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Sommerzeit: Sollte die Zeitumstellung verschoben werden?

Wie in jedem Jahr steht auch in diesem Frühjahr wieder die Umstellung auf Sommerzeit an. In der Nacht von Samstag (29.3.) auf Sonntag (30.3.) werden die Uhren um 2 Uhr morgens auf 3 Uhr vorgestellt. Dadurch bleibt es abends eine Stunde länger hell, morgens ist es dafür entsprechend länger dunkel.
Doch auch wenn die Umstellung ursprünglich einen positiven Zweck erfüllt (Stromersparnis, durch weniger Beleuchtung am Abend), so geht sie an vielen nicht spurlos vorbei.
Eselsbrücke zur Zeitumstellung: Vor oder zurück?
Viele Menschen können sich nicht merken, ob die Zeit im Frühjahr vor- oder zurückgestellt wird. Hier hilft eine kleine Eselsbrücke: Im Frühjahr werden Balkonmöbel vor das Haus gestellt, im Winter wieder zurück ins Haus.
Dementsprechend wird die Zeit im März vor- und im Oktober um eine Stunde zurückgestellt.
Zeitumstellung: 45- bis 59-Jährige am stärksten betroffen
Umfragen in den letzten Jahren haben gezeigt, dass gesundheitliche Probleme durch die Zeitumstellung vor allem bei Personen mittleren Alters auftreten: So setzt die Zeitumstellung am ehesten den 45- bis 59-Jährigen zu, während jüngere Menschen unter 30 Jahren die wenigsten Probleme mit dem Dreh an der Uhr haben.
Wahrscheinlich fällt Menschen im mittleren Alter die Umstellung schwerer, da die meisten in diesem Alter berufstätig sind und Kinder haben. Dadurch ist ihr Tagesablauf weniger flexibel als der von Jüngeren und Älteren.
Die große Mehrheit der Menschen spürt durch die Zeitumstellung keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
Infolge der Uhrumstellung haben Betroffene Schlafstörungen, finden schlechter in den Schlaf oder wachen früher auf – ähnlich einem Jetlag. Dabei sind Frauen laut Umfragen häufiger betroffen als Männer.
Auch Konzentrationsschwäche, Gereiztheit und sogar depressive Verstimmungen kommen bei Betroffenen vor. Die meisten der beeinträchtigten Menschen fühlen sich müde oder schlapp.
Gut zu wissen: Babys und Kleinkindern die Zeitumstellung erleichtern
Mit der Zeitumstellung haben auch die meisten Babys und Kleinkinder stark zu kämpfen, denn es ändert sich abrupt ihr gewohnter Schlaf-wach-Rhythmus. Vor allem Säuglinge unter sechs Monaten reagieren sensibel, wenn sich zeitliche Abläufe ändern.
Daher sollten Eltern den Wechsel erleichtern, indem sie die Zeitumstellung Schritt für Schritt vorwegnehmen. Bei Säuglingen beginnen die Eltern ein paar Tage vor der Umstellung damit, die Kinder einige Minuten früher ins Bett zu bringen.
Zeitumstellung steht seit Jahren zur Diskussion
Um die halbjährliche Zeitumstellung wird seit Jahren intensiv gerungen. Immer wieder wird diskutiert, ob sie nicht abgeschafft werden sollte. Nun gibt es eine neue Idee: Die Zeitumstellung verschieben.
Das erste April-Wochenende sei für die Umstellung im Frühjahr besser geeignet als der letzte Sonntag im März, sagen zwei spanische Forscher. Dann würden günstigere morgendliche Lichtverhältnisse für einen guten Start in den Tag erwischt.
Zeitumstellung an menschliche Aktivitäten anpassen
Aus physiologischer Sicht wäre es zudem sinnvoll, die Sommerzeit in der EU Anfang statt Ende Oktober enden zu lassen. Starte die Sommerzeit zu früh, werde ein größerer Anteil der menschlichen Aktivitäten in die dunklen Morgenstunden verlegt, argumentieren die Forscher. Die Rückkehr zur Winterzeit sollte entsprechend erfolgen, bevor der Haupt-Aktivitätsbeginn vor Sonnenaufgang liege.
Die spanische Nationalversammlung habe diese Art saisonaler Anpassung bereits im Jahr 1810 vorgenommen. „Das soziale Leben wird einfach umorganisiert, weil die Länge des Tages im Sommer es ermöglicht, die Dinge am Morgen früher zu erledigen als im Winter“, erklärte José María Martín-Olalla von der Universität von Sevilla.
„Das Problem ist, dass sie (die Zeitumstellung) in den letzten Jahren nur noch mit Energieeinsparung in Verbindung gebracht wurde, obwohl es sich in Wirklichkeit um einen natürlichen Anpassungsmechanismus handelt.“
Menschen orientierten sich schon früh am Sonnenaufgang
Das belegten aktuelle und historische Beispiele von Gesellschaften mit späterer Aktivität im Winter und früherer Aktivität im Sommer, entsprechend der synchronisierenden Rolle des Morgenlichts für unseren Körper. Eine Analyse von schwedischen Daten aus dem Jahr 1746 zum Beispiel zeige, dass die Menschen im Sommer dreieinhalb Stunden eher aufstanden als im Winter.
