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Das E-Rezept kommt: Fragen und Antworten zum Start

In knapp einem Monat geht das E-Rezept in Deutschland offiziell an den Start. Damit der Übergang möglichst reibungslos funktioniert, gibt es schon vorab Testläufe und zahlreiche Informationen. | Bild: beeboys / AdobeStock

Ab morgen, dem ersten Dezember, beginnt die bundesweite E-Rezept-Testphase. Dann sollen in „ausgewählten Pilotpraxen und -apotheken der Softwarehersteller“ Erfahrungen mit dem E-Rezept gesammelt und der Start des E-Rezepts weiter vorbereitet werden.

Offizieller Start weiterhin für Januar 2022 angekündigt

Auch wenn es in der Testphase zu Verzögerungen kam, hält die Gematik am offiziellen Start des E-Rezeptes am 1. Januar fest. Ab dann sollen zunächst die rosa GKV-Rezepte durch ein elektronisches Pendant ersetzt werden. Wie zügig der Roll-out zum Jahreswechsel gelingt, hängt laut Gematik auch von den IT-Dienstleistern der Apotheken bzw. der Arztpraxen ab.

Ganz verschwinden werden die Papierrezepte im Übrigen erstmal nicht: Zum Beispiel bei Hausbesuchen, verschreibungsfreien Arzneimitteln, BTM- oder DiGA-Verordnungen. Des Weiteren ist die Umsetzung des E-Rezepts für Privatversicherte erst ab 2022 geplant.

Was benötigt der Patient, um auf das E-Rezept zuzugreifen?

Um auf das E-Rezept zugreifen zu können, benötigen die Patienten einen „Schlüssel“. Dieser wird in Form eines Data-Matrix-Codes (auch Token genannt) digital in der Gematik-App „E-Rezept“ zur Verfügung gestellt. Hat der Patient keinen Zugriff auf ein Smartphone, besteht nach wie vor der Anspruch auf einen Papierausdruck. Dieser unterscheidet sich jedoch deutlich vom bisherigen rosa Rezept.

Gut zu wissen: Ist die App barrierefrei?

Um die App für viele Menschen nutzbar zu machen, wurden unter Einbezug verschiedener Personengruppen Tests durchgeführt. Dazu zählen: Personen mit körperlichen Einschränkungen, Sehbehinderungen verschiedenen Grades, kognitiven Einschränkungen und Hörschäden. Die E-Rezept-App wurde daher z. B. für die Nutzung von Vorlesefunktionen und Screenreader optimiert.

Derzeit liegt die App auf Deutsch, Englisch und Türkisch vor. Weitere Sprachversionen sollen folgen.

Wie sind die Papierausdrucke aufgebaut?

Neben dem Patientennamen und dem Geburtsdatum enthält der Ausdruck Angaben zum verordnenden Arzt sowie das Ausstellungsdatum.

Darüber hinaus finden sich auf dem Ausdruck bis zu vier Data-Matrix-Codes: Ein großer für die gesamte Verschreibung sowie bis zu drei kleine für jedes einzelne verordnete Arzneimittel. So können auch nur einzelne Medikamente einer Verschreibung problemlos durch die Apotheke beliefert werden. Die wesentlichen Arzneimittelinformationen sind neben den einzelnen Codes in Klartext abgedruckt.

Möchte der Arzt den Austausch des Arzneimittels ausschließen, erfolgt dies künftig nicht mehr durch das „Aut-idem-Kreuz“ sondern durch den Vermerk „Kein Austausch“.

Ebenfalls anders als beim bisherigen Rezept enthält der Ausdruck keine händische Unterschrift. Jedes E-Rezept wird vom Arzt digital signiert. 

Ausdruck für das E-Rezept | Quelle: Gematik

Da die Abrechnung mit der Krankenkasse auch bei ausgedrucktem Token digital erfolgt, muss der Ausdruck durch die Apotheke nicht einbehalten werden. Nach dem Abscannen muss der Ausdruck daher entweder datenschutzkonform vernichtet oder dem Patienten wieder mitgegeben werden.

Gut zu wissen: Ist eine Mehrfachverwendung möglich?

Nach der Einlösung wird der Rezeptstatus innerhalb der Telematikinfrastruktur (in der E-Rezepte zentral gespeichert werden) geändert. Auch wenn der Papierausdruck dem Patienten wieder mitgegeben wird, ist so eine Mehrfacheinlösung ausgeschlossen.

Wer kann E-Rezepte einlösen?

Egal ob digital in der App oder als Ausdruck auf Papier – das E-Rezept kann stets von demjenigen eingelöst werden, der den Token mit sich führt. Damit ist nach wie vor auch das Einlösen durch Familienangehörige oder andere Dritte (z. B. Pflegekräfte) möglich.

