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Zum Welthundetag am 10. Oktober : Einsatz auf vier Pfoten: Spürhunde in der Medizin

Geschulte Spürhunde können auch Krankheiten wahrnehmen und ihr Herrchen oder Frauchen vor eintretenden medizinischen Gefahren warnen. | Bild: twinsterphoto / AdobeStock

Seit Jahrtausenden ist der Hund ein treuer Begleiter des Menschen. Der Welthundetag am 10. Oktober ist ein Anlass, diese Rolle zu würdigen und einmal die besonderen Fähigkeiten der Vierbeiner herauszustellen. 

Hunde haben in der menschlichen Zivilisation schon lange einen festen Platz und werden mit wichtigen Aufgaben betraut. Als Hütehunde schützen sie das Vieh und als Wachhund die Menschen samt ihrem Hab und Gut. Im modernen Leben werden sie als Polizeihunde eingesetzt, führen blinde Menschen sicher durch den Alltag oder spüren Sprengstoff und Drogen auf, erkennen Falschgeld und finden verschüttete Menschen.  

Hunde warnen bei Diabetes und Epilepsie

Doch Hunde leisten noch mehr: Sie können chronisch kranken Menschen als Warnhunde dienen. Diese Tiere erkennen zum Beispiel rechtzeitig, wenn sich bei ihrem an Diabetes leidenden Herrchen oder Frauchen eine gefährliche Blutzuckerentgleisung anbahnt – und das im Idealfall deutlich früher als Geräte zur kontinuierlichen Glukosemessung.  

Bei Epilepsie- oder Asthmapatienten können Warnhunde einen drohenden Krampfanfall oder lebensbedrohlichen Asthmaanfall vorausspüren. Durch bestimmte Verhaltensweisen warnen sie dann ihren Halter, etwa indem sie ihn stupsen, eine Pfote auflegen oder unruhig werden. Die betreffende Person kann dann frühzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen, etwa Medikamente einnehmen oder einen ruhigen, geschützten Ort aufsuchen. So kommt es erst gar nicht zu einer bedrohlichen Situation wie einem Asthmaanfall oder einem Krampfanfall mitten auf der Straße. 

Gut zu wissen: 6 Fakten zum Geruchssinn des Hundes 

  • Die meisten Hunde haben eine größere Nase als der Mensch und einen optimierten Luftstrom zum Riechen.  
  • Hunde haben im Schnitt 40-mal mehr Riechrezeptorzellen als der Mensch (200 bis 300 Millionen gegenüber 5 bis 8 Millionen).
  • Die Fläche der Riechschleimhaut ist bei den meisten Hunderassen circa 10-mal größer als beim Menschen.  
  • Das Riechhirn des Hundes ist im Vergleich zum Gesamthirn beim Hund wesentlich größer als beim Menschen.
  • Der Hund besitzt noch ein Nebengeruchsorgan – das vomeronasale Organ, auch Jacobsonsches Organ genannt. Es befindet sich am Gaumen hinter den oberen Schneidezähnen und liefert zusätzliche Geruchsinformationen über die Mundhöhle.
  • Ein Hund ist in der Lage, den Tropfen einer Flüssigkeit in 50 Millionen Litern Wasser (das entspricht circa 20 Schwimmbecken olympischer Größe) zu erkennen. 

Ausgebildete Warnhunde können ihrem Frauchen oder Herrchen im Bedarfsfall auch das Päckchen mit dem Traubenzucker herbeiholen, helfende Angehörige alarmieren und ihren Halter bei aufziehender Gefahr zum Beispiel am Überqueren einer Straße hindern.  

Bei Warnhunden, die Blutzuckerentgleisungen oder epileptische Anfälle vorausspüren, scheint noch eine andere Wahrnehmungsfähigkeit der Tiere entscheidend zu sein. Laut Studien des Deutschen Assistenzhunde-Zentrums reagieren die Warnhunde auf eine verringerte Sauerstoffsättigung im Blut, die sich durch Blutzuckerschwankungen sowie drohende Krampf- oder Asthmaanfälle einstellt. Mutmaßlich nehmen die Hunde eine dadurch verursachte, geringfügig veränderte Atemgeschwindigkeit wahr. Das Deutsche Assistenzhunde-Zentrum betont, dass diese Fähigkeit nicht erlernt werden kann. Bei einem Hund müsse diese Sensibilität von Geburt an vorhanden sein, um ihn dann zum Warnhund ausbilden zu können. Nur wenige Hunde seien dazu in der Lage.  

Spürhunde erschnüffeln Corona-Infektion und Krebs 

Noch recht neu ist ein weiteres medizinisches Einsatzgebiet für die Vierbeiner – das als medizinische Spürhunde in der Diagnostik. In jüngster Zeit haben insbesondere Corona-Spürhunde von sich reden gemacht: Speziell trainierte Hunde sind in der Lage, mit SARS-CoV-2 infizierte Menschen zu erschnüffeln. Dies gelingt anhand von Speichel- oder Bronchialsekretproben dieser Personen. In einer Studie zeigte sich, dass die Tiere den COVID-19-Erreger von 15 anderen viralen Atemwegserregern unterscheiden können, darunter Influenza-Viren und andere humane Coronaviren. Die Hunde riechen dabei nicht die Viren selbst. Vielmehr erkennen sie das spezifische Muster an flüchtigen organischen Verbindungen, die durch Stoffwechselvorgänge infolge der Infektion mit dem jeweiligen Virentyp entstehen.  

Entsprechend trainierte Hunde sind in der Lage, noch andere Infektionskrankheiten zu erschnüffeln. Anhand von Urin- und Stuhlproben oder am Atem bzw. am Schweiß der Person können sie etwa Malaria oder Infektionen mit dem Bakterium Clostridium difficile, Staphylococcus aureus und Helicobacter pylori identifizieren. 

Sogar einige nichtinfektiöse Krankheiten werden von Hunden geruchlich aufgespürt. Das gilt vor allem für bestimmte Krebsarten wie Blasen-, Brust- oder Prostatakrebs. Auch hier scheinen die Hunde spezifische Muster an flüchtigen organischen Verbindungen wahrzunehmen, die infolge der Krankheiten gebildet werden. Ein krankheitsspezifisch veränderter Körpergeruch könnte ebenfalls eine Rolle spielen. Quellen: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover; BMC Infectious Diseases, 21, 2021; Deutsches Assistenzhunde-Zentrum T.A.R.S.Q.®; Haustiermagazin, März 2020; www.wissenschaft.de