Auch in tropischen Gesellschaften ohne Zugang zu künstlichem Licht lägen die Aufstehzeiten in der Regel in der Morgendämmerung, die Schlafenszeit in der Regel etwa drei Stunden nach Sonnenuntergang, erklären die spanischen Forscher. Der physiologische Tageszyklus des Menschen orientiere sich stets am Sonnenaufgang.
Gut zu wissen: So klappt die Zeitumstellung besser
Um die Uhrumstellung besser zu verkraften, kann man ein paar Tipps befolgen:
Auch als Erwachsener ist es hilfreich, schon einige Tage vorher früher zu Bett zu gehen. Forscher empfehlen, jeweils drei Wochen vor dem Termin zur Umstellung beginnend, den Wecker wöchentlich um eine Viertelstunde in Richtung der „neuen“ Zeit zu verstellen.
Entspannung und frische Luft können ebenfalls helfen, insbesondere Spaziergänge vor dem Schlafengehen. Die späte TV-, Computer- und Smartphone-Nutzung sollte man dagegen reduzieren.
Gesundheitsrisiko bei Zeitumstellung geringer als gedacht
In den vergangenen Jahren hatte es eine Reihe von Studien zu Folgen der halbjährlichen Zeitumstellung gegeben. So wurde etwa festgestellt, dass es in den Tagen nach der Zeitumstellung zu mehr Verkehrsunfällen, Schlafstörungen und kurz erhöhten Herzinfarkt-Raten kommt.
Der größte Nachteil der Zeitumstellung seien solche mit den Übergangszeiten verbundenen Probleme, sagen auch die spanischen Forscher. Eine wirklich relevante Gefahr sei aber nicht zu erkennen. Der kurzfristige leichte Anstieg des Risikos für Unfälle oder Herzinfarkte zum Beispiel sei gering verglichen mit dem Einfluss zahlreicher anderer Faktoren.
Vielfach sei zudem die Methodik solcher Studien fraglich, schreibt das Forscher-Duo. Stellungnahmen und Analysen etwa von Chronobiologen oder Schlafmedizinern seien oft ausschließlich auf Nachteile fixiert und ignorierten die heute oft vergessenen positiven Aspekte eines näher am Sonnenaufgang liegenden Arbeitsbeginns. Die Risiko-Nutzen-Bilanz werde verzerrt dargestellt.
Ist eine Abschaffung der Zeitumstellung sinnvoll?
Bei der Forderung nach einem Ende der Zeitumstellung sei zudem zu bedenken, dass die Abschaffung weit schlimmere Folgen haben könnte als die Umstellung selbst: Mit der Umstellung auf die Sommerzeit gewönnen die Menschen Tageslichtstunden für Freizeitaktivitäten, für Spaziergänge, Sport draußen oder ein paar Stunden am Strand – was Wohlbefinden und Gesundheit fördert.
In einstigen medizinischen Stellungnahmen zur saisonalen Sommerzeit sei das dringende Bedürfnis der Menschen nach mehr Licht, Luft und Sonnenschein betont worden, heißt es in der Studie.
Eine Verbesserung der Lebensbedingungen habe vielfach im Vordergrund gestanden – und nicht etwa wirtschaftliche Fragen. Die Sommerzeit in Italien zum Beispiel sei 1964 begleitet von Bemerkungen über die psychologischen Verbesserungen eingeführt worden.
Bevölkerung bevorzugt Sommerzeit
Ein weiterer Aspekt: Schlafmediziner plädierten zwar für eine Abschaffung der Sommerzeit, wie die Forscher ausführen. In der Bevölkerung sei die gängige Vorliebe aber eine andere: Viele Menschen liebten die jetzige Situation im Sommer und genössen ihre längere Freizeit bei Tageslicht. In Umfragen vor die Wahl zwischen dauerhafter Sommer- oder Winterzeit gestellt, setzen sie überwiegend auf die Sommerzeit.
Doch auch eine ewige Sommerzeit widerspreche der menschlichen Physiologie, erklärt Jorge Mira von der Universität von Santiago de Compostela. Mediziner weisen darauf hin, dass Menschen das blaue Licht der Sonnenstrahlung brauchen, um wach zu werden.
Lehrerverbände kritisieren, dass Schüler ihren Schulweg ohne die Umstellung auf Winterzeit an wesentlich mehr Tagen im Dunklen zurücklegen müssten. Letztlich sei eine Entscheidung zwischen ewiger Sommer- oder ewiger Winterzeit so, als ob man wählen wolle, auch im Winter Sandalen oder Stiefel im Sommer zu tragen, so die Forscher. Quelle: DAK-Gesundheit; dpa / mia