Wer sollte sich gegen Mpox impfen lassen?
Die Impfstoffe, die gegen echte Pocken (Variola) entwickelt wurden, schützen auch vor Mpox – denn diese sind den humanpathogenen Pockenviren sehr ähnlich. In der EU gibt es seit dem Jahr 2013 einen zugelassenen Pockenimpfstoff (Imvanex), der modifiziertes Vacciniavirus Ankara (MVA) enthält. Im Juli 2022 wurde dieser auch zur Prävention der Affenpocken zugelassen.
Nun empfiehlt die europäische Arzneimittelbehörde (EMA), die Zulassung auf Jugendliche von zwölf bis 17 Jahren zu erweitern.
Impfempfehlung basiert auf Zwischenergebnissen einer Studie
Die Empfehlung basiert auf den Zwischenergebnissen einer Studie, in der die hervorgerufene Immunreaktion zwischen Jugendlichen und Erwachsenen verglichen wurde.
Demnach war diese Reaktion bei Jugendlichen ähnlich wie bei Erwachsenen. Daher ist davon auszugehen, dass der Impfstoff bei Jugendlichen einen ähnlichen Schutz bietet wie bei Erwachsenen, heißt es.
Und auch das Sicherheitsprofil ist den Daten zufolge vergleichbar. Die EMA hat aber als Teil ihrer Empfehlung den Hersteller aufgefordert, die endgültigen Studienergebnisse bis 30. Mai 2025 vorzulegen.
Wer sollte wann eine Mpox-Impfung erhalten?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt derzeit die Imvanex-Impfung für Personen ab 18 Jahren für die
- für die Postexpositionsprophylaxe nach Mpox-Exposition und die
- Indikationsimpfung für Personen mit einem erhöhten Expositions- und/oder Infektionsrisiko.
Somit soll „nach engem körperlichen Kontakt über nicht intakte Haut oder über Schleimhäute (z. B. sexuelle Kontakte, zwischenmenschliche Kontakte von Familienangehörigen) oder bei längerem ungeschützten Face-to-Face-Kontakt < 1 m mit einer an Mpox erkrankten Person“ so früh wie möglich mit Imvanex geimpft werden. Spätestens sollte die Impfung nach 14 Tagen stattfinden.
Das gilt auch in der medizinischen Versorgung, wenn ein Kontakt ohne ausreichende persönliche Schutzausrüstung stattgefunden hat – also ohne FFP2-Maske oder medizinischen Mund-Nasen-Schutz und ohne Handschuhe und Schutzkittel.
Dabei ist auch an den Kontakt mit Körperflüssigkeiten und möglicherweise kontaminiertem Material zu denken. Somit soll auch Personal in Laboratorien „mit akzidentell ungeschütztem Kontakt zu Laborproben, die nichtinaktiviertes Mpox-Material enthalten“, geimpft werden.
Die Empfehlung zur Indikationsimpfung bezieht sich derzeit auf volljährige Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) und dabei häufig die Partner wechseln, sowie auf Personal in Speziallaboratorien (nach individueller Risikobewertung durch Sicherheitsbeauftragte).
Gut zu wissen: Das Impfschema mit Imvanex
„Die Grundimmunisierung sollte mit zwei Impfstoffdosen in einem Abstand von ≥ 28 Tagen erfolgen (subkutane Applikation). Bei Personen, die in der Vergangenheit bereits gegen Pocken geimpft wurden, reicht eine einmalige Impfstoffgabe aus.“ Quelle: STIKO, 9. Juni 2022
EMA-Empfehlung hilft beim Kampf gegen Mpox-Ausbreitung
Die EMA-Empfehlung hat große Auswirkungen auf den globalen Kampf gegen den Mpox-Ausbruch, unter anderem in der Demokratischen Republik Kongo. Die Bewertung der EMA als zuständige Behörde bildet die Grundlage, den Zugang zum Impfstoff durch die WHO zu erleichtern.
Die Bewertung der EMA war zuvor auch bei der beschleunigten Zulassung des Impfstoffs von der nationalen Arzneimittelbehörde der Demokratischen Republik Kongo berücksichtigt worden. Zudem hat die WHO an der Bewertung der EMA zur Zulassungserweiterung auf Jugendliche mitgewirkt. Diese Bevölkerungsgruppe ist besonders anfällig für Mpox.
Mpox nicht unter Kontrolle in Afrika
Der Anstieg der Mpox-Fallzahlen vor allem in Zentralafrika hält an. Innerhalb einer Woche sind in Afrika fast 3.000 neue Verdachtsfälle der Krankheit gemeldet worden, 374 davon wurden bestätigt.
Außerdem seien 14 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit der Krankheit verzeichnet worden, heißt es von der afrikanischen Gesundheitsbehörde CDC. Damit seien seit Beginn des Jahres mehr als 29.000 Erkrankungen und 738 Todesfälle in 15 Staaten des Kontinents erfasst worden.
Mit der Zusage und den ersten Lieferungen von Impfstoffen ist zwar die Hoffnung auf dem Kontinent gestiegen, die Virusinfektion besser bekämpfen zu können. Bisher ist allerdings erst in Ruanda eine Impfkampagne gestartet worden. Rund 500 Menschen hätten eine Impfung erhalten, heißt es.
Allerdings ist Ruanda keines der am schwersten betroffenen Länder. Wesentlich kritischer ist die Situation in der Demokratischen Republik Kongo und Burundi – Nachbarländer von Ruanda.
Zu den Herausforderungen des zweitgrößten Landes in Afrika, der Demokratischen Republik Kongo, das fast siebenmal so groß wie Deutschland ist, gehört die schlechte Infrastruktur. Viele Orte sind über Straßen nur schwer zu erreichen, auch die Einhaltung einer Kühlkette für Impfstoffe in ländlichen Regionen kann schwierig werden. Quelle: dpa