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Eptinezumab in Vyepti®: Vierter Migräne-Antikörper zur Zulassung empfohlen

Eptinezumab zeichnet sich durch einen schnellen Wirkeintritt nach Verabreichung aus. | Bild: LIGHTFIELD STUDIOS / AdobeStock 

Mehr als drei Jahre nachdem die EU mit Erenumab in Aimovig® (Novartis) den ersten Migräne-Antikörper zugelassen hatte, hat sich die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) am 11. November für die Zulassung des mittlerweile vierten Antikörpers zur Migräneprophylaxe ausgesprochen: Es geht um Eptinezumab in Vyepti®.

Prophylaxe bei mindestens vier Migränetagen im Monat

Eptinezumab soll Migräneanfällen bei Erwachsenen vorbeugen, wenn diese an mindestens vier Tagen im Monat an Migräne leiden. Die Gabe erfolgt als intravenöse Infusion mit 100 mg Eptinezumab im Abstand von drei Monaten. Der Humanarzneimittelausschuss der EMA sieht den Nutzen von Vyepti® in einer „monatlichen Verringerung der Migränetage“. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Überempfindlichkeitsreaktionen und Nasopharyngitis.

Eptinezumab darf nur bei Erwachsenen angewendet werden

Wie auch die bereits zugelassenen und eingesetzten Migräne-Antikörper adressiert Eptinezumab das CGRP-System. CGRP steht für Calcitonin Gene-Related Peptide – ein Neuropeptid, das aktuellen Erkenntnissen zufolge eine wichtige Rolle in der Pathogenese von Migräne spielt. 

Zwischen den Migräne-Antikörpern gibt es sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede. So einen Erenumab, Fremanezumab (Ajovy®), Galcanezumab (Emgality®) und Eptinezumab ihr Anwendungsgebiet – alle dürfen ausschließlich bei erwachsenen Migränikern mit einer Mindestzahl von vier monatlichen Migränetagen angewendet werden.

Intravenöse Verabreichung alle drei Monate

Allerdings unterscheiden sich die Migräne-Antikörper in ihrer Verabreichungsart: Erenumab, Fremanezumab und Galcanezumab können subkutan appliziert werden, was eine Selbstverabreichung durch den Patienten erlaubt. Eptinezumab hingegen erhalten die Migräniker als intravenöse Infusion, und das schließt eine Eigenverabreichung aus. Erenumab und Fremanezumab liegen als Fertigpen und Fertigspritze vor, Lilly bietet bei Galcanezumab lediglich einen Fertigpen an. 

Auch müssen die Antikörper unterschiedlich häufig verabreicht werden: Für Erenumab sieht Novartis ein vierwöchiges Dosierintervall vor, Lilly hat für Galcanezumab die Zulassung zur monatlichen Verabreichung. Fremanezumab kann sowohl monatlich wie auch vierteljährlich gespritzt werden, Eptinezumab sieht ebenfalls ein dreimonatiges Dosierintervall vor.

Eptinezumab: schneller Wirkeintritt

Auch wenn alle Antikörper im CGRP-System wirken, so neutralisiert nur Erenumab den CGRP-Rezeptor, die anderen drei Antikörper binden CGRP direkt. Bleibt die Frage, wie Lundbeck – der künftige Zulassungsinhaber von Vyepti® – Eptinezumab als vierten Antikörper in der Migräneprophylaxe noch etablieren will. 

Allerdings: So spät Eptinezumab auch kommen mag und so wenig patientenfreundlich die Verabreichung via intravenöser Infusion erscheint – Eptinezumab könnte letztlich einen anderen Benefit in die Migränetherapie bringen. Denn Eptinezumab scheint besonders rasch zu wirken, was vielleicht durch die intravenöse Gabe erklärbar ist. 

So hatten die Autoren der S1-Leitlinie „Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Antikörpern gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor“ Daten zum ungefähren Wirkeintritt der Migräne-Antikörper analysiert. Sie kamen für Erenumab und Galcanezumab zu einem Wirkeintritt zwischen ein und zwei Wochen nach Injektion. Besonders rasch wirkte aber Eptinezumab: und zwar bereits am Tag eins nach der Verabreichung.

Hilft Eptinezumab auch bei akuter Migräne?

Zudem könnte Eptinezumab mit einem weiteren Vorteil aufwarten: Einer jüngst im amerikanischen Ärzteblatt „JAMA“ veröffentlichten Studie (RELIEF) zufolge half Eptinezumab nicht nur in der Vorbeugung von Migräneattacken. Der Antikörper wirkte auch bei akuten Migräneanfällen: Die Migräniker waren häufiger, schneller und länger kopfschmerzfrei, auch verschwanden Migräne-Begleitsymptome wie Übelkeit, Lärm- und Lichtempfindlichkeit unter Eptinezumab rascher als nach Placebo-Infusion.

Ob Eptinezumab auch zur Behandlung akuter Migräne einmal zur Zulassung gebracht wird, bleibt abzuwarten. Nun fehlt nach Zulassungsempfehlung des CHMP erst noch die formelle Zulassung von Vypeti® zur Prophylaxe der Migräne. Diese muss die Europäische Kommission (EC) erteilen. Die EC folgt in der Regel der wissenschaftlichen Einschätzung der EMA.