PTAheute-Pinnwand KW 30/2022: Sex-Tipps, Warten auf Mehrfachverordnung und Aufregung um GKV-Gesetz
Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche.
Bundeskabinett beschließt GKV-Finanzstabilisierungsgesetz
Das Bundeskabinett hat den Gesetzentwurf für das GKV-Stabilisierungsgesetz beschlossen. Änderungen gegenüber dem bisher bekannten Entwurf gab es kaum. Für die Apotheken bleibt es bei der geplanten temporären Erhöhung des Kassenabschlags von 1,77 Euro auf 2 Euro je Rx-Packung für zwei Jahre. Hingegen soll die Pharmaindustrie ihren Milliarden-Sparbeitrag nun über einen erhöhten Herstellerabschlag (12 statt 7 Prozent) leisten – und zwar zunächst ein Jahr lang.
Auf Versicherte kommt eine Beitragserhöhung von 0,3 Prozentpunkten zu, die paritätisch auf Versicherte wie Arbeitgeber verteilt werden soll.
Und auch die Ärzteschaft muss künftig Einschnitte hinnehmen: Die extrabudgetäre Vergütung von vertragsärztlichen Leistungen gegenüber sogenannten „Neupatienten“ für Vertragsärzte wird abgeschafft. Welche weiteren Maßnahmen der Entwurf vorsieht, lesen Sie auf DAZ.online. Quelle: dpa/sn
Reaktionen der Freien Apothekerschaft, ADEXA und ABDA auf GKV-Stabilisierungsgesetz
Die Freie Apothekerschaft e.V. findet für das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz in einer Pressemitteilung deutliche Worte: „Mit dem geplanten GKV-Finanzstabilisierungsgesetz geht das Apothekensterben in die nächste Runde. Bundesgesundheitsminister Lauterbach will ohne jegliche Rücksicht in einer Art Rundumschlag auf dem Rücken der Apotheken – und auch der Ärzteschaft – die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung verringern. Ausgaben, die in großen Teilen die ca. 100 Krankenkassen selbst verursachen wie z. B. 14 Monatsgehälter für Mitarbeiter/innen, enorme Kosten bei der Bezahlung von Hunderten von Vorstandsposten, Werbeausgaben für Sportveranstaltungen, um nur einige zu nennen.“
Daniela Hänel, 1. Vorsitzende der Freien Apothekerschaft, ergänzt: „23 Cent pro Packung mag für den ein oder anderen Unbeteiligten gering klingen, für einen großen Teil der Apotheken kann das allerdings existenziell sein. Es wird hier auch wieder einmal von der Politik total ignoriert, dass die Apotheken seit fast zwei Jahrzehnten komplett von der Inflationsrate abgekoppelt wurden, d. h., dass wir beim Packungshonorar für die Abgabe eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels jetzt schon mit ca. 13 Euro vergütet werden müssten. Davon sind wir Lichtjahre entfernt. Hinzu kommt, dass den Apotheken im Laufe der Jahre Unmengen an Dienstleistungen von der Politik und den Krankenkassen aufgebürdet wurden, ohne dass dafür eine Vergütung erfolgt wie z. B. die Überprüfung der Arzneimittel durch Securpharm, die Kontrolle der ärztlichen Gebrauchsanweisung und vieles mehr.“
Und weiter heißt es in der Pressemitteilung: „Die Freie Apothekerschaft fordert daher den Bundesgesundheitsminister auf, den Kassenabschlag deutlich zu senken. Den Krankenkassen einen Rabatt von annähernd 25% zu gewähren, ist nicht mehr zu vertreten. Weiterhin verdient der Staat schon ab einem Verkaufspreis eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels zu Lasten der GKV in Höhe von 39,00 Euro an der Mehrwertsteuer mehr als die Apotheke. Die sehr speziellen und in vielen Punkten nicht einzusehenden Lieferverträge zwischen dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen und den Apotheken gehören in die Hände des Wirtschaftsministeriums, denn das Diktat der GKV ist nicht mehr hinnehmbar.“
Und auch die Apothekengewerkschaft ADEXA meldet sich in einer Pressemitteilung zu Wort: „Unter dem Strich könnte dies zum Todesstoß [für] viele[r] Apotheken werden“, kommentiert ADEXA-Bundesvorstand Andreas May. „Denn Honorare für neu eingeführte pharmazeutische Dienstleistungen, die einen erheblichen personellen Mehraufwand bedeuten, können – zumindest kurzfristig – den Verlust nicht wettmachen.“
May rechne regional damit, dass weitere Landapotheken für immer verschwinden: ein Phänomen, das ADEXA schon länger beobachte. In ländlichen Gegenden sei laut einer Studie die nächste Notdienst-Apotheke im Schnitt 14,5 Kilometer entfernt; im Extremfall können es sogar 40 Kilometer sein. May betont: „Versandapotheken lösen das Problem nicht, denn sie leisten schlicht keinen Notdienst.“
ADEXA warnt in ihrer Pressemitteilung auch davor, dass Arbeitsplätze unwiderruflich verloren gehen. May: „Öffentliche Apotheken bieten wohnortnahe und familienfreundliche Arbeitsplätze für unterschiedliche Berufsgruppen – von der angestellten Apothekerin über PTA und PKA bis zu den Boten.“ Die Vermutung, bestehende Apotheken würden einfach größer und hätten mehr Jobs, sei ein Trugschluss. Wachsen würden allenfalls Apotheken in großen Ballungsräumen.
