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Apotheker stimmen gegen duale PTA-Ausbildung

Mit einer sehr deutlichen Mehrheit sprachen sich die Apothekerinnen und Apotheker beim Deutschen Apothekertag in München gegen eine duale PTA-Ausbildung aus. | Bild: Alex Schelbert / PTAheute

Neben einem Antrag zur Finanzierung der PTA-Ausbildung wurde beim Deutschen Apothekertag in München auch ein Antrag der Apothekerkammer Saarland diskutiert. Konkret forderten die saarländischen Delegierten, dass die Ausbildung zur/zum PTA auf eine dreijährige duale Ausbildung mit entsprechender Ausbildungsvergütung umgestellt werden sollte, um den Beruf attraktiver zu machen. 

Apotheker aus dem Saarland fordern mehr Attraktivität für den PTA-Beruf

Bis dato seien alle Versuche des Berufsstandes gescheitert, dies zu verbessern. Manfred Saar, Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes, betonte vor der Hauptversammlung: „Wenn beim Reformgesetz keine Vergütung vorgegeben wird, was zu erwarten ist, werden wir keine neuen PTA finden.“  

Wenn aber der PTA-Beruf eine Zukunft haben wolle, müsse bereits die Ausbildung deutliche Anreize setzen. Dies sei nur möglich, wenn während der Ausbildung den angehenden PTA eine Ausbildungsvergütung gezahlt werde. Die mangelnde Auslastung der bestehenden PTA-Schulen bzw. die mangelnde Qualität der Bewerber zeigten deutlich, dass insoweit eine substantielle Abkehr von der bisherigen Ausbildung erforderlich ist.  

Dies wird gerade im Vergleich zu den MTA deutlich: Seit dem 1. Januar 2019 erhalten MTA (Radiologie, Labor, Funktionsdiagnostik) in der Ausbildung im Rahmen der Regelungen des Krankenhausfinanzierungsgesetzes (KHG) eine Ausbildungsvergütung. Jugendliche mit einem Ausbildungswunsch „in Naturwissenschaften“ vergleichen bei der Ausbildung von PTA mit beispielsweise MTA besonders auch die Vergütung.

Saarland schlägt dreijährige PTA-Ausbildung mit Blockunterricht vor

Da die Aufnahme des PTA-Berufes in das KHG unrealistisch sei, könne allein der Übergang zu einer dualen Ausbildung (wie auch bei dem PKA-Beruf) sicherstellen, dass zukünftig mehr und qualifiziertere Schulabgänger wieder den PTA-Beruf erlernen, so die Delegierten aus dem Saarland in ihrem Antrag. Die jetzige zweijährige Schulausbildung (mit sich anschließender 6-monatiger praktischer Ausbildung in der Apotheke) könne (lehrer- und raumneutral) dahingehend novelliert werden, als zukünftig ein zweiwöchiger Schulbesuch mit einer einwöchigen betrieblichen Berufsausbildung alternieren. Hier betonte Kammerpräsident Saar, es sei organisatorisch „gar kein Problem, die PTA-Schule von zwei auf drei Jahre zu verlängern, wenn ein Drittel der Schülerinnen und Schüler immer im Betrieb sind. „Geht nicht gibt’s nicht!“

„Duale Ausbildung“ in Teilzeit? 

Die Gegenrede zu diesem Antrag kam aus Niedersachsen. Burkhard Pölzing, Delegierter der Apothekerkammer Niedersachsen und Leiter der Völker-Schule in Osnabrück, ist selbst seit über 30 Jahren in der Ausbildung engagiert. Er bezog sich in seinem Gegenvorschlag auf das PTA-Reformgesetz: „Das PTA-Reformgesetz wurde am 20. Dezember vom Bundesrat verabschiedet und wird am 1. Januar 2023 in Kraft treten.“ Wer §11 PTAG (neu) aufmerksam lese, so Pölzing, würde feststellen, dass die PTA-Ausbildung auch in Teilzeit erfolgen kann. Wie das funktionieren könnte, erläuterte er der Hauptversammlung wie folgt: Die Stundenzahl für die PTA-Ausbildung, so Pölzing, sei auf 2.600 Schulstunden begrenzt. Dabei bliebe sie auch. Es werde aber in seiner, der Völker-Schule Osnabrück, optional zur zweijährigen auch eine dreijährige Schulzeit geben. Hieraus könne ein Entlastungseffekt der Schülerinnen und Schüler erzeugt werden und es sei denkbar, dass diese an einem Freitag oder wenn sie nachmittags frei haben, in der Apotheke arbeiten. Hierfür bekämen sie selbstverständlich eine Vergütung. Somit hätte man laut Pölzing die Problematik der Ausbildungsvergütung beseitigt und die Ausbildung insoweit auch flexibilisiert, dass auch Personen die PTA-Ausbildung machen können, die beispielsweise kleine Kinder oder zu pflegende Angehörige haben. „Wir denken an die, die normalerweise neben der PTA-Ausbildung einem Nebenjob nachgehen. Die müssen nicht mehr kellnern, sondern können in der Apotheke „jobben“ – das hat für alle Beteiligten nur Vorteile“, so der Schulleiter und Delegierte aus Niedersachsen. Er bat die Hauptversammlung eindringlich, den Antrag aus dem Saarland abzulehnen: „Gehen Sie in Ihre Bundesländer und sprechen Sie mit den PTA-Schulen über die Möglichkeiten, die sich durch das neue PTA-Reformgesetz ergeben", so Pölzing abschließend.

