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PTAheute-Pinnwand KW 29/2022: E-Rezept-Abruf mittels eGK, Überraschungsanrufe und Co.

Bild: Tomas Ragina / AdobeStock, Stockfotos-MG /AdobeStock, Vane Nunes/AdobeStock, bearbeitet von PTAheute

Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche. 

E-Rezept-Abruf mittels eGK: Entwurf der Gematik liegt vor

Um E-Rezepte abzurufen, soll es, neben der für die meisten Versicherten eher theoretischen Option über die Gematik-App und dem Abscannen des ausgedruckten Tokens, noch einen dritten Weg geben: der Zugriff mittels Versichertenkarte (eGK). Lange hat man nichts davon gehört, doch nun hat die Gematik ein Dokument vorgelegt, das beschreibt, wie das Ganze ablaufen soll.

Möchte ein Patient seine E-Rezepte per eGK abrufen, wird seine Karte per E-Health-Kartenterminal (wo auch die SMC-B steckt) eingelesen. Es werden die Versichertenstammdaten der Karte gelesen und dabei geprüft, ob sie nicht gesperrt und das Authentisierungszertifikat gültig ist. Sofern beides der Fall ist, wird der Versichertenstammdatensatz (VSD) und ein Prüfungsnachweis in die Software zurückgespielt – bei Kartenverlust sind Versicherte angehalten diese sperren zu lassen. 

Die Software ermittelt aus den VSD die Krankenversichertennummer und ruft mit der sogenannten Versicherten-ID (zehnstelliger unveränderlicher Teil der KVNR) und dem Prüfungsnachweis alle E-Rezepte des Versicherten mit dem Status „offen“ vom E-Rezept-Fachdienst ab. Das alles läuft im Hintergrund ab und erfordert kein aktives Mitwirken der Apotheke.

Die weiteren Prozesse in der Apotheke für das Abrufen, das Zurückweisen und das Löschen des E-Rezepts, das Abrufen der Quittung und die Kommunikation mit dem Versicherten bleiben unverändert. Wann die neue Funktion zur Verfügung stehen soll, ist noch unklar. Quelle: daz.online/jb 

Retax-Gefahr: E-Rezepte doch ohne Dosierangabe möglich!

Entgegen früherer Behauptungen ist es Ärzten möglich, E-Rezepte ohne Dosierungsangabe auszustellen. Ein Schlupfloch in der AMVV macht dies möglich: Sofern das verschriebene Arzneimittel direkt an den Verschreibenden abgegeben wird, ist die Dosierungsangabe nicht notwendig.

Daher wird die Dosierungsangabe in der Software der Ärzte nicht als Pflichtfeld geführt und kann damit leer gelassen werden. Dies hat zur Konsequenz, dass Apotheken auch E-Rezepte auf diese Angabe hin überprüfen müssen. Denn bekanntermaßen drohen bei fehlender Dosierangabe Retaxationen vonseiten der Krankenkassen. Mehr dazu lesen Sie auf DAZ.online.

Mögliche Ungleichverteilung bei Tamoxifen-Arzneimitteln

Das BfArM informiert zu teilweise regional ungleichmäßig verteilten Beständen Tamoxifen-haltiger Arzneimittel in versorgenden pharmazeutischen Großhandlungen.

Aufgrund des anhaltenden Versorgungsengpasses Tamoxifen-haltiger Arzneimittel in Deutschland unterliegt die Verordnung und Abgabe besonderen Auflagen. Zuletzt erlaubte das BfArM wieder die Abgabe und Verschreibung großer Packungsgrößen Tamoxifen-haltiger Arzneimittel.

Laut BfArM sind die vollversorgenden pharmazeutischen Großhandlungen derzeit mit ausreichend Tamoxifen-haltigen Arzneimitteln bevorratet, um die Versorgung der Bevölkerung angemessen zu gewährleisten. In Einzelfällen kann es jedoch durch eine ungleichmäßige Verteilung der Bestände in der Fläche dazu kommen, dass Apotheken keine Möglichkeit haben, Ware zu beziehen.