Außerdem seien Vor-Ort-Apotheken wichtig für die Ausbildung des Berufsnachwuchses. So würden hier – neben der dreijährigen dualen Ausbildung zur PKA – die Praktika für angehende PTA und Apotheker absolviert
Und auch die ABDA weist die Sparpläne erneut in einer Pressemitteilung scharf zurück – im Namen von Deutschlands rund 18.000 Apotheken mit ihren 160.000 Beschäftigten. „Die Apotheken fordern stattdessen Planungssicherheit und eine angemessene Vergütungsanpassung aufgrund drastisch gestiegener Kosten“, heißt es. Sie hätten bewiesen, dass sie für ein krisenfestes Gesundheitswesen unverzichtbar sind. Das müsse politisch jetzt endlich honoriert werden. Sie arbeiteten hocheffizient und ihr Anteil an den Ausgaben der Krankenkassen sei inzwischen auf nur noch 1,9 Prozent gesunken.Quelle: Freie Apothekerschaft e.V., ADEXA /sn
Übergangsregelung zu Masernimpfpflicht endet am Sonntag
Seit dem 1. März 2020 müssen Eltern vor der Aufnahme ihrer Kinder in eine Kita oder Schule nachweisen, dass ihre Kinder gegen Masern geimpft sind. Für Kinder, die am 1. März 2020 schon zur Kita oder in die Schule gingen, galt eine Übergangsfrist. Diese endet am 31. Juli 2022. Am kommenden Sonntag muss somit auch für sie der Nachweis erbracht worden sein, dass sie geimpft oder genesen sind. Ursprünglich sollte die Frist bereits 2021 auslaufen, war dann jedoch aufgrund der Corona-Pandemie verlängert worden.Quelle: tagesschau.de/sn
Mehrfachverordnungen lassen auf sich warten
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Mehrfachverordnungen stehen schon lange (seit Anfang 2020). Damit sollen Ärzte beim Ausstellen eines Rezepts vermerken können, dass der oder die Versicherte das verordnete Medikament insgesamt bis zu viermal innerhalb eines Jahres in einer Apotheke beziehen darf, ohne eine weitere Verschreibung vorlegen zu müssen. Nachdem die Umsetzung aber ziemlich schleppend verlaufen war, beschlossen die Beteiligten aufs E-Rezept zu warten – das ist bekanntermaßen jetzt da, die Mehrfachverordnungen allerdings nicht.
Eine erneute Nachfrage bei der Gematik ergab, dass die Mehrfachverordnungen bereits konzipiert seien. Diese Funktion muss allerdings erst von den Softwarehäusern der Ärzte umgesetzt werden. „Daher können wir aktuell noch keinen genauen Zeitpunkt nennen, ab dem diese Funktion flächendeckend verfügbar sein wird“, so eine Sprecherin. Quelle: DAZ.online/sn
Affenpocken: WHO erklärt Ausbruch zur internationalen Notlage
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Affenpocken-Ausbruch zu einer „Notlage von internationaler Tragweite“ erklärt. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus rief damit am vergangenen Samstag in Genf die höchste Alarmstufe aus, die die Organisation bei einer Gesundheitsbedrohung verhängen kann. Ein Ausschuss von unabhängigen Fachleuten hatte sich zuvor nicht auf einen Rat an die WHO einigen können, ob eine Notlage auszurufen sei. Mit Blick auf die inzwischen mehr als 16.000 bestätigten Fälle in 75 Ländern und Territorien mit bisher fünf Toten rief Tedros dennoch die Alarmstufe aus. „Das ist ein Aufruf, tätig zu werden“, sagte WHO-Experte Mike Ryan an die Adresse der Regierungen.