Ansprachen bei der Antragsdiskussion 

Kammerpräsident Manfred Saar aus dem Saarland antwortete Pölzing, dass dessen Vorschlag dem Antrag entspräche, und wandte sich ebenfalls an die Hauptversammlung mit der Bitte, den Antrag anzunehmen. Für ihn gäbe es keinen Grund, diesen abzulehnen. Pölzing konterte: „Es spricht nichts gegen den Antrag. Das Saarland kann das mit den PTA-Schulen gemeinsam tun. PTA-Schulen sind Ländersache und die Gegebenheiten in den Ländern sehr unterschiedlich. Deshalb muss die Hauptversammlung diesen Antrag ablehnen!“ Johannes Hermes von der Apothekerkammer Westfalen-Lippe sagte: „Wir betreiben fünf PTA-Schulen und haben uns lange mit dem Thema auseinandergesetzt, aber drei Jahre nein, zwei Jahre reichen, ggf. in Teilzeit, wie von Herrn Pölzing vorgeschlagen.“

Apotheker wollen sich PTA-Ausbildung „nicht antun“

Dr. Michael Sax, Delegierter der Apothekerkammer Bayern wandte ein, dass er einen Niveauverlust befürchtet, wenn die Fachschulausbildung in eine duale Ausbildung überführt würde. Burkhard Pölzing sah sich dann nochmals genötigt, etwas gegen die Dualisierung einzuwenden. Mehr als PKA plus sei mit einer dualen Ausbildung nicht möglich! Das hänge damit zusammen, dass man im Apothekenalltag Tätigkeiten habe wie das Ausführen von Verordnungen. Es gehe um Selbstmedikation, es gehe um Beratung! Hierfür sei ein umfangreiches medizinisches Vorwissen erforderlich. Das könne man nur an der Berufsfachschule erwerben, genauso wie die Arzneimittelherstellung zunächst in der Fachschule erlernt werden müsse. Es dauere seine Zeit, bis PTA praxistauglich seien, und es sei ein gesellschaftlicher Auftrag, PTA an den Fachschulen auszubilden. Etwas provozierend richtete Pölzing sein Wort nochmals direkt an die Delegierten: „Wollen Sie sich das wirklich antun?“ Der Antrag wurde sodann abgestimmt und von der Hauptversammlung mit einer klaren Mehrheit von 87,9 Prozent abgelehnt.

Verlängerung schon bei der PTA-Reform 2019 gescheitert

Die Idee einer Verlängerung, wie sie Plözing vorgetragen hatte, ist nicht neu. Bereits im Rahmen der PTA-Reform im Jahr 2019 gab es ein langes Hin- und Her, ob die Ausbildung auf drei Jahre verlängert werden soll, bei dem es schließlich keine Mehrheit gab. Zur Debatte standen damals 2,5 Jahre Schule plus 6 Monate Praktikum. Alternative waren zwei Jahre Schule plus ein Jahr Praktikum mit Ausbildungsleitfaden inklusive acht Wochen Blockunterricht während des Praktikums. 

Der Bundesverband BVpta und die Apothekengewerkschaft Adexa hatten sich bis zur endgültigen Verabschiedung des neuen Gesetzes trotz der Ablehnung durch den Deutschen Bundestag für eine Ausbildungsverlängerung und zusätzliche Kompetenzen für PTA eingesetzt. Dass sich der Bundesrat Ende 2019 im Vermittlungsausschuss nicht dazu durchringen konnte, eine Verlängerung der Ausbildungszeit auf drei Jahre durchzusetzen, sorgte für betretene Mienen beim Bundesverband und der Apothekengewerkschaft.

Antrag aus Brandenburg zur Ausbildungsvergütung wurde angenommen

Einen weiteren Antrag für PTA brachte die Kammer Brandenburg beim Deutschen Apothekertag (DAT) in die Hauptversammlung ein. Mit diesem soll der Gesetzgeber aufgefordert werden, „eine Grundlage zu schaffen, dass PTA während der schulischen Ausbildung eine Ausbildungsvergütung bekommen“.  

Für die Sicherstellung einer flächendeckenden Arzneimittelversorgung sei ausreichend und qualifiziertes Personal in der Apotheke notwendig, heißt es im Wortlaut des Antrags. Im Vergleich zu anderen Gesundheitsfachberufen wie z. B. der Pflegefachkraft, der MTLA oder der Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sei der Wettbewerbsnachteil der PTA auszuräumen und die Finanzierung einer Ausbildungsvergütung gesetzlich zu regeln, um somit die Attraktivität der PTA-Ausbildung zu steigern.

Nach kurzer Diskussion stimmten die Delegierten diesem Antrag mit einer großen Mehrheit von 72,4 Prozent zu.