Das BfArM empfiehlt daher auch andere vollversorgende Großhandlungen für die Belieferung heranzuziehen. Zudem wird darauf hingewiesen, dass durch die Anordnungen des BfArMs an den vollversorgenden pharmazeutischen Großhandel Tamoxifen-haltige Arzneimittel derzeit als Importware gekennzeichnet sind und meist nur telefonisch durch Apotheken bestellt werden können. Quelle: AMK/sn 

AMK Meldungen in Kürze

  • Da Quimbo® (Levodropropizin) aus der Verschreibungspflicht entlassen wurde, werden nun Quimbo® Sirup, 100 ml (PZN 09436070), und Quimbo® Tropfen, 30 ml (PZN 02654585), mit der Kennzeichnung  „Verschreibungspflichtig“ zurückgerufen.
  • Rückruf aufgrund von Abweichungen bei mikrobiologischer Reinheit bei Cotrim-CT 800 mg/160 mg, 10 Tabletten (PZN 04190859), und Cotrim forte-ratiopharm® 960 mg, 10 und 20 Tabletten (PZN 03758559 und 03788224).
  • Rückruf aufgrund von Nitrosamin-Verunreinigungen oberhalb des Grenzwerts bei Rasagilin Micro Labs 1 mg Tabletten, 30, 60 und 100 Stück (PZN 13893519, 13893525 und 13893531)
    Hinweis der AMK: Betroffene Patienten sollten das Arzneimittel nicht ohne ärztliche Rücksprache absetzen. Das gesundheitliche Risiko bei einem eigenmächtigen Absetzen der Medikamente liegt um ein Vielfaches höher als das mögliche Risiko durch die gemeldete Verunreinigung.

Anstieg der Affenpocken-Fälle und Impfstoffknappheit

Rund zwei Monate nach dem ersten nachgewiesenen Fall von Affenpocken in Deutschland ist die Zahl der entdeckten Erkrankungen auf mehr als 2.000 gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) wies am Donnerstag auf seiner Webseite genau 2.191 Betroffene in Deutschland aus. Mit Ausnahme von fünf Frauen sind demnach alle Erkrankten Männer. „Die Übertragungen erfolgen in diesem Ausbruch nach derzeitigen Erkenntnissen in erster Linie im Rahmen von sexuellen Aktivitäten, aktuell insbesondere bei Männern, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern haben“, schreibt das RKI. Grundsätzlich kann sich mit dem Virus jeder anstecken, der engen körperlichen Kontakt mit einem Infizierten hat. 

Die Krankheit verläuft nach RKI-Angaben bei den meisten Menschen mild und heilt in der Regel von alleine ab. Schwere Verläufe sind aber möglich, insbesondere bei Kindern oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Das Ansteckungsrisiko lässt sich laut einem Flyer von RKI und Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verringern, indem die Zahl der Sexpartner reduziert wird. Auch Kondome könnten das Infektionsrisiko verringern, hieß es – sie schützten aber nicht vor einer Übertragung, wenn Hautveränderungen an anderen Stellen des Körpers berührt würden. Wer an Affenpocken erkrankt ist, soll den Behörden zufolge auf Sex, Berührungen und Küsse verzichten. Die Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland schätzt das RKI derzeit als gering ein. 

Indes sicherte sich die EU 54.530 Dosen Affenpocken-Impfstoff der dritten Generation bei Bavarian Nordic. Insgesamt stünden den 27 EU-Staaten sowie Norwegen und Island somit 163.620 über die EU angeschaffte Dosen zur Verfügung, so die EU-Kommission am Montag. 

„Ich bin besorgt über die steigende Zahl von Affenpockenfällen in der EU“, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Sie sprach von mehr als 7.000 Fällen und einem Zuwachs um fast 50 Prozent im Vergleich zur Vorwoche.

Eine Impfung gegen Affenpocken empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) für bestimmte Risikogruppen und Menschen, die engen Kontakt zu Infizierten hatten. Aufgrund einer aktuellen Impfstoffknappheit soll laut STIKO zunächst nur die erste Dosis verabreicht werden. Die für die Grundimmunisierung nötige zweite Dosis könne zu einem späteren Zeitpunkt gegeben werden, wenn genügend Impfstoff zur Verfügung steht, heißt es in einer Mitteilung der STIKO vom Donnerstag.

Nach Schätzungen des RKI kommen in Deutschland rund 130.000 Menschen für eine Impfung in Frage – momentan stehen in Deutschland nur 40.000 Dosen des Impfstoffs Jynneos zur Verfügung.

Studien zufolge verleihe bereits die erste Impfdosis einen Basisschutz gegen die Affenpocken. Die zweite Dosis, die im Abstand von mindestens 28 Tagen verabreicht werden soll, diene hauptsächlich dazu, den Impfschutz zu verlängern. Die Empfehlung, die zweite Impfung aufzuschieben, beziehe sich sowohl auf die vorbeugende Impfung als auch für Menschen, die bereits Kontakt mit dem Erreger hatten. Quelle: dpa/sn 

BMG dringt auf breites Corona-Maßnahmenrepertoire im Herbst 

Das Bundesgesundheitsministerium dringt angesichts einer erwarteten schweren Corona-Welle im Herbst auf umfassende Möglichkeiten zum Gegensteuern mit staatlichen Schutzvorgaben. Es werde „ein breites Repertoire von Schutzmaßnahmen“ notwendig sein, hieß es am Montag aus Ministeriumskreisen in Berlin. Die Länder müssten vieles machen können, um auf die Lage reagieren zu können.  

