Rote-Hand-Brief von Pfizer: Rückruf: Accuzide verunreinigt mit Nitrosaminen
Mal wieder Nitrosamine. Diesmal im Blutdrucksenker Accuzide. Darüber informiert Hersteller Pfizer in Abstimmung mit dem Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin in einem Rote-Hand-Brief. Testergebnisse hätten gezeigt, dass die Konzentrationen der Nitrosamin-Verunreinigung in Accuzide die akzeptablen nachgewiesenen Aufnahmemengen überschreiten, heißt es dort.
Als Vorsichtsmaßnahme ruft Pfizer daher alle Chargen und Packungsgrößen von Accuzide, das den ACE-Hemmer Quinaprilhydrochlorid und das Diuretikum Hydrochlorothiazid (HCT) enthält, auf Apothekenebene zurück. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis bleibe aber, nach dem, was man aktuell wisse, positiv.
Rückruf von Accuzide verursacht Engpässe
Aufgrund des flächendeckenden Rückrufs werden dem Rote-Hand-Brief zufolge Engpässe erwartet. Wann Accuzide wieder verfügbar sein wird, darüber kann Pfizer aktuell keine Angaben machen. Angehörige der Gesundheitsberufe sind angehalten, Patienten, die Accuzide einnehmen, zu raten, das Präparat nicht eigenmächtig abzusetzen, sondern alle Fragen und Bedenken mit ihnen zu besprechen.
Zur Erinnerung: Wir wirken HCT und Quinapril?
HCT ist die Abkürzung für Hydrochlorothiazid. Der Wirkstoff gehört zu den Thiazid-Diuretika und wird zur Ödemausschwemmung und zur Blutdrucksenkung eingesetzt. Häufig findet man HCT in Fixkombinationen mit ACE-Hemmern wie z. B. Ramipril.
Eben zu dieser Wirkstoffgruppe gehört auch Quinapril. Das Pro-Drug bewirkt nach Umwandlung in den aktiven Metaboliten Quinaprilat die Hemmung des Angiotensin Converting Enzyms (ACE). Dadurch wird die Umwandlung von Angiotensin I in Angiotensin II verhindert, wodurch der Gefäßwiderstand und damit der Blutdruck sinkt. /sn
Nitrosamin-Verunreinigung kommen öfter vor
Seit im Sommer 2018 flächendeckend Sartane wegen Nitrosamin-Verunreinigungen zurückgerufen wurden, kommt es immer wieder zu Arzneimittel-Rückrufen aus diesem Grund. Ganz nach dem Motto „wer sucht, der findet“.
Nitrosamine werden als Humankarzinogene eingestuft. Sie können auf verschiedenen Wegen in Arzneimittel gelangen, zum Beispiel bei der Synthese, durch verunreinigtes Wasser oder als Abbauprodukte. Sie können das Krebsrisiko erhöhen, wenn Menschen ihnen über längere Zeiträume und über die akzeptablen Werte hinaus ausgesetzt sind. Neben Arzneimitteln sind sie auch in vielen Lebensmitteln wie gegrilltem Fleisch enthalten.