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Vitaminpräparate: Vorsicht vor Überdosierung!

Ohne Indikation sollten hochdosierte Vitaminpräparate und andere Nahrungsergänzungsmittel nicht eingenommen werden. | Bild: ronstik / AdobeStock

Ob Tabletten, Kapseln oder Flüssigkeiten – der Markt für Vitaminpräparate wächst stetig. Das Ergebnis einer Befragung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zeigt: Ein Drittel der Bevölkerung nimmt mindestens einmal pro Woche Vitamine über Nahrungsergänzungsmittel zu sich, jede sechste Person sogar täglich. 

Bei einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung erhalte der Körper jedoch fast alle Vitamine in ausreichenden Mengen, betont das BfR in einer Pressemitteilung. „Nahrungsergänzungsmittel sind für die meisten Menschen verzichtbar“, sagt BfR-Präsident Professor Andreas Hensel. „Wer hoch dosierte Vitamine einnimmt, ohne dass es nötig ist, riskiert eine Überversorgung und damit unerwünschte Auswirkungen auf die Gesundheit.“ 

NEM zählen zu den Lebensmitteln

Nahrungsergänzungsmittel zählen hierzulande zu den Lebensmitteln und dürfen daher die Gesundheit nicht gefährden, unterstreicht das Institut. Die Verantwortung dafür liege grundsätzlich bei den Lebensmittelunternehmen. „Nahrungsergänzungsmittel durchlaufen kein behördliches Zulassungsverfahren, in dem die gesundheitliche Unbedenklichkeit nachgewiesen werden muss.“ 

Welche Vitamine einem Nahrungsergänzungsmittel zugesetzt werden dürfen, regelt in Deutschland die nationale Verordnung über Nahrungsergänzungsmittel (NemV), erläutert das BfR weiter. „Sie enthält allerdings keine rechtlich verbindlichen Höchstmengen für den Zusatz von Vitaminen.“ Eigene Empfehlungen für solche Höchstmengen veröffentlicht das BfR auf seiner Website.

Vitamine über NEM nur in bestimmten Fällen ratsam

Besonders beliebt sind den Umfrageergebnissen des BfR-Verbrauchermonitors zufolge Vitamin D, Vitamin B12, Vitamin C und Multivitaminpräparate. „Am häufigsten nennen die Befragten als möglichen gesundheitlichen Nutzen spontan den Ausgleich eines Mangels“, schreibt das BfR.

„Allerdings: Aus wissenschaftlicher Sicht kommt bei gesunden Menschen, die sich ausgewogen und abwechslungsreich ernähren, eine unzureichende Aufnahme von Vitaminen und eine dadurch bedingte Unterversorgung nur sehr selten vor.“ 

Nur in bestimmten Fällen werde die Einnahme von Vitaminen über Nahrungsergänzungsmittel ausdrücklich empfohlen. Das betrifft beispielsweise Folsäure in der frühen Schwangerschaft. 

Gut zu wissen: Der BfR-Verbrauchermonitor

Der BfR-Verbrauchermonitor ist eine seit dem Jahr 2014 regelmäßig durchgeführte, laut BfR repräsentative Bevölkerungsbefragung. Dazu werden etwa 1.000 Personen, die in Privathaushalten in Deutschland leben, im Auftrag des BfR telefonisch interviewt. 

Risiken werden unterschiedlich eingeschätzt

Erhoffte positive Effekte und mögliche gesundheitliche Risiken durch Vitamine in Nahrungsergänzungsmitteln nehmen die Befragten laut BfR unterschiedlich wahr – je nachdem, ob sie entsprechende Produkte einnehmen oder nicht. „Etwa die Hälfte der Konsumierenden, aber nur etwa jeder zehnte Nicht-Konsumierende, sieht einen hohen gesundheitlichen Nutzen in der Einnahme“, heißt es. 

Als Risiko für die Gesundheit nennen die Befragten den Angaben zufolge vor allem eine mögliche Überdosierung: Unter den Nicht-Konsumierenden stufen knapp 60 Prozent die Wahrscheinlichkeit einer Überversorgung bei täglicher Einnahme von Vitaminen über Nahrungsergänzungsmittel als hoch ein. Bei den Konsumierenden ist der Anteil mit 42 Prozent geringer.