Zum Welt-HPV-Tag am 4. März: HPV-Impfung: auch mit über 18 Jahren noch sinnvoll
Jedes Jahr erkranken etwa 7.850 Menschen in Deutschland an Krebs, der auf eine Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) zurückzuführen ist – insbesondere Gebärmutterhalskrebs. Durch eine frühzeitige HPV-Impfung kann einer solchen Infektion vorgebeugt werden.
Zur Erinnerung: Was ist HPV?
HPV steht für humanes Papillomavirus. Papillomaviren infizieren Haut und Schleimhäute und können dort – je nach Subtyp – zu einer ungefährlichen Warzenbildung (Niedrigrisiko-Typen) führen oder auch bösartige Veränderungen wie Tumoren hervorrufen (Hochrisiko-Typen).
Therapieoptionen bei ersten Zellveränderungen begrenzt
Sind Zellveränderungen erst einmal da, sind die Therapieoptionen limitiert. „Diese Zellveränderungen machen jährlich bei Frauen etwa 56.000 Operationen am Gebärmutterhals notwendig“, schildert der Berufsverband.
Bei der sogenannten Konisation schneiden Ärzte die Zellveränderungen kegelförmig aus dem Gebärmutterhals heraus. Dieser Eingriff erfolgt meist im gebärfähigen Alter und bleibt nicht folgenlos, sondern erhöht insbesondere das Risiko für Frühgeburten. Zudem besteht die Möglichkeit einer Reinfektion mit HPV.
HPV-Impfung kann Wiedererkrankungsrisiko senken
„Eine HPV-Impfung ist auch nach einer Konisation möglich, denn sie trägt dazu bei, das Wiedererkrankungsrisiko dieser Frauen deutlich zu senken“, berichtet Klaus Doubek, Präsident des BVF. Frauenärzte empfehlen daher – untermauert von Studienergebnissen – die Impfung, auch wenn sie eigentlich schon fast zu spät scheint.
Zwar konnte in Studien kein Einfluss auf den Verlauf der aktiven Infektion festgestellt werden, allerdings sank durch die Impfung die Wiedererkrankungsrate an Genitaldysplasie/Kondylomen sowie höhergradigen zervikalen intraepithelialen Neoplasien (CIN2+).
Die S3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom“ aus 2021 nennt die HPV-Impfung nach Konisation daher explizit als mögliche Option. Ob die Krankenkassen die Kosten übernehmen, ist jedoch eine Einzelfallentscheidung und sollte vor der Impfung individuell beantragt werden.
HPV-Grundimmunisierung zwischen 9 und 14 Jahren
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die HPV-Impfung im Alter zwischen 9 und 14 Jahren. Während die Impfung zunächst nur Mädchen vorbehalten war, weitete sie ihre Empfehlung im Juni 2018 auch auf Jungen aus.
Die Grundimmunisierung in dieser Altersklasse sieht eine zweimalige Impfung vor. Wurde dieses Zeitfenster versäumt, rät die STIKO, sie bis zum Alter von 17 Jahren nachzuholen. Dann ist allerdings eine dritte Impfdosis nötig.
Im Idealfall sollte die Impfung vor den ersten sexuellen Kontakten erfolgen, da beispielsweise Kondome keinen zuverlässigen Schutz vor einer Infektion darstellen. Untersuchungen an Frauen zeigen, dass sich 40 Prozent von ihnen bereits innerhalb der ersten ein bis zwei Jahre nach Aufnahme der sexuellen Aktivität mit HPV infizieren.
Die sächsische Impfkommission (SIKO) empfiehlt die HPV-Impfung sogar bis zum vollendeten 26. Lebensjahr und schloss Jungen und Männer bereits im Jahr 2013 in ihre Empfehlung ein.
Nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) genügt eine einzige Dosis, um sich vor Gebärmutterhalskrebs zu schützen. Zu dieser Einschätzung kam der Strategische Beirat für Immunisierungsfragen der WHO.
HPV-Impfung auch bei Erwachsenen möglich
Aber auch ohne Empfehlung der STIKO steht es Ärzten frei, Erwachsene gegen HPV zu impfen. Die verfügbaren Impfstoffe haben keine Altershöchstgrenze. Selbst wenn bereits sexuelle Aktivität aufgenommen wurde, kann eine Impfung vor weiteren Virustypen schützen. Denn meist persistieren Einzelinfektionen, also nur ein Virustyp. Auch hier sollte die Kostenübernahme vorab geklärt werden.
HPV-Impfung senkt auch Risiko für Krebsvorstufen
Laut Robert-Koch Institut waren im Jahr 2020 in Deutschland nur 54,1 Prozent der 18-Jährigen Mädchen und 8,1 Prozent der 18-Jährigen Jungen vollständig gegen HPV geimpft. Im Jahr 2021 lag die Impfquote bei den 15-jährigen Mädchen bei 54 Prozent, 26,5 Prozent waren es bei den 15-jährigen Jungen, die vollständig gegen HPV geimpft waren. Quelle: Pressemitteilung MSD / vs; BzGA
Die HPV-Impfung verhindert jedoch nicht nur Krebs, sondern auch die wesentlich häufiger vorkommenden Krebsvorstufen und in der Folge Schwangerschaftskomplikationen. „Wir müssen teilweise junge Frauen damit konfrontieren, dass sie ein stark erhöhtes Krebsrisiko haben oder dass sie sich operieren lassen müssen, um die Zellveränderungen nachhaltig zu entfernen“, so Doubek. „Für die betroffenen Frauen sind das erhebliche psychische Belastungen, die sich über Monate bis Jahre hinziehen können.“
Gardasil und Cervarix sind verfügbare Impfstoffe
Der erste Impfstoff Gardasil erhielt seine Zulassung im September 2006 und schützt vor den zwei Hochrisiko-Virentypen 16 und 18 sowie vor den Typen 6 und 11. Letztere haben zwar nur ein geringes onkogenes Potenzial, lösen jedoch Genitalwarzen aus.
Cervarix, zugelassen 2007, deckt nur die beiden Hochrisiko-Virentypen ab. Seit 2015 soll der neunvalente Impfstoff Gardasil 9 durch den Schutz vor weiteren – wenn auch seltener vorkommenden – Hochrisiko-HPV-Typen ein noch breiteres Spektrum abdecken.
Welt-HPV-Tag am 4. März
Am 4. März findet der diesjährige internationale HPV-Tag statt. Mit dem Aktionstag soll auf die über 200 verschiedenen HP-Viren und auf das mögliche übertragbare Risiko für bestimmte Krebsformen – insbesondere Gebärmutterhalskrebs – aufmerksam gemacht werden. Mit einer HPV-Impfung kann bestimmten Krebsarten vorgebeugt werden.
Die BZgA-Initiative LIEBESLEBEN zur Förderung sexueller Gesundheit informiert Eltern sowie Fachkräfte zur HPV-Impfung und deren Wichtigkeit.