Die Einstufung soll die Regierungen der Mitgliedsländer dazu bewegen, Maßnahmen zu ergreifen, um den Ausbruch einzudämmen. Sie sollen Ärzte und Kliniken sensibilisieren, bei Verdachtsfällen Schutzmaßnahmen treffen und die Bevölkerung aufklären, wie sie sich vor einer Ansteckung schützen kann.
Hintergrund: Zur Zeit gilt neben der Notlage internationaler Tragweite wegen Corona seit 2020 auch eine Notlage wegen Polio-Ausbrüchen (seit 2014). Abgeschlossene Notlagen waren der Ausbruch der Schweinegrippe H1N1 (2010), des Zika-Virus (2016) und von Ebola (2014–2016 und 2019). Die WHO hatte seinerzeit auch Notfallausschüsse wegen Mers-CoV (2013–2015) und wegen Gelbfieber (2016) einberufen. Die dazu konsultierten Fachleute kamen aber nicht zu dem Schluss, dass eine Notlage internationaler Tragweite erklärt werden sollte. Quelle: dpa/sn
WHO gibt wegen Empfehlungen zu Sexualverhalten wegen Affenpocken
Angesichts der steigenden Affenpocken-Nachweise in vielen Ländern hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstmals konkrete Empfehlungen für das Sexualverhalten gegeben. Das Beste sei, die Risiken zu reduzieren, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Dienstag in Genf. Mit Blick auf Männer, die Sex mit häufig wechselnden Männern haben, sagte er: „Für Männer, die Sex mit Männern haben, bedeutet dies, dass sie vorerst die Zahl ihrer Sexualpartner reduzieren, den Sex mit neuen Partnern überdenken und mit jedem neuen Partner ihre Kontaktdaten austauschen sollten, um sie bei Bedarf kontaktieren zu können.“
Nach seinen Angaben betreffen 98 Prozent der gemeldeten Affenpocken-Fälle Männer, die Sex mit Männern haben. Die WHO betont aber, dass sich jeder anstecken kann. „Neben der Übertragung durch Sexualkontakte können Affenpocken auch in Haushalten durch engen Kontakt zwischen Menschen übertragen werden, etwa durch Umarmungen und Küsse, sowie über kontaminierte Handtücher oder Bettwäsche“, sagte Tedros. Quelle: dpa/sn
Ertrinken weltweit dritthäufigste Ursache für tödliche Verletzungen
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Ertrinken weltweit die dritthäufigste Ursache von allen tödlichen Verletzungen. Mehr als 236.000 Menschen sterben jährlich auf diese Weise, berichtete die UN-Organisation in Genf zum Welttag gegen das Ertrinken am Montag. Einzelpersonen, Organisationen und Regierungen könnten laut WHO mit erprobten Strategien die Todeszahlen senken.
Nach Angaben der WHO ist der Tod im Wasser eine der häufigsten Todesursachen überhaupt für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Mehr als 90 Prozent aller Fälle von Ertrinken passieren in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen – oft bei alltäglichen Aktivitäten wie Baden, Wasserholen, Bootfahren oder Fischen. Viele Zwischenfälle sind laut WHO auch auf extreme Wetterereignisse wie Monsunregen zurückzuführen.
„Die meisten dieser Tode können durch erprobte und kostengünstige Maßnahmen verhindert werden“, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Dazu gehören physische Barrieren gegen das Hineinfallen ins Wasser, Ausbildung für Rettungstechniken, Schwimmkurse und Tagesbetreuung für Kinder, Sicherheitsbestimmungen im Wassertransport sowie Hochwasserrisiko-Management. Die WHO forderte Menschen in aller Welt auf, Schwimmkurse zu besuchen und Sicherheitstipps an Verwandte und Freunde weiterzugeben. Quelle: dpa/sn
Welttag der Patientensicherheit: Auch Apotheken können mitmachen!
