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Was ist eigentlich Vaginismus?

Vaginismus, auch Scheidenkrampf genannt, hat häufig psychische Ursachen und kann gut behandelt werden. | Bild: New Africa / AdobeStock

Verspannungen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr beklagt mehr als jede zehnte Frau. Ein Grund dafür: Vaginismus. Darunter versteht man das unwillkürliche, krampfartige Zusammenziehen der Beckenmuskulatur um die Scheide. 

In seiner ausgeprägten Form führt ein Vaginismus dazu, dass der Scheideneingang praktisch verschlossen ist. Das Eindringen des Penis ist damit meistens unmöglich oder sehr schmerzhaft. Bei starkem (totalem) Vaginismus kann sogar die Benutzung von Tampons erschwert oder unmöglich sein. Auch gynäkologische Untersuchungen lassen sich nicht durchführen. 

Der Scheidenkrampf tritt immer auf, wenn etwas in die Scheide eingeführt werden soll. Bei weniger ausgeprägten Formen kommt es dagegen nur in bestimmten Situationen zum Scheidenkrampf. 

Welche Formen des Vaginismus werden unterschieden?

Obwohl viele betroffene Frauen eigentlich Verlangen nach Sex haben, scheuen sie aus Angst vor Schmerzen und Enttäuschung davor zurück. Vermeidungsverhalten ist häufig die Folge. Das bedeutet nicht nur ein unerfülltes Sexualleben, sondern führt auch zu Schuld- und Schamgefühlen. Vaginismus kann die Partnerschaft schwer belasten und sogar an unerfülltem Kinderwunsch schuld sein. 

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen primärem Vaginismus – bei dem es noch niemals möglich war, etwas ohne Schmerzen in die Vagina einzuführen – und sekundärem Vaginismus, bei dem die Symptomatik erst im Laufe des Lebens aufgetreten ist. 

Vaginismus wird auch als Genito-Pelvine Schmerz-Penetrationsstörung (GPSPS) bezeichnet. Hierunter fällt auch die ähnliche Diagnose „Dyspareunie“ – Schmerzen beim vaginalen Verkehr. 

Was sind die Ursachen für Vaginismus?

Typischerweise liegen die Ursachen für einen Vaginismus in der Psyche. Auslösefaktoren sind oft traumatische Erlebnisse, vor allem sexueller Missbrauch. Aber auch Angst vor ungewollter Schwangerschaft oder Verletzungsangst nach Geburten oder Operationen kann ausschlaggebend sein. 

Manchmal finden sich vergleichsweise harmlose Ursachen, etwa eine unangenehme medizinische Untersuchung oder erlebte Schmerzen bei bestimmten sexuellen Aktivitäten. 

Alle genannten Faktoren können starke unbewusste Abwehrreflexe auslösen, die dann zum vaginalen Spasmus führen. Manchmal finden sich die Ursachen bereits in der Kindheit. Das können neben sexueller Gewalt auch der Aufbau eines negativen Selbstbildes oder ein anerzogenes unnatürliches Verhältnis zur Sexualität sein.  

Bevor man aber zur Diagnose eines – psychogen bedingten – Vaginismus kommt, müssen etwaige körperliche Ursachen der Beschwerden ausgeschlossen werden. So kann zum Beispiel auch eine Endometriose zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen.

Wie kann Vaginismus behandelt werden?

Von Vaginismus betroffene Frauen sollten sich nicht scheuen, Hilfe zu suchen.

Oft ist eine Psycho- oder Verhaltenstherapie erfolgreich. Zusätzlich ist meist eine Dehnungstherapie mittels Vaginaldilatoren sinnvoll. Hierbei werden spezielle Stifte in zunehmender Größe in die Vagina eingeführt, um diese zu dehnen. 

Außerdem kann die Frau mit gezieltem Beckenbodentraining lernen, die Muskulatur um die Scheide bewusst anzuspannen und wieder loszulassen. Dafür steht Betroffenen z. B. die App von HelloBetter „Vaginismus Plus“ zur Verfügung.

Eine einfache Alltagsübung besteht zum Beispiel darin, die Beckenbodenmuskulatur so anzuspannen, als wollte man den Urinstrahl anhalten, und dann wieder zu entspannen. Auch Yoga- und Pilatesübungen trainieren den Beckenboden. Daneben können Entspannungsmethoden, vor allem Übungen zur progressiven Muskelrelaxation, hilfreich sein. Quellen:
- Dorsch – Lexikon der Psychologie, Hogrefe 2022
- Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
- Vaginismus Selbsthilfe
- www.doccheck.com
- www.netdoktor.de
- www.hellobetter.de
- www.spektrum.de
 

Vaginismus in Kürze

  • Synonym: Scheidenkrampf; sexuelle Funktionsstörung der Frau.
  • Unwillkürliche Verkrampfung der Beckenbodenmuskulatur; führt zu Verengung des Scheideneingangs; Eindringen von Penis, Tampon etc. schmerzhaft oder unmöglich.  
  • In der Regel psychogene Ursachen: (sexuelle) Traumata, Verletzungsangst nach Geburten, Angst vor Schwangerschaft, Selbstzweifel etc.  
  • Führt zu Schuld- und Schamgefühlen, Partnerschaftsproblemen, evtl. Kinderlosigkeit.  
  • Behandlung durch spezielle Psychotherapie sowie vaginale Dehnungstherapie und Beckenbodentraining.