich Haare aus und essen sie.
  • Werden größere Haarmengen verschluckt, kann sich im Magen ein Haarknäuel bilden; lange Haarsträhnen können sich durch den Darm ziehen (namensgebend für Rapunzel-Syndrom).
  • Potenziell lebensgefährlich wegen Risiko des Darmverschlusses.
  • Chirurgische Entfernung des Haarknäuels; psychotherapeutische Behandlung der Grunderkrankung.