Am 17. September ist Welttag der Patientensicherheit. Nun hat das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) das diesjährige Motto bekannt gegeben. Es lautet: „Mach Dich stark für Patientensicherheit: Sichere Medikation“. Mitarbeitende und Institutionen im Gesundheitswesen sind aufgerufen, sich mit eigenen Aktionen zu beteiligen und Patientensicherheit so sichtbar zu machen. Apotheken könnten diese Gelegenheit zum Beispiel nutzen, um auf die Dienstleistungen hinzuweisen.
Zum Aktionstag bietet das APS allen Einrichtungen und Organisationen des Gesundheitswesens an, ihr Engagement für Patientensicherheit auf der Aktions-Webseite vorzustellen – in einer Präsenzveranstaltung oder online, lokal oder überregional, für die Bevölkerung oder für ein Fachpublikum. Quelle: DAZ.online/sn
Corona: WHO fordert Entwicklung von Impfstoffen zur Unterbindung von Ansteckungen
Die Corona-Impfstoffe haben zwar Millionen Leben gerettet, aber sie haben die Ausbreitung des Virus nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht entscheidend reduziert. Deshalb rief die Organisation Forschende am Freitag auf, neue Impfstoffe zu entwickeln, die Ansteckungen reduzieren. Sonst besteht demnach das Risiko weiter, dass sich Virusvarianten entwickeln, gegen die die Impfstoffe weniger wirksam sind. Nötig seien auch Impfstoffe, die einfacher zu verabreichen seien als bisher, etwa Nasensprays.
Die WHO aktualisierte auch ihre Impfziele. So sollen nun 100 Prozent des Gesundheitspersonals und 100 Prozent aller über 60-Jährigen und anderer durch Vorerkrankungen besonders gefährdeter Menschen in allen Ländern der Welt zweimal geimpft werden. Ihr bisheriges Ziel, bis Mitte des Jahres 70 Prozent aller Menschen in allen Ländern zu impfen, wurde verfehlt. Das schafften bis Ende Juni nur 58 Länder.
Einer im Juni in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichten Studie des Imperial College London zufolge sind durch die Corona-Impfungen fast 20 Millionen Menschenleben gerettet worden. In den ärmeren Ländern seien aber dennoch erst 28 Prozent der älteren Menschen und 37 Prozent des Gesundheitspersonals geimpft worden. Quelle: dpa/sn
Corona: Neuer Impfstoffkandidat von Biontech/Pfizer in klinischer Phase-2-Studie
Der Mainzer Corona-Impfstoffhersteller Biontech und sein US-Partner Pfizer haben eine Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit eines neuen Impfstoffkandidaten gestartet. Die mögliche Vakzine basiert auf derselben mRNA-Technologie wie der bisherige Impfstoff und wird nun in einer klinischen Phase-2-Studie an rund 200 Personen in den USA untersucht, wie die Unternehmen am Mittwoch mitteilten. Für diesen „Impfstoffkandidaten der nächsten Generation“ sei das Spike-Protein mit dem Ziel angepasst worden, den Umfang der Immunantwort zu erhöhen, um den Schutz vor COVID-19 zu vergrößern.
„Dies ist der erste einer Reihe von Impfstoffkandidaten mit einem angepassten Design“, erklärten die Unternehmen. Die beiden Partner sprachen von einer langfristigen und wissenschaftsbasierten Impfstoffstrategie, um so „potenziell robustere, länger anhaltende und breitere Immunantworten“ gegen Corona-Infektionen hervorzurufen. Quelle: dpa/sn
Corona lässt Lebenserwartung einbrechen
Die Lebenserwartung in Deutschland ist seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich gesunken. Die durchschnittliche Lebenserwartung betrug 2021 für neugeborene Mädchen nur noch 83,2 Jahre und für neugeborene Jungen 78,2 Jahre. Damit hat sich die Lebenserwartung von Neugeborenen im Vergleich zu 2019 – dem letzten Jahr vor der Pandemie – stark verringert, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden berichtete: bei Jungen um 0,6 Jahre, bei Mädchen um 0,4 Jahre.
Die Statistiker sind sich sicher: „Hauptgrund für diese Entwicklung sind die außergewöhnlich hohen Sterbefallzahlen während der Coronawellen.“ Die Entwicklung der Lebenserwartung zeige Veränderungen der Sterblichkeit an, die von der Altersstruktur unabhängig sind. Sie seien deshalb besonders gut für Vergleiche geeignet.
