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Worauf Herzpatienten bei Hitze achten sollten

Seniorenpaar sitzt auf einer Bank im Park
Für Patienten mit Herzerkrankungen und Senioren ist Hitze besonders belastend. Daher sollte am besten im Vorfeld mit dem Arzt über mögliche Vorsichtsmaßnahmen sowie Dosisanpassungen gesprochen werden. | Bild: Jacob Lund / AdobeStock

Bei hohen Außentemperaturen reguliert ein gesunder Körper dagegen: Um den Körper zu kühlen, steigt die Schweißproduktion und die Blutgefäße der Haut weiten sich. Bei anhaltender Hitzebelastung können sich beide Mechanismen jedoch negativ auf das Herz-Kreislauf-System auswirken. 

Aufgrund der Weitstellung der Gefäße und des Flüssigkeitsverlustes sinkt der Blutdruck. Um den Kreislauf weiterhin aufrechtzuerhalten, muss das Herz in der Folge stärker pumpen. Insbesondere Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann das zum Verhängnis werden.

„Solche extrem hohen Temperaturen können zur Herausforderung besonders für ältere Menschen und diejenigen werden, die bereits wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einer Herzschwäche oder wegen Blutdruckproblemen in Behandlung sind.“

Prof. Dr. Thomas Voigtländer, Kardiologe und Intensivmediziner, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung

Zudem ist laut Deutscher Herzstiftung bei Herzkranken das körpereigene Kühlsystem eingeschränkt. Die Wärme kann daher nur unter erheblicher Anstrengung und oft nur unzureichend abgegeben werden. Viele Betroffene fühlen sich dadurch müde und schlapp. 

Prof. Dr. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, rät Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen daher, bereits vor Hitzeperioden das Gespräch mit dem behandelnden Arzt zu suchen, um sich über spezielle Vorsichtsmaßnahmen zu informieren. 

Gut zu wissen: Welche hitzebedingten Symptome sind möglich?

Durch den abfallenden Blutdruck kann das Gehirn unter Umständen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Es kann zu Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel und Ohnmacht kommen. 

Gleichzeitig werden beim Schwitzen wichtige Elektrolyte (wie Natrium, Kalium und Magnesium) ausgeschieden, welche für die Herzfunktion und Blutdruck-Regulation von großer Bedeutung sind. Herzrhythmusstörungen und Muskelkrämpfe können die Folge sein.

Bei Hitze: Blutdruck im Blick behalten

Wie bereits beschrieben, können hohe Temperaturen ein Abfallen des Blutdrucks hervorrufen. Doch kann Hitze ebenso zu einem stressbedingten Anstieg des Blutdrucks führen. Herz-Kreislauf-Patienten sollten daher ihren Blutdruck regelmäßig messen. 

Eventuell ist mit dem Arzt über eine vorübergehende Dosisanpassung (Erhöhung oder Erniedrigung) von Antihypertensiva (z. B. Beta-Blocker, ACE-Hemmer oder Sartane) zu sprechen. Keinesfalls sollte jedoch die Dosis eigenmächtig verändert werden.

Vorsicht, Flüssigkeitsverlust!

Neben den Antihypertensiva gilt es in der heißen Jahreszeit auch die Diuretika-Therapie im Auge zu behalten. Denn der therapeutisch erwünschte Flüssigkeitsverlust wird durch die erhöhte Schweißproduktion noch verstärkt. Daher ist bei Herzpatienten besonders darauf zu achten, die Flüssigkeitsverluste durch Trinken angemessen auszugleichen.

Zur Erinnerung: Wie viel sollte man trinken?

Als einfache Faustformel an normalen Tagen gilt: 30 ml Wasser pro kg Körpergewicht. An heißen Tagen ist die reguläre Trinkmenge um ein bis zwei Liter zu erhöhen. 

Bei Patienten mit Herzinsuffizienz kann jedoch auch eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr den Therapieerfolg gefährden. Durch die Volumenzunahme wird das Herz zusätzlich belastet. Gleichzeitig ist der Körper durch die eingeschränkte Pumpleistung und damit verringerte Nierendurchblutung nicht mehr in der Lage, die Flüssigkeitsmengen adäquat auszuscheiden. Dies kann zu Wassereinlagerungen in den Beinen oder gar der Lunge (Lungenödem) führen.

Daher sollte auch diese Patientengruppe den behandelnden Arzt kontaktieren und über eine Dosisanpassung sowie eine adäquate Trinkmenge sprechen. Tägliches Wiegen kann darüber hinaus helfen, die richtige Trinkmenge zu ermitteln.

Gut zu wissen: Darum sollten sich Diuretika-Patienten wiegen 

Wiegen sich Betroffene morgens (vor dem Frühstück, nach dem Toilettengang) und abends, lässt sich die Gewichtszunahme über den Tag bestimmen. Beträgt diese mehr als 500 Gramm, wurde höchstwahrscheinlich zu viel getrunken. Haben die Betroffenen hingegen abgenommen, sollte mit dem Arzt über eine Anpassung der Diuretika-Dosierung gesprochen werden.  

Hitze erhöht auch das Thromboserisiko

Zu guter Letzt beeinflusst Hitze auch die Gerinnungsfähigkeit des Blutes: „Bei hohen Temperaturen nimmt die Zähflüssigkeit des Blutes aufgrund des Verlustes von Flüssigkeit durch Schwitzen zu“, so Voigtländer. Herzkranke, die Gerinnungshemmer (z. B. Vitamin-K-Antagonisten oder direkte orale Antikoagulantien) einnehmen, und Personen, die zu Thrombosen neigen, sollten daher rechtzeitig mit ihrem Hausarzt oder Kardiologen sprechen.

Allgemeine Tipps bei Hitze

Generell rät die Deutsche Herzstiftung Herzpatienten und älteren Menschen dazu, die Hitze zu meiden und sich körperlich zu schonen. Anstrengende Tätigkeiten wie Sport oder Gartenarbeit sollten in kühlen Innenräumen verrichtet bzw. auf die Morgen- und Abendstunden verlegt werden.

Um Flüssigkeitsverluste auszugleichen, seien Mineralwasser, Kräutertee oder verdünnte Fruchtsäfte geeignet. Allerdings sollten diese nicht zu sehr gekühlt sein, da dies die körpereigene Wärmeproduktion anregt. Quelle: Deutsche Herzstiftung e.V.