AMK gibt Beratungshinweise: So wird Voltaren-Schmerzgel richtig verwendet
Dass Arzneimittelabfälle nichts in der Toilette zu suchen haben und dennoch beispielsweise Diclofenac im Trinkwasser ein Problem ist, dürfte den meisten PTA bereits bekannt sein. Schon 2019 hat die Arzneimittelkommission der schwedischen Region Gävleborg vor der Anwendung von Diclofenac-Gel abgeraten – aufgrund von Umweltrisiken. Bei der Umweltbewertung von Arzneimitteln werden die Arzneimittelkommissionen in Schweden durch eine frei verfügbare Arzneimittel- und Umweltdatenbank unterstützt.
Wie schädlich ist Diclofenac?
Jetzt informiert auch die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) über die Ökotoxizität von Diclofenac – und gibt Hinweise zum verantwortungsbewussten Umgang mit entsprechenden Präparaten aus der Apotheke.
Wie die AMK mitteilt, ist in Deutschland das Umweltbundesamt (UBA) mit der Bewertung und Vermeidung von Umweltrisiken durch Arzneimittel betraut. Eine Auswertung des UBA aus den Jahren 2009 bis 2011 habe zum Beispiel auffallend hohe Konzentrationen des nicht-steroidalen Antirheumatikums Diclofenac in der Umwelt gezeigt. Die Ökotoxizität von Diclofenac sei bereits in (Labor-)Studien zu Leber- und Nierenschäden bei Geiern und Regenbogenforellen nachgewiesen beziehungsweise dokumentiert worden.
Diclofenac kann nur teilweise aus Trinkwasser gefiltert werden
Während Diclofenac nach oraler Aufnahme zu einem großen Teil verstoffwechselt werde, gelange es nach topischer Anwendung verstärkt ins Abwasser – vor allem, wenn direkt nach der Applikation die Hände gewaschen werden. In Kläranlagen könne Diclofenac mit den derzeit gesetzlich vorgeschriebenen Verfahren der Abwasserbehandlung nur teilweise eliminiert werden, heißt es.
Gut zu wissen: AMK gibt Hinweise zum Umgang mit Diclofenac
Die AMK ist nun der Auffassung, dass das pharmazeutische Personal in Apotheken durch angemessene Beratung das Verständnis der Patienten zum verantwortungsvollen, umweltbewussten Umgang mit Diclofenac-haltigen (OTC-)Arzneimitteln zur topischen Anwendung verbessern kann. Dabei empfiehlt sie folgende Hinweise:
- „Grundsätzlich soll nur die zur einzelnen Anwendung nötige Menge entnommen und aufgetragen werden.
- Nach Auftragen sollten die Hände zuerst mit einem Tuch abgewischt werden, das im Restmüll entsorgt werden sollte. Erst im Anschluss sollten die Hände dann mit Wasser abgespült werden.
- Ein Waschen der Hautpartie, auf der das Gel angewendet wurde, sollte erst nach ausreichender Einwirkzeit erfolgen.
- Restmengen des Arzneimittels sowie das Primärpackmittel sind ausschließlich über den Restmüll und nicht über das Abwasser zu entsorgen.“
Besondere Wisch- und Falttechnik beachten
Damit das „Wischen“ besonders effektiv ist, soll laut einer von GSK finanzierten Studie (Hersteller von Voltaren) eine besondere Wisch- und Falttechnik des Tuchs berücksichtigt werden. Manchen PTA und wohl besonders auch Kunden könnte diese Technik für den Alltag als zu kompliziert erscheinen. Zudem stellt der Hersteller ein Video mit Tipps zur verantwortungsvollen Anwendung und Entsorgung zur Verfügung:
Schmerzpflaster als Alternative
Vielleicht sollte der Voltaren-Hersteller erwägen, sein „Voltaren Schmerzgel mit Komfort-Applikator“ als Umwelt-Applikator zu bewerben. Im Beratungsalltag könnte jedenfalls seine Empfehlung als Einstieg in ein Beratungsgespräch über die Umweltproblematik dienen. Auch Schmerzpflaster benötigen bei richtiger Anwendung keine aufwändige Wischtechnik – und sind eventuell sogar effektiver als das „Schmieren“.