„Wir können die Entwicklung direkt auf COVID-19 zurückführen“, sagt auch Jonas Schöley, der am Max-Planck-Institut für Demografische Forschung in Rostock über den Gesundheitszustand der Bevölkerung forscht. Die Zahlen aus Wiesbaden decken sich eins zu eins mit den Ergebnissen seiner Forschungsgruppe. „Ein so starker Rückgang, synchronisiert über den Planeten, an zwei aufeinanderfolgenden Jahren, das ist völlig ungewöhnlich und eine absolute Ausnahme.“
„Ausgehend von 2019 wäre für 2021 eine Sterbefallzahl von 960.000 bis 980.000 erwartbar gewesen, also ein Anstieg um 2 bis 4 Prozent. Tatsächlich ist die Zahl der Sterbefälle von 2019 auf 2021 um 9 Prozent gestiegen“, berichteten die Statistiker. „Bezogen auf die beiden Jahre 2020 und 2021 gab es demnach etwa 70.000 bis 100.000 zusätzliche Sterbefälle.“ Beim Robert Koch-Institut wurden in diesen beiden Jahren knapp 115.000 COVID-19-Todesfälle gemeldet. Quelle: dpa/sn
Corona: Mütter beobachten psychische Pandemie-Folgen bei Kindern
Rund 35 Prozent der Mütter haben einer Umfrage zufolge während der Corona-Pandemie eine Verschlechterung der seelischen Gesundheit ihrer Kinder bemerkt. Das gaben sie bei einer Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK an. Bei Müttern mit geringem Haushaltseinkommen und Alleinerziehenden war der Anteil höher (51 und 44 Prozent).
Bei der körperlichen Gesundheit der Kinder beobachteten 16 Prozent eine Verschlechterung. Auch hier lag der Anteil bei Alleinerziehenden (25 Prozent) und Geringverdienern (29 Prozent) höher. „Wie ein roter Faden zieht sich durch fast alle Ergebnisse unserer Untersuchung, dass Kinder aus sozial schwächeren Familien deutlich stärker durch die Pandemie belastet waren“, sagte Studienleiter Klaus Zok laut einer Mitteilung.
In der Studie heißt es aber auch, die Mehrheit der Kinder scheine bislang relativ gut durch die Pandemie gekommen zu sein. „So ist nach Einschätzung der Mütter die aktuelle körperliche Gesundheit bei rund vier Fünfteln, die seelische Gesundheit bei rund drei Fünftel[n] der Kinder gut bis sehr gut.“ Es sei anzunehmen, dass die pandemiebedingten Gesundheitsverschlechterungen bei den meisten Kindern nicht schwerwiegend gewesen seien oder „zwischenzeitlich bereits wieder kompensiert werden konnten“.
Für die Studie wurden im Februar und März dieses Jahres 3000 Mütter von drei- bis zwölfjährigen Kindern befragt.
Corona: Studien grenzen Virus-Ursprung ein
Zwei neue Studien untermauern die Annahme, dass das Coronavirus von einem Tiermarkt der chinesischen Metropole Wuhan stammt – und nicht aus einem chinesischen Labor. Eine der beiden Arbeiten, die vom Wissenschaftsmagazin „Science“ veröffentlicht wurden, wertete verfügbare zeitliche und örtliche Daten über die ersten bekannten Corona-Fälle in Wuhan aus.
So stellten die Forscher fest, dass sich die frühesten COVID-19-Fälle auf dem Huanan-Markt unter den Händlern konzentrierten, die lebende Tiere verkauften, oder bei Menschen, die dort einkauften. Alle acht Corona-Fälle in Wuhan, die vor dem 20. Dezember 2019 gemeldet wurden, konnten auf den westlichen Teil des Marktes zurückgeführt werden, auf dem lebende und frisch geschlachtete Tiere angeboten werden.
Das Forscher-Team um den renommierten Evolutionsbiologen Michael Worobey betrachtete zudem die Standorte von 155 der ersten Corona-Infektionen in Wuhan. Demnach gruppierten sie sich eng um den Huanan-Markt, während spätere Infektionen sich weit in der Millionen-Metropole verteilten.
