Stiftung Warentest prüft Kinderzahncremes: Kinderzahnpasta besser mit oder ohne Fluorid?
Möchte man die Beziehung von Zahnpasta und Kindern beschreiben, ist die Aussage „es ist kompliziert“ vermutlich häufig treffend. Jedoch nicht nur, weil man die Kleinen zum Zähneputzen erst einmal motivieren muss, sondern auch, weil das Thema Fluorid – und wie es wann zugeführt werden sollte – lange Zeit umstritten war.
Im Mai 2021 haben Kinder- und Zahnärzte, was das angeht, nun endlich einen Konsens gefunden und einheitliche Regeln zur Kariesprophylaxe formuliert. Die Empfehlung lautet:
„Fluorid peroral ab Geburt bis zum ersten Zahn, dann lokal als Zahnpasta oder weiterhin als Tablette und ab dem ersten Geburtstag fluoridhaltige Zahnpasta für alle Kinder.“
Kritischer Farbstoff Titandioxid
Doch unkompliziert ist die Beratung zu Kinderzahnpasta damit noch immer nicht. Erst kürzlich kam als neuer kritischer „Player“ der Inhaltsstoff Titandioxid ins Spiel, als er in Lebensmitteln verboten wurde. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) war zuvor zu dem Schluss gekommen, dass Titandioxid als Lebensmittelzusatzstoff nicht mehr als sicher angesehen werden kann – insbesondere hinsichtlich einer möglichen Genotoxizität, die jedoch nicht nachgewiesen, sondern nur nicht entkräftet werden konnte.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) erklärte im Mai 2021, dass ihm keine Daten zu Gehalten und Spezifikationen von Titandioxid in Zahnpasta vorliegen. In Zahnpasta werde ein Titandioxid-Pigment mit Namen CI 77891 eingesetzt, doch das BfR könne nicht beurteilen, ob die Bewertung der EFSA zu E 171 auf dieses Pigment übertragbar ist. „Das BfR hat den zuständigen Behörden des Risikomanagements empfohlen, den wissenschaftlichen Ausschuss ‚Verbrauchersicherheit‘ (Scientific Committee on Consumer Safety, SCCS) mit einer Risikobewertung zu mandatieren“, hieß es.
Kinderzahnpasta mit Titandioxid vorsorglich meiden
Interessanterweise findet Ökotest Titandioxid, in der Form, wie es in Zahncremes vorliegt, unproblematisch. Stiftung Warentest bewertet das in der aktuellen August-Ausgabe anders: Nur drei von 21 Kinderzahnpasten halten die Tester für geeignet – und zwar weil alle anderen entweder nicht ausreichend vor Karies schützen oder „den kritischen Farbstoff Titandioxid“ enthalten.
Im Sinne des vorbeugenden Verbraucherschutzes konnten Zahncremes für Null- bis Sechsjährige von Stiftung Warentest mit Titandioxid deshalb maximal ein „befriedigend“ erhalten. Einige Anbieter hätten Stiftung Warentest aber bereits angekündigt, dass sie daran arbeiteten, Titandioxid künftig nicht mehr einzusetzen.
Elmex und Signal schneiden am besten ab
Tatsächlich haben für die „Kariesprophylaxe durch Fluorid“ zwölf und nicht nur drei Zahnpasten die Note „sehr gut“ erhalten. Nicht dazu gehört allerdings das fluoridfreie Kinderzahngel von Weleda, das hinsichtlich der Kariesprophylaxe – und damit insgesamt – als mangelhaft bewertet wird. Titandioxid ist nicht enthalten.
Bei einer anderen apothekenüblichen Zahncreme ist das Verhältnis genau umgekehrt: „Dentinox Nenedent mit Fluorid“ schneidet in der Kariesprophylaxe zwar „sehr gut“ ab, erzielt aufgrund seines Titandioxid-Gehalts insgesamt jedoch nur ein „befriedigend“. Am besten haben schließlich große Marken wie Elmex oder Signal abgeschnitten.
Wie viel Kinderzahnpasta gehört auf die Zahnbürste?
Was die „Kariesprophylaxe durch Fluorid“ angeht, muss man wissen, dass sich seit 2018 die empfohlene Fluorid-Menge in Kinderzahnpasta verdoppelt hat. Das sollte also bei der Dosierung beachtet werden:
Demnach soll ab dem Durchbruch des ersten Milchzahns eine Kinderzahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid zweimal täglich in einer reiskorngroßen Menge und ab dem zweiten Geburtstag in einer erbsengroßen Menge verwendet werden. Alternativ kann in den ersten beiden Lebensjahren auch eine Zahnpasta mit 500 ppm Fluorid zweimal in einer erbsengroßen Menge verwendet werden.“
Vom zweiten bis zum sechsten Geburtstag soll also zweimal täglich „erbsengroß“ mit 1.000 ppm geputzt werden. Ab sechs Jahren wird über eine Bürstenkopflänge mindestens zweimal täglich mit bis zu 1.500 ppm Fluorid gebürstet. Laut Stiftung Warentest dürfen dann auch Universalzahnpasten – allerdings ohne Zink – zum Einsatz kommen.
Mit der Verdoppelung des Fluoridgehalts in Kinderzahnpasta ging übrigens die Forderung einher, dass die Industrie Kinderzahnpasten mit speziellen Tubenöffnungen und einer entsprechenden Viskosität ausstattet, welche die beschriebenen präzisen Dosierungen erlauben. Ob dieser Forderung nachgekommen wurde, geht aus dem Test von Stiftung Warentest nicht hervor.