Angesichts der ansteckenderen Virusvariante BA.5 sei für den Herbst „eine prekäre Situation“ wie bei einer an beiden Enden brennenden Kerze zu erwarten: mit einerseits nicht nur vielen, sondern sehr vielen Infektionsfällen in der Bevölkerung – und andererseits ebenfalls vielen infiziert ausfallenden Pflegekräften oder Ärzten. 

In der Regierung verhandelt Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) derzeit mit Justizminister Marco Buschmann (FDP) über ein Konzept für den Herbst. Die zum Frühjahr vor allem auf Drängen der FDP deutlich zurückgefahrenen Corona-Bestimmungen im Infektionsschutzgesetz laufen am 23. September aus. Sie sind Rechtsgrundlage für Schutzmaßnahmen in den Ländern und definieren mögliche Instrumente. Zuletzt fielen etwa allgemeine Maskenpflichten für Veranstaltungen und beim Einkaufen weg. Die Koalition strebt ein Konzept möglichst noch im Juli an.  

Das Gesundheitsministerium will zudem praktische Vorbereitungen für den Herbst vorantreiben. Geplant ist unter anderem eine neue größere Impfkampagne, für die wohl vier Impfstoffe bereitstehen sollen. Ziel sei, einen dann möglicherweise besonders gut geeigneten Impfstoff auch allen anbieten zu können, hieß es in den Kreisen weiter. Der Preis dieser Strategie sei, dass von anderem Impfstoff dann viel nicht zu verwenden und am Ende auch zu vernichten wäre. Alternativ müsste man sich auf ein Präparat festlegen, das dann aber womöglich angesichts der Virusvariante nicht das optimale sein könnte.  

Für den Herbst geplant sind zudem weitere Regelungen. Um den Einsatz von Medikamenten bei Infizierten zu beschleunigen, sollen behandelnde Ärzte das Präparat Paxlovid abgeben dürfen – nicht nur Apotheken. Um tagesaktuelle Daten zu den betreibbaren Betten zu bekommen, sollen Kliniken voraussichtlich ab Mitte September an ein digitales Meldesystem angeschlossen sein müssen, wie es vom Ministerium hieß. Derzeit seien es weniger als 100 von insgesamt rund 2000 Häusern.  

Zum Vermeiden von Abrechnungsbetrug bei Corona-Bürgertests sollen den Angaben zufolge künftig auch Daten für Plausibilitäts-Überprüfungen an das Robert Koch-Institut (RKI) gehen. Bei Auffälligkeiten könnten dann die Kommunen Teststellen kontrollieren lassen. Quelle: dpa/sn 

Kommt die Krankschreibung per Telefon zurück?

Krankschreibungen wegen Erkältungsbeschwerden sollen angesichts der Corona-Sommerwelle auch wieder telefonisch und ohne Praxisbesuch möglich werden. Das ergab eine Diskussion in der Sitzung des Gemeinsamen Bundesausschusses von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken, wie eine Sprecherin am Donnerstag mitteilte. Vorgesehen ist demnach nun, am 4. August einen entsprechenden Beschluss zu treffen, in dem die Details festgelegt werden – auch zum Datum, ab wann die Möglichkeit zu telefonischen Krankschreibungen wieder gilt.  Quelle: dpa/sn 

Corona: Fünfte Impfung für Ältere möglicherweise sinnvoll 

Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Gernot Marx, hält für ältere Menschen im Herbst unter Umständen eine fünfte Impfung gegen das Coronavirus für angebracht: „Sollte es ab Oktober einen Impfstoff geben, der vor der Infektion mit den Varianten BA.4 oder BA.5 schützt, wäre eine fünfte Impfung sinnvoll.“ Wichtig sei, dafür die Kapazitäten in Zentren oder Arztpraxen aufzubauen. 

Aktuell haben 61,8 Prozent der Bevölkerung eine Auffrischungsimpfung erhalten, 7,5 Prozent eine zweite Auffrischungsimpfung. Führende EU-Behörden hatten sich vor wenigen Tagen für eine zweite Auffrischungsimpfung für alle über 60 ausgesprochen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt das nur Menschen über 70 Jahren sowie einigen Risikogruppen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rät auch Menschen unter 60 Jahren, sich nach Rücksprache mit dem Arzt ein viertes Mal gegen Corona impfen zu lassen. 