„Unsere Analysen der verfügbaren Beweise deuten eindeutig darauf hin, dass die Pandemie auf erste menschliche Infektionen von Tieren zurückzuführen ist, die Ende November 2019 auf dem Huanan-Markt zum Verkauf standen“, so Kristian Andersen, Mikrobiologe am kalifornischen Scripps-Institut, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. Die Forscher legten sich jedoch nicht fest, von welcher Tierart das Virus auf den Menschen übersprang.
In der zweiten Studie, die ebenfalls in „Science“ veröffentlicht wurde, untersuchten Forscher die genetischen Daten von frühen Corona-Fällen. Auch hier kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass das Virus wahrscheinlich von Tieren des Huanan-Marktes auf Menschen übersprang.
Das Virus tauchte Ende 2019 erstmals in Wuhan auf. Ein Expertenteam der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durfte jedoch erst mehr als zwölf Monate später nach China reisen und war ohne klare Ergebnisse zurückgekehrt. Das Team teilte im Anschluss mit, dass nicht völlig klar sei, ob der Markt der tatsächliche Ausgang der Pandemie war. Eine weitere Untersuchung vor Ort will China nicht zulassen. Quelle: dpa/sn
EMA prüft Daten zu Mitosehemmer Sabizabulin bei COVID-19
Die europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft in einem Review-Verfahren das Spindelgift Sabizabulin für die Anwendung bei COVID-19. Grundlage dafür sind vor allem positive Daten aus einer Phase-3-Studie bei hospitalisierten Hochrisikopatienten, die der US-amerikanische Hersteller Veru Anfang Juli in einem Journal publizierte. Ein Zulassungsantrag wurde bei der EMA allerdings noch nicht gestellt. Quelle: daz.online/sn
Gedanken schweifen lassen statt Ablenkung: angenehmer als vermutet
Mit den eigenen Gedanken alleine zu sein finden viele Menschen angenehmer als vermutet. Das berichten Forscher, darunter Kou Murayama aus Tübingen, nach Experimenten mit 259 Menschen im „Journal of Experimental Psychology: General“. Die Probanden sollten vor einer Wartezeit von 20 Minuten einschätzen, wie sich das Alleinsein anfühlen würde, wenn sie sich nicht mit Lesen oder Herumlaufen ablenken können. Anschließend berichteten die Teilnehmer von ihren Erfahrungen.
Demnach fanden es die Menschen angenehmer, Zeit mit ihren Gedanken zu verbringen, als sie zuvor geglaubt hatten. Auch bei veränderten Bedingungen – Warten im Konferenzraum oder in einem dunklen Zelt, Wartezeiten zwischen drei und 20 Minuten – fanden die Menschen das Schweifenlassen der Gedanken besser, als sie zuvor dachten.
„Menschen haben eine bemerkenswerte Fähigkeit, in ihr eigenes Denken einzutauchen“, sagte die Hauptautorin der Studie, Aya Hatano, von der Universität Kyoto in Japan. Die Studie deute darauf hin, dass es Menschen schwerfalle einzuschätzen, wie fesselnd Denken sein könne. „Das könnte erklären, warum Menschen es vorziehen, sich mit Geräten und anderen Ablenkungen zu beschäftigen, anstatt sich im Alltag einen Moment Zeit für Reflexion und Fantasie zu nehmen.“
Die eigenen Gedanken schweifen zu lassen hat laut Forscherteam einige Vorteile. Es könne Menschen helfen, Probleme zu lösen, ihre Kreativität zu steigern und sogar einen Sinn im Leben zu finden. „Wenn Menschen das Denken aktiv vermeiden, verpassen sie möglicherweise diese wichtigen Vorteile“, sagte Murayama.
Im Durchschnitt bewerteten die Teilnehmer ihre Wartezeit mit etwa drei bis vier Punkten auf einer Skala bis sieben. Das Denken wurde demnach zwar als angenehmer als erwartet wahrgenommen – aber nicht als eine extrem angenehme Aufgabe. Zukünftige Forschung sollte sich laut den Autoren damit befassen, welche Arten des Denkens am angenehmsten und motivierendsten sind. „Nicht alles Denken ist an sich lohnend, und tatsächlich neigen einige Menschen zu Teufelskreisen des negativen Denkens“, sagte Murayama.Quelle:dpa/sn
Cesra Arzneimittel kauft Lioran® und Gasteo®
Das Pharma-Unternehmen Cesra übernimmt zum Ende des Jahres drei OTC-Produkte aus dem Hause Niehaus Pharma:
- Die beiden Phytopharmaka mit Passionsblumen-Extrakt Lioran® bzw. Lioran® Centra (indiziert bei nervöser Unruhe bzw. Ein- und Durchschlafstörungen) sowie
- Gasteo® Magentropfen (gegen Magen-Darm-Beschwerden) mit Gänsefingerkraut, Wermutkraut, Benediktenkraut, Angelikawurzel, Kamille und Süssholzwurzel.
