Tipps für die Beratungspraxis: Bindehautentzündung bei Kindern
Eine Konjunktivitis kann verschiedene Ursachen wie Infektionen, Allergien oder Irritationen haben sowie im Rahmen von Erkrankungen auftreten. Konjunktivitiden, die durch Bakterien oder Viren ausgelöst wurden, sind hochansteckend und werden vor allem durch Schmierinfektion übertragen.
Allgemeine Maßnahmen bei Konjunktivitis
- Auf eine gute Händehygiene der ganzen Familie achten.
- Hand-Augen-Kontakt beim Kind vermeiden und nach Kontakt sofort Hände reinigen.
- Separate (Einmal-)Hygieneartikel und Handtücher verwenden und nach Gebrauch gründlich waschen bzw. verwerfen.
Therapie mit Augentropfen und -salben
Die Therapie von Konjunktivitiden erfolgt in der Regel lokal mittels Augentropfen oder -salben. Bei leicht geröteten, brennenden oder juckenden Konjunktivitiden mit oder ohne Augentränen, ohne Eiter und ohne Anzeichen für eine allergische Genese werden beispielsweise isotonische Kochsalzlösung (NaCl 0,9%) oder Euphrasia Augentropfen eingesetzt. Bei bakteriellen Infektionen kommen antibiotische Augentropfen oder -salben zum Einsatz (beispielsweise Gentamicin oder Kanamycin). Bei viralen Infektionen erfolgt eine abschwellende Behandlung (z. B. mit Tetryzolin), bei allergischen Konjunktivitiden hingegen die Applikation eines Antihistaminikums.
Anwendungsregeln für antibiotische Augentropfen und -salben
- Anwendung 3-mal 1 Tropfen pro Tag in beide Augen (das gesunde Auge wird immer mitbehandelt).
- Therapiedauer mindestens fünf Tage; bei anhaltender Symptomatik Therapie bis zwei Tage nach Abklingen der Symptome fortsetzen.
- Bei kombinierter Anwendung von Tropfen und Salbe werden tagsüber die Tropfen und zur Nacht die Salbe angewendet.
Babys und Kleinkinder: Applikation im Liegen
Säuglinge und Kleinkinder sollten während der Applikation auf den Rücken gelegt werden. Falls möglich, sollte mithilfe eines Kissens der Nacken ein wenig überstreckt werden. Ältere Kinder können im Sitzen den Kopf in den Nacken legen. Das Unterlid wird dann vorsichtig heruntergezogen und der Tropfen in den Bindehautsack gegeben. Alternativ kann das Unterlid unterhalb der Wimpern vorsichtig ein wenig nach vorn gezogen werden, sodass eine Art „Tasche“ entsteht, die den Tropfen aufnimmt.
Während das Lid vorsichtig in die ursprüngliche Position gebracht wird, kann man das Kind animieren, nach oben zu schauen. Danach sollte es die Augen sanft schließen, möglichst ohne dabei heftig zu blinzeln oder zu zwinkern, da dies den Abtransport des Arzneimittels über den Tränen-Nasen-Kanal beschleunigt. Sinnvoll ist es, das Auge unter dem geschlossenen Lid zur Verteilung des Arzneistoffs vorsichtig zu bewegen. Empfehlenswert ist es auch, sanft auf die Innenseite des Auges zu drücken, um ein sofortiges Abfließen über den Tränen-Nasen-Kanal zu verhindern und das Arzneimittel zu verteilen.
Augensalben werden nach vorsichtigem Herunterziehen des Unterlids behutsam in den Unterlidsack gegeben. Danach sollte das Auge einige Minuten geschlossen bleiben.
Im Notfall: Tropfen in den inneren Lidwinkel
Bei besonders wehrhaften Babys und Kleinkindern, die die geschilderte konjunktivale Anwendungsprozedur nicht tolerieren, werden Augentropfen am besten kanthal appliziert. Dabei werden die Tropfen in den inneren Lidwinkel (Canthus medialis) des geschlossenen Auges getropft, während sich das Kind in völlig waagerechter Position befindet, also ohne Kopfkissen ganz flach liegt. Der Lidwinkel muss gegebenenfalls zuvor von Schmutz oder Sekretresten gesäubert werden. Dann zieht man das Unterlid vorsichtig ein wenig nach vorn und die Tropfen werden aufgenommen. Wenn das schlafende Kind durch die Prozedur doch aufwacht, fließen die Tropfen beim spontanen Öffnen der Lider auf die Horn- und Bindehaut ab.
Vorsicht bei der Anwendung!
In der Beratung bei der Abgabe von Augenarzneimitteln sind die Eltern besonders darauf hinzuweisen, dass die Tropferspitze bzw. bei Augensalben die Tüllenspitze nicht mit Augen oder Wimpern in Berührung kommen darf. Augentropfenbehältnisse müssen streng hygienisch gehandhabt werden, um den mikrobiellen Status des sterilen Arzneimittels und des vorderen Augenabschnittes nicht zu verschlechtern. Daher sollten die Hände vor der Anwendung gründlich gewaschen werden. Man sollte darauf achten, dass mit der Tropferspitze weder das Auge noch andere Verunreinigungsquellen berührt werden dürfen. Zudem sollten Mehrdosenpackungen immer nur von einer Person verwendet werden.