DIVI-Präsident Marx rief die Menschen auch zur Grippeimpfung auf. „Ich fürchte sonst, dass viele Grippekranke mit schweren Verläufen die Situation auf den Intensivstationen weiter verschärfen könnten – so wie wir es jetzt gerade in Australien sehen“, sagte Marx. Quelle: dpa/sn 

Biontech: Zulassungsantrag für Omikron-Impfstoff eingereicht

Die Pharmaunternehmen Pfizer und Biontech haben einen an die Omikron-Variante BA.1 angepassten Impfstoff ins Rennen geschickt: Am 19. Juli gaben sie bekannt, dass sie für diesen einen Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) eingereicht haben. 

Der Impfstoff ist an den Omikron-Subtyp BA.1 angepasst, enthält aber auch den bisherigen Comirnaty-Wirkstoff. Gedacht ist, die Vakzine für Personen ab zwölf Jahren. Mehr dazu finden Sie auf DAZ.online.

Leistungssport als Risikofaktor für Hodenkrebs?

Extremer Leistungssport vor der Pubertät ist nach Angaben des Urologen Frank Sommer ein Risikofaktor für die Entstehung von Hodenkrebs. „Internationale Studien zeigen, dass Jungen, die vor der Pubertät extrem anstrengenden Leistungssport machen, ein erhöhtes Risiko für Hodenkrebs haben, unabhängig von genetischen Faktoren“, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit der Deutschen Presse-Agentur. Normalerweise senkten Sport und körperliche Aktivität das Krebsrisiko, aber in diesem konkreten Fall sei es anders. Bei dem BVB-Spieler Sébastien Haller war kürzlich ein Tumor im Hoden festgestellt worden. 

Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft ist Hodenkrebs mit einem Anteil von etwa 1,6 Prozent aller Krebsneuerkrankungen eine eher seltene Tumorerkrankung. Bei Hodenkrebs werde der betroffene Hoden in 99 Prozent der Fälle entfernt, sagte Sommer. Da im Hoden das Hormon Testosteron produziert werde, sei dies für Leistungssportler ein besonderes Problem. „Testosteron ist nämlich auch für die Regeneration zuständig. Das heißt, ein von Hodenkrebs betroffener Sportler benötigt anschließend längere Erholungszeiten nach dem Training.“ 

Der zweite Hoden könne den Verlust auf Dauer oft kompensieren, doch das brauche seine Zeit. In den ersten sechs bis zwölf Monaten müsse das Training auf jeden Fall stark angepasst werden. Wenn der Krebs bereits gestreut habe, würden gegebenenfalls auch Bestrahlung und Chemotherapie notwendig. In dieser Zeit dürfe das Training bei Leistungssportlern aber dennoch nicht völlig eingestellt werden, damit seine Leistungen nicht total einbrächen. „Es ist ein sehr ausgeklügeltes System mit engmaschiger Kontrolle.“ 

Glücklicherweise sei heute fast jeder Hodentumor heilbar, sagte Sommer. „Wir können wirklich von Glück sagen, dass wir im Jahr 2022 sind und nicht etwa 1985. Da war nämlich fast jeder Hodentumor tödlich.“

Nach Angaben von Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums, haben dagegen Lebensstilfaktoren oder bestimmte Sportarten keinen Einfluss auf die Entstehung von Hodenkrebs. „Hodenkrebs ist letzten Endes eine Erkrankung, die in den allermeisten Fällen rein zufällig entsteht, ohne dass ein bekannter Risikofaktor vorliegen würde“, hatte Weg-Remers der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Quelle: dpa/sn 

Ärztekammer fordert Hitzeschutzmaßnahmen für Alte und kranke Menschen 

Angesichts der rekordverdächtigen Hitze in Deutschland hat die Ärztekammer Niedersachsen besseren Schutz für chronisch kranke und ältere Menschen gefordert. Für Menschen in Pflegeheimen seien Schutzmaßnahmen notwendig, außerdem müssten kommunale Hitzeschutzpläne zur Versorgung alleinstehender, älterer sowie kranker Menschen eingeführt werden, sagten Kammerpräsidentin Martina Wenker und Vizepräsidentin Marion Charlotte Renneberg am Mittwoch in Hannover. Diese seien durch die Hitze enormen gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt. 