Das Besondere dabei: Der zukünftige Erlös soll nicht bei Cesra selbst verbleiben, sondern der zum Unternehmen gehörenden Redel Stiftung zugeführt werden. Laut Cesra ist die Stiftung seit über 30 Jahren im Rahmen von zahlreichen sozialen Projekten in Rumänien, Nigeria oder Peru aktiv. Die Gewinne, die Cesra Jahr für Jahr erwirtschaftet, kommen keiner Einzelperson, keiner Familie und keinem Gesellschafter zugute. Sie fließen, sofern sie nicht in die Zukunftsfähigkeit Cesras reinvestiert werden, direkt in die Redel Stiftung und werden entsprechend der Stiftungssatzung gemeinnützig, das heißt zur Unterstützung hilfsbedürftiger Menschen nach Katastrophen, Natur- und Kriegsereignissen, verwendet.
Bereits im Produkt-Portfolio von Cesra und Apotheken geläufig ist unter anderem ilon® (z. B. ilon® Salbe classic, ein traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur Behandlung leichter Entzündungen der Haut). Quelle Cesra, DAZ.online /sn
Spendersuche auf dem Wacken Open Air
Die DKMS wird auf dem diesjährigen Wacken Open Air (4.8.bis 6.8.) die Registrierungen für potenzielle Stammzellspender einfach und kostenlos vor Ort ermöglichen. Hintergrund ist die Krebserkrankung (akute myeloische Leukämie) des langjährigen Security-Mitglieds des Metal-Festivals Olli.
Wer sich online registrieren und Patienten als potenzieller Stammzellspender eine zweite Lebenschance ermöglichen möchte, kann sich außerdem online registrieren lassen. Unter www.dkms.de/olli besteht die Möglichkeit, sich über eine Online-Registrierungsaktion für Olli und den ebenfalls an Blutkrebs erkrankten Wacken-Fan Timm das Registrierungsset zu bestellen.Quelle: DKMS/sn
Amazon übernimmt US-Konzern One Medical
Schon seit Längerem hat Amazon das Gesundheitswesen als lukrativen Markt entdeckt. Nun hat der US-Versandhändler angekündigt, den US-Konzern One Medical zu übernehmen. Dieser betreibt in den USA ein Netz mit insgesamt 182 Hausarzt-Filialen. Wer diese nutzen will, bezahlt 200 Dollar Mitgliedsgebühr und kann dafür rund um die Uhr virtuelle oder persönliche Arztbehandlungen buchen. Darüber hinaus arbeitet One Medical mit mehr als 8000 Unternehmen zusammen, deren Mitarbeiter das Arztnetz nutzen.
Mit dem Kauf komplettiert Amazon sein Angebot im Gesundheitswesen um einen weiteren Baustein. Denn im Apothekenmarkt ist der US-Gigant schon seit einiger Zeit aktiv. Bereits im Jahr 2018 hatte Amazon für rund 770 Millionen Dollar die auf patientenindividuelle Verblisterungen spezialisierte Versandapotheke Pillpack gekauft, 2019 erfolgte dann die Umbenennung in „Pillpack by Amazon Pharmacy”. Seit 2020 bietet Amazon mit der „Amazon Pharmacy“ eine vollumfängliche Arzneimittelversorgung per Versand an.
Wolt – App für Alles
Mit dem finnischen Unternehmen Wolt drängt in Deutschland ein weiterer Marktteilnehmer in das Geschäft mit der Arzneimittel-Belieferung. Bislang arbeitet der Anfang Juni vom US-Konzern Doordash übernommene und auf Lebensmittel spezialisierte Dienstleister mit wenigen Apotheken in München, Hamburg und Frankfurt am Main zusammen, will den Bereich aber ausweiten. Mehr dazu finden Sie auf DAZ.online. Quelle: DAZ.online/sn