In der E-Rezept-App soll es zukünftig auch möglich sein, verschiedene Familienmitglieder anzulegen und so das Arzneimittelmanagement für mehrere Personen zu übernehmen.

Wie erfolgt die digitale Übermittlung des E-Rezeptes an die Apotheke? 

Um ein E-Rezept in einer Apotheke einzulösen, ist das persönliche Erscheinen nicht zwingend notwendig. Das E-Rezept kann über die E-Rezept-App auch digital an eine Apotheke der Wahl gesendet werden.

In der App kann nach Apotheken in der Nähe gesucht und ab 2022 auch die Verfügbarkeit bzw. Lieferbarkeit der jeweiligen Medikamente direkt erfragt werden. Zudem kann ausgewählt werden, ob die Arzneimittel abgeholt werden oder (sofern angeboten) per Botendienst geliefert werden sollen. Künftig soll es außerdem möglich sein, die zuletzt beauftragte Apotheke in der Suche zu sehen sowie eine Stammapotheke zu hinterlegen.

Nach der Übermittlung des E-Rezepts an eine Apotheke kann diese über eine Mitteilungsfunktion in der App mit dem Kunden in Kontakt treten – z. B., um Botendienstbedingungen, Liefer- oder Abholzeiten sowie weitere Kundenwünsche zu klären.

Gut zu wissen: Wie lässt sich die E-Rezept-App aktivieren?

  1. „E-Rezept“-App im App-Store herunterladen und installieren.
  2. NFC-fähige elektronische Gesundheitskarte inklusive PIN bei der jeweiligen Krankenkasse beantragen. Hinweis: NFC-fähige Karten erkennt man an der sechsstelligen Zugangsnummer auf der Vorderseite der Karte.
  3. Zugangsnummer und PIN eingeben.
  4. Um die App zu aktivieren, Gesundheitskarte hinter NFC-fähiges Smartphone halten.

Ohne Anmeldung mit der NFC-fähigen Gesundheitskarte kann die App nur eingeschränkt genutzt werden. So können lediglich Rezeptcodes eingescannt und in Apotheken vorgezeigt werden.

Tipp: Um sich die App auch ohne Aktivierung einmal anzuschauen, kann ein Demo-Modus gestartet werden.

Wie ist mit Rezeptänderungen umzugehen?

Waren Rezeptänderungen bislang nach ärztlicher Rücksprache teilweise durch das Apothekenpersonal selbst möglich, ist künftig laut Gematik ein neues E-Rezept erforderlich. Dieses kann durch die Apotheke beim Arzt angefordert und von der Praxis unmittelbar an den Kunden oder die Apotheke gesendet werden. Sofern die Arztpraxis zeitnah erreicht werden kann, wird dadurch der Änderungsvorgang beschleunigt.

Welche Vorteile bietet das E-Rezept für Patienten?

Als weitere Vorteile nennt die Gematik in einer Infoveranstaltung vom 20.10.2021 unter anderem, dass im Zuge von Videosprechstunden nicht mehr auf das Rezept per Post gewartet werden muss. Der Arzt kann den Zugang für den Patienten direkt nach der Konsultation in der E-Rezept-App freischalten.

Ein weiterer Vorteil für den Patienten bestehe darin, dass jede Verordnung sowie die tatsächlich erhaltenen Arzneimittel (Stichwort Rabattvertrag) in der App für 100 Tage gespeichert werden. Dies erleichtere eine eventuelle Nachbesprechung mit dem Arzt. Ferner ist geplant, dass die Verordnungs- und Dispensierdaten direkt in die E-Patientenakte übertragen und so dauerhaft gespeichert werden sollen.

Ebenfalls vorteilhaft könnte sein, dass Patienten in der App angezeigt bekommen, wie lange ihre Rezepte jeweils noch gültig bzw. auf Kassenkosten abrechenbar sind.

Welche Vorteile bietet das E-Rezept für Apotheken?

Für Apotheken verspricht die Gematik auf ihrer Website weniger Bürokratie. So sollen unleserliche, fehlerhafte und gefälschte Rezepte der Vergangenheit angehören und dadurch der Aufwand für die Rezeptprüfung reduziert werden. Durch die direkte Übertragung in das Warenwirtschaftssystem entfällt zudem die manuelle Eingabe der Rezeptdaten. Dies soll das Risiko für Rezeptfehler und damit auch für Retaxationen verringern. Quelle: Gematik Infoveranstaltung vom 20.10.2021; www.das-e-rezept-fuer-deutschland.de/fragen-antworten