„Gerade vulnerable Teile unserer Bevölkerung wie Menschen, die in Pflege- und Altenheimen leben, müssen vor den Auswirkungen der Hitze gesondert geschützt werden“, betonte Renneberg. „Wir brauchen deshalb dringend Hitzeschutzbeauftragte in Alten- und Pflegeheimen, die die Temperaturentwicklung beobachten und die älteren Menschen auf die drohenden Hitzetage vorbereiten.“ Dabei gehe es um luftige Kleidung, leichte Mahlzeiten, genügend Flüssigkeit und die Anpassung der Medikamentendosis. „Zudem sollte besonders auf Zeichen einer beginnenden Austrocknung geachtet werden“, forderte Renneberg. 

Kammerpräsidentin Wenker mahnte, zusätzlich vulnerable und geschwächte Menschen, die allein leben, in den Blick zu nehmen: „Wichtig ist, dass wir auf der kommunalen Ebene Lösungen einführen, die alleinstehende ältere Menschen vor den gesundheitlichen Auswirkungen durch Hitze schützen.“ Ziel müsse sein, „stillen Toden“ entgegenzuwirken. „Also den Tod von Menschen zu verhindern, die durch die zunehmende Hitze zu geschwächt sind, um sich selbst versorgen zu können“, erklärte Wenker. Diese Menschen müssten mit Getränken und Essen versorgt werden. 

Bei der Einführung von Hitzeschutzbeauftragten und Hilfsdiensten für Alleinlebende können nach Angaben der Kammer Beispiele aus anderen Ländern ein Vorbild sein: Beispielsweise Frankreich setze auf Prävention und Hitzewarnsysteme. Quelle: dpa/sn 

Warum sind 37 Grad keine Wohlfühltemperatur?

Bei 37 Grad Celsius kann sogar Nichtstun schweißtreibend sein – obwohl das doch ziemlich genau der Temperatur des Körpers entspricht. Warum ist das eigentlich so? Man könnte doch meinen, der menschliche Organismus müsse bei etwa 37 Grad selbst keinerlei Energie mehr aufbringen, um die Körpertemperatur zu erreichen. 

Warum wir uns bei 37 Grad im Schatten bei weitem nicht am wohlsten fühlen, erklärt das Göttinger Max-Planck-Institut (MPI) für Dynamik und Selbstorganisation: Der Mensch produziert völlig unabhängig von der Außentemperatur stetig Wärme. Da sich etwa Herz, Gehirn und Stoffwechsel im Dauerbetrieb befänden, entstehe mehr Wärme, als für die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur gebraucht werde, heißt es. Die Restwärme werde über die Haut an die Umgebung abgegeben. 

Was nach Verschwendung klingt, bringt den Körper auf die sichere Seite. Bei kälterem Wetter wird so garantiert, dass genug Energie zur Verfügung steht, um ihn zu wärmen. Überschüssige Wärme muss allerdings raus aus dem Körper. Das geht über einen Austausch mit der kühleren Luft. Je mehr sich Körper- und Außentemperatur angleichen, desto schlechter klappt dieser Mechanismus. 

An hochsommerlichen Tagen mit 37 Grad stellt sich „ein Gleichgewicht zwischen Außenbedingungen und körperlicher Aktivität ein“, erklärt der Biometeorologe Andreas Matzarakis, der das Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Freiburg leitet. Das bedeutet für den Menschen, er muss noch mehr von der produzierten Wärme über die Haut abgeben. Das äußert sich durch Schwitzen. Denn der Schweiß verdunstet und kühlt so den Körper. 

Gibt es eine Idealtemperatur für uns? Biometeorologe Matzarakis sagt, dass der Mensch bei 27 Grad am wenigsten Energie verbrauche. Er schränkt jedoch ein, dass die ideale Außentemperatur zusätzlich von Faktoren wie Feuchtigkeit, Wind und Sonnenstrahlung abhänge. Allgemein würden sich die Menschen in einem Bereich zwischen 18 und 23 bis 25 Grad Celsius am wohlsten fühlen, erklärt Matzarakis. Quelle: dpa/sn 

Anzahl der Totgeburten steigt wieder

Etwa jedes 230. Kind in Deutschland wird tot geboren. Nach einem Tiefstand im Jahr 2007 steigt die Quote tendenziell wieder an, wie das Statistische Bundesamt vergangene Woche in Wiesbaden mitteilte. 2021 wurden in Deutschland 3420 Kinder tot geboren, das entspricht etwa 4,3 Totgeburten je 1000 Geborenen.

