Natürlicher Geruchssinn besser als Testgeräte: Hunde können Corona-Infektion erkennen
Werden Hunde entsprechend trainiert, sind sie in der Lage, zahlreiche infektiöse und nichtinfektiöse Krankheiten über den Geruch zu erkennen. Das gilt etwa für Malaria und verschiedene Krebsarten. Spürhunde können sogar bakterielle und virale Infektionen erschnüffeln.
Der ausgeprägte Geruchssinn von Hunden könnte auch bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie nützlich sein. Es zeigte sich bereits, dass darauf trainierte Hunde eine SARS-CoV-2-Infektion riechen können. Eine Studie belegt, dass die Hunde sogar zwischen SARS-CoV-2 und ähnlichen Viren unterscheiden können.
Unterscheidung zwischen mehreren Corona-Viren
Die Studie fand unter Leitung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover statt. Bei den eingesetzten Hunderassen handelte es sich um Labrador Retriever, Malinois, Deutscher Schäferhund und Cocker Spaniel. Zwölf Hunde wurden mit inaktivierten Speichelproben von SARS-CoV-2-Patienten trainiert.
Im Versuch konfrontierte man sie dann nicht nur mit Abstrichproben von SARS-CoV-2-Patienten, sondern auch mit Proben von Patienten mit anderen Atemwegsviren. Dazu gehörten unter anderem Influenza A und B, das humane Respiratorische Synzytialvirus und sogar mehrere andere Corona-Viren, darunter SARS-CoV-1 und MERS-CoV.
Den Tieren gelang es, SARS-CoV-2 mit einer Spezifität von über 90 Prozent von den anderen Viren zu unterscheiden.
Unübertroffener Geruchssinn
Die speziell geschulten Hunde riechen nicht die Viren selbst. Sie erkennen jedoch flüchtige organische Verbindungen, die bei Stoffwechselvorgängen nach einer Virusinfektion entstehen. Eine Studie zeigt, dass Hunde dazu befähigt sind, das ganz spezifische Muster flüchtiger organischer Verbindungen von SARS-CoV-2 zu erkennen.
Laut Expertenaussage ist die Geruchserkennung von Hunden um drei Größenordnungen empfindlicher als die von derzeit verfügbaren Geräten. Der Geruchssinn des Hundes übertrifft den menschlichen bei Weitem. Hunde haben mehr als 1.000 Gene für die Geruchswahrnehmung. Zudem ist ihre Nasenoberfläche größer und sie besitzen 40-mal mehr Riechrezeptorzellen als der Mensch. Quelle: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Spürhunde als Frühwarnsystem bei Großveranstaltungen und in Pflegeheimen
Corona-Spürhunde können somit auch in Alltagssituationen zuverlässig Corona-Infektionen erschnüffeln und sind für den Einsatz bei Großveranstaltungen geeignet. Das ist das Ergebnis einer Studie unter Leitung der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo), die in der Fachzeitschrift „BMJ Global Health“ vorgestellt wird. Die speziell trainierten Hunde seien sogar in der Lage, Infektionen zu identifizieren, bevor der PCR-Test positiv sei, sagte Studienleiter Holger Volk, Leiter der Klinik für Kleintiere an der TiHo. „Der Hund ist in diesem Fall ein Frühwarnsystem.“
Obwohl inzwischen die meisten staatlichen Corona-Einschränkungen aufgehoben wurden, könnten die Corona-Spürhunde immer noch von Nutzen sein, glaubt der Professor für Tiermedizin. „Große Firmen wie Continental oder Volkswagen hätten mit ihnen ein relativ günstiges Screening-Tool, um die Sicherheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhöhen.“ In einem Projekt der Universitätsmedizin Mainz wird derzeit der Einsatz von Corona-Spürhunden in Pflegeheimen getestet.
Hunde unterscheiden Proben zuverlässig
Für die niedersächsische Studie „Back to Culture“ waren bei vier Konzerten im September und Oktober 2021 in Hannover Schweißproben genommen worden. Die Besucher hatten zudem am Tag des Konzerts Abstriche für einen Antigen-Schnelltest und einen PCR-Test abgegeben. Für insgesamt 2.802 Teilnehmer lagen letztlich Schweißproben, Testergebnisse sowie Auskünfte unter anderem zum Impfstatus und zu chronischen Krankheiten vor.
Wie die TiHo berichtet, erkannten die acht speziell trainierten Hunde die SARS-CoV-2-negativen Proben zu 99,9 Prozent und die SARS-CoV-2-positiven Proben zu 81,6 Prozent. Die Studie zeige, dass Hunde nicht nur unter Laborbedingungen, sondern auch im Alltag Proben zuverlässig unterscheiden können, betonte Studienleiter Volk. Quelle: dpa / vs