Aktuelles
5 min merken gemerkt Artikel drucken

Was bringt der Veganuary?

Teller mit veganem Essen
Der Veganuary lädt dazu ein, eine pflanzenbasierte Ernährung auszuprobieren. | Bild: Jukov studio / AdobeStock

Im Januar eines jeden Jahres wird weltweit zum sog. Veganuary aufgerufen: einem „Probemonat“, in dem jeder eingeladen wird, vegane Ernährung auszuprobieren.

Gemäß der Vegan Society of England beschreibt Veganismus eine Lebensweise, „die versucht – soweit wie praktisch durchführbar – alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeiten an leidensfähigen Tieren für Essen, Kleidung und andere Zwecke zu vermeiden. (...) In Bezug auf die Ernährung bedeutet dies, den Verzicht auf alle Produkte, die zur Gänze oder teilweise von Tieren gewonnen werden.“ Hierzu zählen neben Fleisch und Fisch auch Milchprodukte, Eier oder Honig.

Demnach wird die Entscheidung, sich vegan zu ernähren, meist nicht in erster Linie von gesundheitlichen Aspekten bestimmt. Ob eine vegane Ernährung aber auch gesundheitliche Vorteile bringt, haben viele Forscher in den letzten Jahren in zahlreichen Studien untersucht.

Veganuary – ein Monat vegane Ernährung als Einstieg

Veganuary ist eine gemeinnützige Organisation und Kampagne, die Menschen weltweit dazu ermutigt, sich im Januar und darüber hinaus vegan zu ernähren.

Eine vegane Ernährung sei eine der effektivsten Maßnahmen, um die Umwelt zu schützen, Tierleid zu vermeiden, den Klimawandel aufzuhalten und die Gesundheit von Millionen Menschen zu verbessern, so die Organisation. 

Deswegen unterstütze Veganuary Menschen und Unternehmen gleichermaßen beim Wechsel hin zu einer pflanzlichen Ernährung – im Januar und für den Rest des Jahres.

Kann vegane Ernährung das Darmkrebsrisiko senken? 

„Eine pflanzenbasierte oder überwiegend pflanzliche Ernährung hat aus gastroenterologischer Sicht große Vorteile“, erklärt PD Dr. med. Birgit Terjung, Chefärztin der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie, GFO Kliniken Bonn und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) e.V. 

„Viele Krankheiten sind lifestyle- und eben auch ernährungsbedingt“, sagt Professor Dr. med. Heiner Wedemeyer, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover und Mediensprecher der DGVS. „Ein Beispiel hierfür wäre Darmkrebs, sofern keine familiäre Häufung vorliegt.“ 

Eine großangelegte britische Studie konnte zeigen, dass Vegetarier, Pescetarier (Menschen, die kein Fleisch, aber Fisch essen) und Veganer ein deutlich geringeres Risiko haben, an Darmkrebs zu erkranken als diejenigen, die regelmäßig größere Mengen tierischer Produkte verzehren. „Eine Senkung des Darmkrebsrisikos ist ein wichtiger, aber auch sehr langfristiger Effekt einer pflanzenbasierten Ernährung“, ergänzt Terjung.  

Erste gesundheitliche Effekte bereits nach einem Monat

Kurzfristigere Effekte beim Umstieg auf eine pflanzenbasierte Ernährung würden sich aber auch schon nach einem Monat zeigen. „Eine Ernährung, die einen hohen Gehalt an Ballaststoffen hat, macht lange satt. Das vermeidet Blutzuckerspitzen, Heißhungerattacken, stabilisiert den Zucker- und Fettstoffwechsel in der Leber und senkt den Cholesterinspiegelhttps://link.springer.com/article/10.1007/s11886-016-0744-7 “, erläutert Terjung. Eine bereits bestehende Fettleber könne sich regenerieren. 

„Die Umstellung auf eine ballaststoffreichere Ernährung kann für den Darm zunächst eine Herausforderung darstellen, da er plötzlich deutlich geforderter ist – Verstopfung und Darmkrämpfe können eine Folge sein. Hier helfen eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr und Bewegung“, rät Wedemeyer. Nach einiger Zeit normalisiere sich die Verdauung jedoch und die positiven Effekte würden überwiegen.

Gut zu wissen: Was empfiehlt die DGE?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für eine gesunde Ernährung, die alle wichtigen Nährstoffe beinhaltet und abdeckt, eine vollwertige Kost, die sich aus sieben Lebensmittelgruppen zusammensetzt.

Die Lebensmittelgruppen wurden im sog. Ernährungskreis angeordnet. Die Basis bilden Getränke und pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst und Getreideprodukte. Den geringeren Anteil sollen laut DGE tierische Lebensmittel (Milch und Milchprodukte, Fleisch(-waren), Fisch und Eier) sowie Fette und Öle einnehmen.

Mit dieser Einteilung deckt sich der Ernährungskreis zu 75 Prozent mit dem veganen Ernährungskreis. 

Veganuary: Einladung, die eigene Ernährung zu überprüfen

Nicht jeder Mensch kann oder möchte sich vegan ernähren. Abgesehen davon, dass dies eine mitunter sehr persönliche Entscheidung ist, spielen auch Faktoren wie die eigene genetische Prädisposition oder die gegenwärtige Lebensphase eine große Rolle. 

Auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien können eine vegane Ernährung erschweren oder gar unmöglich machen, wenn es darum geht, den Körper optimal mit Nährstoffen zu versorgen.

Der Veganuary kann jedoch eine Gelegenheit sein, die eigene Ernährungsweise genauer zu betrachten. Zahlreiche Studien haben bereits nachgewiesen, dass der übermäßige Verzehr von tierischen Produkten Zivilisationskrankheiten wie Adipositas, Diabetes Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen kann. Wer sich jedoch mehr an den Empfehlungen der DGE orientiert, kann seiner Gesundheit und der Umwelt mit wenig Aufwand Gutes tun.