 Wie häufig Kinder tot geboren werden, hängt unter anderem vom Alter der Frau ab. Bei den 25- bis 36-Jährigen lag die Quote 2021 rund um dem Mittelwert von 4,3. Bei jüngeren Frauen unter 21 Jahren und bei Frauen ab 37 Jahren war sie mit über 5 Totgeburten je 1000 Geborene deutlich höher. Zugleich stieg der Anteil der Totgeborenen von Frauen über 36 Jahre an allen Totgeborenen von 16 Prozent im Jahr 2007 auf 20 Prozent im Jahr 2021. Der Anteil der jüngeren Frauen sank dagegen von 7 auf 3 Prozent. 

Im Durchschnitt waren Frauen bei einer Totgeburt 32,2 Jahre alt. Ihr Alter lag damit um knapp fünf Monate höher als das durchschnittliche Alter bei einer Lebendgeburt. „Allein das zunehmende Alter der Frauen bei Geburt kann allerdings nicht die Ursache des Anstiegs der Totgeburten sein, da die Totgeborenenquote in allen Altersgruppen in den vergangenen zehn Jahren tendenziell gestiegen ist“, schreiben die Statistiker. Quelle: dpa/sn 

Studie: Überraschungsanrufe lösen große Freude aus

Freunden oder Bekannten einfach mal so eine Nachricht zu schicken oder sie anzurufen, löst einer neuen Studie zufolge mehr Freude aus, als zuvor vielleicht gedacht. Menschen unterschätzten, wie sehr solche Gesten wertgeschätzt würden, schreiben Forscher um Peggy Liu von der University of Pittsburgh im Fachmagazin „Journal of Personality and Social Psychology“.  Je überraschender dabei der Anruf, die E-Mail oder die SMS käme, desto mehr werde die Geste vom Empfänger wertgeschätzt. 

„Menschen sind soziale Wesen und genießen Verbindungen zu anderen Menschen“, sagt Liu. „Es gibt schon viel Forschung dazu, dass es gut für unsere mentale und körperliche Gesundheit ist, wenn wir soziale Verbindungen aufrechterhalten. Aber trotz der Bedeutung und der Freude durch soziale Verbindungen zeigt unsere Forschung, dass Menschen es deutlich unterschätzen, wie sehr andere Menschen es wertschätzen werden, wenn wir sie kontaktieren.“ 

Für ihre Forschung unternahmen die Wissenschaftler um Liu eine Reihe von Experimenten mit insgesamt mehr als 5900 Teilnehmern. Dabei wurden diese etwa darum gebeten, sich daran zu erinnern, wann sie das letzte Mal jemanden einfach so kontaktiert hatten – und wann sie das letzte Mal einfach so kontaktiert wurden. Zudem sollten sie auf einer Skala von eins bis sieben einordnen, wie sehr die Kontaktperson diese Geste ihrer Einschätzung nach wertschätzte – und wie sehr sie selbst es wertschätzten, kontaktiert worden zu sein. In anderen Versuchen sollten die Teilnehmer selbst Kontakt zu Bekannten aufnehmen und die Reaktionen darauf sammeln. 

Die Forschungsergebnisse zeigten, dass Zweifel oder Sorgen vor überraschenden Kontaktaufnahmen meist unbegründet seien, sagt Liu.Quelle: dpa/sn 

Weleda fasst OTC-Produkte bei Augenbeschwerden in neuer Dachmarke zusammen

Beispielbild zur Umstellung bei Weleda. | Bild: Weleda

Ab August 2022 führt Weleda sukzessive die neue Dachmarke „Visiodoron“ für OTC-Produkte bei Augenbeschwerden ein. Mit der Umstellung soll eine bessere Zuordnung zur Weleda-Familie (typische Endung „-doron“) und die Unterscheidbarkeit der Produkte erleichtert werden. Die Umstellung umfasst die Veränderung einiger Produktnamen sowie der Verpackungsdesigns. Folgende Produkte sind von der Umstellung betroffen: 

  • Euphrasia D3 Einzeldosen-Augentropfen werden zu Visiodoron Euphrasia® Augentropfen in Monodosen.
  • Euphrasia D3 Augentropfen heißen fortan Visiodoron Euphrasia® Augentropfen.
  • Calendula D4 Augentropfen werden zu Visiodoron Calendula® Augentropfen.
  • Euphrasia comp.® Augensalbe wird zu Visiodoron Euphrasia comp.® Augensalbe.
  • Visiodoron Malva® Augentropfen (Medizinprodukt) Multidose und Monodosen behalten ihren ursprünglichen Namen.

Die Rezepturen sowie die Preise bleiben laut Herstellerangaben unverändert.  Noch vorrätige Artikel können weiter abverkauft werden.

