Bewegung senkt COVID-19-Risiko: Bringt Sport das Immunsystem auf Trab?
Sport wird immer wieder propagiert, um das Immunsystem fit zu halten. Doch Ergebnisse einer Studienanalyse aus dem Jahr 2020 scheinen dem zu widersprechen. Es ergab sich hierbei nämlich, dass durch Sport die Zahl der Atemwegserkrankungen nicht abnahm. Auch die jeweilige Erkrankungsdauer war nicht kürzer. Die Sporttreibenden waren aber trotzdem im Vorteil, denn ihre Symptome fielen milder aus.
COVID-19-Patienten profitieren
Überzeugend sind die Ergebnisse einer Studie mit COVID-19-Patienten: Patienten, die zuvor regelmäßig körperlich aktiv waren, hatten ein geringeres Risiko schwer zu erkranken als jene, die langfristig inaktiv waren. Die bewegungsfreudigen Patienten mussten seltener ins Krankenhaus und seltener auf die Intensivstation aufgenommen werden. Auch ihr Mortalitätsrisiko war geringer.
Positive Effekte auf zellulärer Ebene
Dass sportliche Aktivität dem Immunsystem nützt, zeigt sich auch auf zellulärer Ebene: Laut einer aktuellen Studie erhöht sich die Aktivität der natürlichen Killerzellen. Diese Zellen des angeborenen Immunsystems können neben Tumorzellen auch virusinfizierte Zellen erkennen und abtöten. Die Aktivierung der natürlichen Killerzellen sinkt zwar nach der sportlichen Betätigung wieder ab, jedoch nicht unter das Niveau vor dem Sport.
Eine weitere aktuelle Studie wies nach, dass körperliche Aktivität die Menge an Seneszenz-Proteinen reduziert, die das Immunsystem altern lassen. Dieser Effekt zeigte sich nach einem zwölfwöchigen strukturierten Trainingsprogramm.
Leistungssport: Immunsystem unter Druck
Dennoch kann sich Sport offenbar auch negativ aufs Immunsystem auswirken. So berichteten Leistungssportler während intensiver Trainingsphasen vermehrt über Atemwegsinfekte. Experten erklären dies mit einer kurzfristigen Immunsuppression infolge der starken Belastung.
Die Gefahr ist offenbar noch größer, wenn bestimmte Risikofaktoren hinzukommen, etwa zu geringe Energiezufuhr, intensives Training im Winter und ein hohes Maß an psychischem Stress. Bei Alltagssportlern sehen Experten jedoch keine Gefahr für eine Immunsuppression.
Nicht alle Athleten erkrankt?
Auch in Studien wurde bei Athleten eine erhöhte Rate an Erkrankungen der oberen Atemwege festgestellt. Seltsamerweise ließen sich aber nicht in allen Fällen Atemwegserreger ausfindig machen. Es könnte daher sein, dass einige der vermeintlichen Infekte gar keine waren. Stattdessen handelte es sich möglicherweise um Beschwerden, die aufgrund anstrengungsbedingter lokaler Entzündungsreaktionen entstanden.
Bewegungsempfehlungen der WHO
Aus Gesundheitsgründen empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) allen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren ein wöchentliches Bewegungspensum von mindestens 150 bis 300 Minuten. Hierbei sollte es sich um aerobe Aktivitäten von moderater bis hoher Aktivität handeln.
Alternativ können es auch 75 bis 150 Minuten von hoher Intensität sein. Dennoch betont die WHO, dass auch ein Bewegungspensum unter dieser Empfehlung gesundheitsrelevant ist. Jede Bewegung ab einer Dauer von 10 Minuten zähle. Quellen: www.spektrum.de (15.11.2021); Cochrane Collaboration; Britisch Journal of Sports Medicine, 55, 19, 2021; Medicine & Science in Sports & Exercise, 39, April 2007; Sports Medicine 51, Jan. 2021; Aging Cell, 20, Juli 2021; www.aerzteblatt.de