Legalisierung: Politik und Industrie setzen auf Apotheken

Bald will die Bundesregierung Cannabis zu Genusszwecken legalisieren. Auf der International Cannabis Business Conference 2022 debattierten Politiker und Experten, welche Positionen sie bei der Legalisierung verteidigen werden. Laut Bundesdrogenbeauftragtem Burkhard Blienert wird sich der Zeitplan für einen Gesetzentwurf auf Anfang 2023 verschieben. 

Nicht nur Parteien der Ampelregierung sprechen sich für Apotheken als lizenzierte Abgabestellen aus, sondern auch Vertreter der Cannabis-Branche. Denn: Insbesondere für ältere Patienten seien Apotheken dank des Fachwissens bestens geeignet für die Abgabe.

Allerdings fordert etwa der Branchenverband Cannabis-Wirtschaft, dass jedes Geschäft – nicht nur Apotheken – für die Abgabe infrage kommen solle,  wenn es die vom Gesetzgeber definierten Auflagen erfüllt. Mehr dazu lesen Sie auf DAZ.online.

Corona: US-Gesundheitsbehörde empfiehlt nun auch Novavax-Impfstoff

Erwachsene in den USA können sich künftig auch mit dem Impfstoff des Herstellers Novavax gegen das Coronavirus impfen lassen. Die zuständige US-Gesundheitsbehörde CDC gab am Dienstag (Ortszeit) eine entsprechende Empfehlung für Menschen ab 18 Jahre bekannt. „Es stehen jetzt vier sichere und wirksame COVID-19-Impfstoffe zur Verfügung, die die Amerikaner vor schweren Erkrankungen, Krankenhausaufenthalten und Todesfällen schützen“, teilte das Weiße Haus mit. Zuvor hatte die US-Arzneimittelbehörde FDA dem Impfstoff eine Zulassung erteilt. 
 
Der Impfstoff, von dem zwei Dosen notwendig sind, ist in Deutschland bereits seit Ende Februar verfügbar. Er basiert auf einem klassischeren Verfahren als die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna, weswegen er als mögliche Alternative für Menschen angesehen wird, die diese skeptisch sehen.Quelle: dpa/sn 

Corona-Impfstoffe: Knapp 4 Millionen Dosen abgelaufen, 118 Millionen gespendet

Deutschland hat nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums bisher mehr als 118 Millionen Dosen Corona-Impfstoff an 45 Empfängerländer gespendet. Weitere fünf Millionen seien in Auslieferung, sagte eine Ministeriumssprecherin am Montag in Berlin. „Das Problem bei der Sache ist aber, dass das globale Impfstoffangebot derzeit bei weitem die Nachfrage übersteigt". Internationale Impfstoffinitiativen wie Covax hätten derzeit keinen Bedarf. 
 
Die Sprecherin äußerte sich im Zusammenhang mit Meldungen über inzwischen etwa vier Millionen abgelaufene Impfstoffdosen des Herstellers Moderna in Deutschland. Sie würden nun fachgerecht entsorgt. Sie sprach von einer logischen Konsequenz des sogenannten Portfolio-Ansatzes, um Impfwilligen unterschiedliche Impfstoffe anbieten zu können. Es würden auch in den nächsten Monaten Impfstoffe verfallen. Man setze sich mit den Herstellern und auf EU-Ebene kontinuierlich damit auseinander, die Haltbarkeit der Impfstoffe zu verlängern. 

Die entsprechenden Impfdosen seien auf „unterschiedlichen Stufen der logistischen Lieferkette verfallen“, so das Gesundheitsministerium. Die Daten über den Verfall lägen der Bundesregierung aber nur vor, wenn Ärzte und Apotheken sie an den pharmazeutischen Großhandel gemeldet hätten. Quelle: dpa/sn 

Corona und Konflikte: Routine-Impfungen bei Kindern rückläufig

Die Routine-Impfungen bei Kindern sind wegen der Corona-Pandemie und Problemen in Konfliktregionen stärker als je zuvor in den vergangenen 30 Jahren zurückgegangen. 2021 hätten 25 Millionen Kinder mindestens eine der drei DTP-Impfungen verpasst, berichteten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das UN-Kinderhilfswerk Unicef vergangene Woche in Genf. DTP ist ein Kombinationsimpfstoff gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten (Pertussis). 

Im Jahr 2020 hätten 23 Millionen Kinder mindestens einen der drei Impftermine verpasst, im Jahr 2019 – vor der Pandemie – waren es nur 19 Millionen. Insgesamt sei der Anteil der Kinder, die alle drei Impfungen bekamen, zwischen 2019 und 2021 von 86 auf 81 Prozent gefallen. 

Als Gründe nennen die Organisationen neben der Corona-Pandemie, in der in einigen Ländern Personal aus Routine-Impfprogrammen abgezogen werden musste, und Problemen, Kinder in Konfliktregionen zu erreichen, auch wachsende Missinformation über Impfungen. 

Die meisten Kinder, die DTP-Impfungen verpassten, lebten nach Angaben von Unicef und WHO in Indien, Nigeria, Indonesien, Äthiopien und den Philippinen. Dagegen sei es Uganda und Pakistan gelungen, im vergangenen Jahr wieder hohe Impfraten zu erreichen. Quelle: dpa/sn 

Verdacht auf Rezeptfälschung: Apothekerin angeklagt

Eine Apothekerin aus dem Allgäu soll Rezepte im Wert von einer halben Million Euro gefälscht haben. Die Nürnberger Generalstaatsanwaltschaft hat die Frau wegen gewerbsmäßigen Betrugs mit Urkundenfälschung angeklagt. Das Landgericht in Augsburg muss nun über die Zulassung der Anklage entscheiden. Wie die Staatsanwaltschaft am Montag berichtete, sei die Apothekerin weitestgehend geständig. 

Die Angeklagte soll Blankorezepte eines ihr bekannten Zahnarztes für die Fälschungen verwendet haben. Der Mediziner wusste nichts von dem Schwindel. Die Apothekerin soll insbesondere sich selbst angebliche Verordnungen für ein teures Schuppenflechte-Präparat ausgestellt und diese Rezepte dann bei der Krankenkasse eingereicht haben. Die Apotheke bekam dann mehr als 500.000 Euro ausgezahlt. 

Doch Mitarbeiter der gesetzlichen Krankenversicherung bemerkten später Auffälligkeiten, die Kasse erstattete Anzeige. Merkwürdig war unter anderem, dass ein Zahnarzt ein Präparat für eine Hautkrankheit verordnet haben soll. Die Ermittlungen führte dann gemeinsam mit der Kripo in Kempten die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen, die bei der Generalstaatsanwaltschaft in Nürnberg angesiedelt ist. Quelle: dpa/sn 

Pharmaverband will bei künftigen Pandemien Mittel für arme Länder reservieren  

Der internationale Pharmaverband IFPMA in Genf hat einen Vorschlag für eine gerechtere Verteilung von Impfstoffen und Arzneimitteln bei einer neuen Pandemie vorgelegt. Die Unternehmen bieten an, künftig in so einem Fall von Anfang an einen Teil der Impfstoff- oder Arzneimittelproduktion für die Versorgung der ärmsten Länder zu reservieren. Das geht aus einer „Berliner Deklaration“ hervor, die der Verband am Dienstag veröffentlichte.  

 Welcher Anteil der Produktion reserviert werden soll, sei von vielen Faktoren abhängig, etwa, welche Bevölkerungsgruppen gefährdet seien. „Je nach Pandemie könnte ich mir vorstellen, dass eine Größenordnung von 5 bis 20 Prozent realistisch ist“, sagte der Generaldirektor der IFPMA, Thomas Cueni.  

Voraussetzung sei unter anderem, dass reiche Länder Geld zur Verfügung stellen, heißt es in der Erklärung. Nach Angaben von Cueni werden Mittel an die ärmsten Länder praktisch zum Herstellungspreis abgegeben. Zudem dürfe es keine Exportbeschränkungen geben und Länder müssten sich rüsten, um zügig impfen und Arzneien effizient verteilen zu können.  Quelle: dpa/sn 

Baerbock für sichere Lieferketten bei Medikamenten   

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat am Donnerstag bei einem Besuch in Sachsen-Anhalt den Wert einer sicheren Gesundheitsversorgung betont. Lieferketten müssten so aufgestellt werden, „dass wir nicht von einem Land, von einer Region komplett abhängig sind, sondern uns diversifizieren“, sagte Baerbock nach dem Besuch bei einem Pharmaunternehmen in Barleben (Landkreis Börde). 

Während der Corona-Pandemie habe man „auf schmerzhafte Art und Weise gesehen“, wie der Ausfall gesundheitlicher Lieferketten die Gesundheit von Menschen gefährden könne. Eine sichere Versorgung mit Medikamenten sei wichtig, sagte die Grünen-Politikerin. Dafür brauche es eine stärkere Vernetzung im Gesundheitsbereich in Europa. Quelle: dpa/sn